Brexit-Schock lastet weiter auf den Börsen
27. Juni 2016Der Dax fiel zur Eröffnung um ein halbes Prozent auf 9517 Punkte und dreht schon wenige Minuten nach Handelsstart ins Plus. Der britische Leitindex gab 0,8 Prozent nach. Am Freitag waren Aktienbörsen weltweit in die Tiefe gerauscht, weil die Briten in einem Referendum für den Ausstieg aus der Europäischen Union (EU) gestimmt hatten. Politiker fordern nun ein rasches Ausscheiden des Königreichs, um einen Neuanfang für die EU zu erleichtern.
Die Unsicherheit setzte auch dem Pfund Sterling zu. Es fiel zu Wochenbeginn um rund zwei Prozent auf 1,3445 Dollar. Am Tag nach der Volksabstimmung hatte das Pfund um elf Prozent nachgegeben. Der Euro gab um knapp ein Prozent auf 1,1041 Dollar nach.
Bei den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt stachen Fresenius heraus. Nach einem überraschenden Wechsel an der Firmenspitze fielen die Titel des Gesundheitskonzerns zur Eröffnung um rund ein Prozent.
Fernöstliche Märkte uneinheitlich
Die fernöstlichen Aktienbörsen tendierten uneinheitlich. Während sie in Japan und China nach den Verlusten vom Freitag wieder in den grünen Bereich stiegen, setzten sie in anderen asiatischen Ländern ihren Abwärtstrend fort. "Die Dinge sind so ungewiss, dass Anleger noch immer keine klaren Vorstellungen haben, wie viele ihrer Risiko-Positionen sie verkaufen sollen", sagte Hiroko Iwaki von Mizuho Securities. Man könne aber sicher davon ausgehen, dass die Investoren noch nicht alle notwendigen Verkäufe getätigt hätten. "Ich wäre nicht überrascht, einen weiteren zehnprozentigen Fall der Kurse zu erleben", sagte sie.
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 2,4 Prozent höher bei 15.309 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 1,8 Prozent und lag bei 1226 Punkten.
Die Börse in Shanghai lag 1,2 Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen gewann 1,3 Prozent. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans fiel um 0,4 Prozent.
Der Dollar wurde mit 101,86 Yen gehandelt nach 102,19 Yen in den USA.
"Neu-Kalibrierung der Welt"
Zu den Fragen, die sich die Börsianer jetzt stellen, gehört die nach den Auswirkungen des Referendums für die Konjunktur in Großbritannien und der EU. Außerdem steht die Zukunft des Finanzhandelsplatzes London infrage. Dies belastet vor allen die Kurse von Bankaktien. "Wir glauben, der Brexit könnte nur die erste Überraschung in einer Neu-Kalibrierung der Welt sein, weg von der Globalisierung und hin zu einer mehr nach innen gerichteten Politik", erklärte Ajay Singh Kapur von der Bank of America Merrill Lynch in Hongkong.
Der britische Finanzminister George Osborne hatte vor dem Börsen-Start in Europa versucht, die nach dem Brexit-Votum in Unruhe versetzten Märkte zu beruhigen. "Die britische Wirtschaft ist von Grund auf stark, hochgradig wettbewerbsfähig und offen für Investitionen", sagte Osborne am Montagmorgen. Nun gehe es darum, sich mit den EU-Ländern auf ein möglichst vorteilhaftes Handelsabkommen zu einigen. Er wolle dabei eine aktive Rolle spielen, sagte Osborne.
ul/iw (rtr, afp, dpa)