BRICS: Wer ist das und warum sind sie wichtig?
7. Juli 2025
Die stetig wachsende Gruppe der BRICS-Staaten will den Handel und den Technologieaustausch innerhalb des Blocks stärken und so den Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump trotzen. Brasiliens Präsident Luis Inácio Lula da Silva wird die dreitägigen Gespräche moderieren.
An den Gesprächen werden unter anderem der indische Premierminister Narendra Modi und der chinesische Ministerpräsident Li Qiang teilnehmen. Wladimir Putin jedoch nicht: Der Kreml erklärt, dass der russische Präsident, gegen den ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit Moskaus Invasion in der Ukraine vorliegt, nicht erscheinen wird.
Wie es zur BRICS-Gründung kam
Der Ökonom Jim O'Neill von Goldman Sachs prägte den Begriff BRIC im Jahr 2001. Er bezeichnete damit die Gruppe Brasiliens, Russlands, Indiens und Chinas als schnell wachsende Volkswirtschaften, die das Potenzial hätten, bis 2050 zu globalen Wirtschaftsmächten zu werden.
Trotz unterschiedlicher politischer Ideologien und Sozialstrukturen übernahmen die politischen Entscheidungsträger in Brasilia, Moskau, Neu-Delhi und Peking die Initiative und führten zunächst informelle Gespräche zwischen Außenministern, um den Grundstein für eine Zusammenarbeit zu legen.
Der erste Gipfel der BRIC-Staats- und Regierungschefs fand 2009 im russischen Jekaterinburg statt. Ein Jahr später wurde Südafrika eingeladen, dem aufstrebenden Block beizutreten, und dem Abkürzung BRIC wurde ein "S" hinzugefügt. Die Gründung der BRICS-Staaten wird seither als große Herausforderung für die seit dem Zweiten Weltkrieg dominierenden, von den USA angeführten globalen politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Systeme beschrieben.
Eigene BRICS-Währung?
Die ursprünglichen Mitglieder setzten sich für eine multipolare Weltordnung und eine stärkere Mitsprache der Länder des Globalen Südens ein. Die BRICS haben eine Alternative zur Weltbank geschaffen, die Infrastruktur- und Entwicklungsprojekte finanziert, sowie einen neuen Mechanismus zur finanziellen Unterstützung in Wirtschaftskrisen, der teilweise mit der Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF) konkurriert.
Die politischen Entscheidungsträger von BRICS haben auch die Möglichkeit erwogen, eine eigene Währung einzuführen, um dem US-Dollar, der Reservewährung der Welt, Konkurrenz zu machen, doch der Weg dahin ist noch lang. Der Block war sehr daran interessiert, andere Entwicklungsländer aufzunehmen.
BRICS - ein rasantes Wachstum
Der Block besteht mittlerweile aus zehn Ländern - zu den ursprünglichen fünf sind Ägypten, Äthiopien, der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und Indonesien gestoßen. Obwohl die BRICS-Staaten nach wie vor ein informeller Block sind, bezeichnete das Brasilianische Zentrum für Internationale Beziehungen (CEBRI) sie letzte Woche in einem Vorschaubericht zum Gipfel an diesem Wochenende als "den ersten transregionalen Zusammenschluss nicht-westlicher Staaten".
Obwohl es weder einen Gründungsvertrag noch ein Sekretariat oder Hauptquartier gibt, haben sich die BRICS-Staaten - auf dem Papier - zu einer bedeutenden geopolitischen und wirtschaftlichen Macht entwickelt. Der Block repräsentiert mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung und trägt mehr als ein Drittel zum globalen Wirtschaftswachstum (gemessen an der Kaufkraftparität) bei und übertrifft damit das der G7-Gruppe der Industrienationen.
Die BRICS-Staaten kontrollieren dank neuer Mitglieder wie dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten zudem bedeutende Rohstoffmärkte, darunter rund 40 Prozent der weltweiten Ölproduktion. Der BRICS-Website zufolge kontrollieren sie zudem fast drei Viertel der Seltenen Erden. Der Handel untereinander hat der Website zufolge bereits die Marke von einer Billion US-Dollar (850 Milliarden Euro) überschritten.
Der Block versucht, seinen Handel vom US-Dollar zu lösen - ein Prozess, der als De-Dollarisierung bekannt ist. Der Handel innerhalb des BRICS-Systems erfolgt zunehmend in lokalen Währungen und über alternative Zahlungssysteme zur vom Westen unterstützten Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication (SWIFT).
Die Pläne für eine BRICS-Währung sind jedoch aufgrund des Widerstands einiger Mitglieder, insbesondere Indiens, angesichts der wirtschaftlichen Dominanz Chinas ins Stocken geraten. Die Pläne wurden weiter blockiert, als Trump die BRICS-Staaten warnte, dass der Block im Falle der Ankündigung einer gemeinsamen Währung mit 100-prozentigen Zöllen auf Importe in die USA rechnen müsste.
Weitere BRICS-Kandidaten
BRICS steht vor einem explosiven Wachstum: Laut der Website des Blocks haben 44 Nationen entweder offiziell eine Mitgliedschaft beantragt oder sondieren einen Beitritt. Allein in diesem Jahr wurden Weißrussland, Bolivien, Kuba, Kasachstan, Malaysia, Thailand, Vietnam, Uganda und Usbekistan zu Partnerländern unter dem Namen 'BRICS+' - ein Auftakt zur formellen Mitgliedschaft.
Weitere Nationen, die Interesse an einem Beitritt bekundet haben, sind: Aserbaidschan, Bahrain, Bangladesch, Burkina Faso, Kambodscha, Tschad, Kolumbien, die Republik Kongo, Äquatorialguinea, Honduras, Laos, Kuwait, Marokko, Myanmar, Nicaragua, Pakistan, die Palästinensischen Gebiete, Senegal, Südsudan, Sri Lanka, Syrien, Venezuela und Simbabwe.
Saudi-Arabien, das enge Beziehungen zu den Vereinigten Staaten pflegt, sollte BRICS bereits letztes Jahr beitreten, hat aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Auf der BRICS-Website ist das Königreich jedoch als Mitglied aufgeführt.
Wohin geht der BRICS-Weg?
China und Russland positionieren BRICS aktiv als Gegengewicht zur westlichen Hegemonie, während Indien und Brasilien der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Vorrang vor geopolitischer Konfrontation einräumen, was möglicherweise zu Spannungen innerhalb des Blocks führt. Neben dem Grenzstreit zwischen China und Indien könnten auch andere Rivalitäten die Fähigkeit des Blocks schwächen, seine Interessen durchzusetzen: Da sind etwa die Konflikte zwischen dem Iran und Saudi-Arabien - falls es beitritt - oder zwischen Ägypten und Äthiopien um einen Staudamm am Blauen Nil in Äthiopien.
Die fest verwurzelte Rolle der US-Währung im Welthandel und Pekings Beschränkungen der Verwendung des chinesischen Yuan im internationalen Handel könnten die Bemühungen um eine De-Dollarisierung behindern. Manche sehen darin eher einen Versuch Pekings und Moskaus, westliche Sanktionen zu umgehen, als eine realistische Strategie für eine neue Reservewährung.
Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Mitgliedern stellen eine weitere Herausforderung für die BRICS-Staaten dar. Chinas BIP etwa übersteigt das von Südafrika oder neueren Mitgliedern wie Äthiopien bei weitem, und es besteht die Gefahr, dass die Prioritäten zugunsten der Interessen Pekings verschoben werden.
Es gibt auch wachsende Bedenken darüber, wie Demokratien wie Indien und Brasilien mit Autokratien wie China, Iran und Russland zusammenarbeiten können. O'Neill, der den Begriff BRIC geprägt hat, hält den Zusammenschluss mittlerweile für ein gescheitertes Projekt und schrieb im November, die BRICS erfüllte keinen wirklichen Zweck, "außer symbolische Gesten und hochtrabende Rhetorik zu produzieren".
Der Beitrag wurde aus dem Englischen adaptiert.