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Treffen der Erzfeinde

Peter Philipp10. März 2007

Knapp vier Jahre nach Saddam soll in Bagdad erstmals bei einer internationalen Konferenz nach einem Ausweg aus der Spirale von Gewalt und Terror gesucht werden. Neu ist die Idee nicht, schreibt Peter Philipp.

Höchste Sicherheitsvorkehrungen in BagdadBild: AP

Bereits vor einem Jahr hatte es zaghafte Versuche des US-Botschafters in Bagdad gegeben, Kontakte mit dem Iran herzustellen, um mit diesem und der irakischen Regierung über die Entwicklung im Irak zu diskutieren. Man kam nicht weit. Nach anfänglicher Zustimmung verlor man sowohl in Washington als auch in Teheran das Interesse: Die USA wollten ihre Strategie im Atomstreit mit Teheran nicht gefährden, der Iran wollte nicht von seiner Verteufelung des "großen Satan" Washington abrücken.

Keine schlechte Idee

Ein zweiter Vorstoß wurde dann Ende letzten Jahres unternommen. Da empfahl die Baker-Hamilton-Kommission in ihrem Untersuchungsbericht über Auswege aus der irakischen Verstrickung, man solle die Nachbarn des Zweistromlandes mehr einbinden. Besonders Syrien und den Iran - beides Länder, die auf der "schwarzen Liste" der US-Regierung stehen, die aber durch ihre Nähe zum Irak und ihre Interessen im Irak eine wichtige Rolle spielen.

Nach anfänglicher Ablehnung durch das Weiße Haus begann man dort langsam einzusehen, dass ein Treffen mit Vertretern dieser Staaten vielleicht doch keine so schlechte Idee wäre. Und nach einigem Zögern in Washington - und ebenso in Teheran - war man bereit, die Einladung der irakischen Regierung anzunehmen. Nun trifft man sich an diesem Wochenende (10.3./11.3.) in Bagdad: Vertreter der Regierung Nuri al-Maliki mit den Botschaftern und anderen Vertretern der USA, des Iran und Syriens. Dabei sein werden voraussichtlich auch Vertreter anderer Nachbarn, wie Saudi-Arabien und Jordanien.

Der Krieg kann nicht mehr gewonnen werden

Autobombenanschlag im IrakBild: AP

Thema der Gespräche ist die Lage im Irak und, ob es Möglichkeiten und Wege gibt, die verfahrene Situation dort durch eine gemeinsame Anstrengung zu beruhigen, für mehr Ruhe und Sicherheit zu sorgen und gleichzeitig, den Weg zu ebnen für einen amerikanischen Abzug. Die Konferenz, die gefolgt sein soll von einem Außenminister-Treffen derselben Staaten möglicherweise in Istanbul - muss versuchen, die unterschiedlichen und teilweise widersprüchlichen Interessen der Irak-Nachbarn auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.

Förderlich hierfür ist die wachsende Bereitschaft der Vereinigten Staaten, sich aus dem Irak zurückzuziehen, solange dies nicht als Niederlage interpretiert wird. Den Traum von der Errichtung eines freiheitlich-demokratischen Staatswesens an Euphrat und Tigris hat man in Washington anscheinend aufgegeben. Immer mehr führende Militärs mahnen, dass dieser Krieg nicht mehr gewonnen werden könne und die Demokraten haben gerade das Ziel verkündet, das Jahr 2008 zum Jahr des Abzuges zu machen.

Ruhe und Ordnung im Irak

Terror im IrakBild: AP

Allen ist aber auch klar, dass ein solcher Abzug nicht das grüne Licht sein darf für eine weitere Verschärfung der bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, unter denen der Irak in letzter Zeit in zunehmendem Maße leidet. Saudi-Arabien hat bereits gedroht, bei weiterem Druck auf die sunnitische Minderheit im Irak dieser zu Hilfe zu kommen, und Syrien wird von Washington schon lange als Helfer der sunnitischen Aufständischen abgestempelt. Der Iran wiederum steht naturgemäß auf Seiten der schiitischen Mehrheit im Irak, wobei freilich bisher keine Beweise für die Vorwürfe der Amerikaner vorliegen, Teheran rüste die Schiiten aus und trainiere sie, um Angriffe auf die US-Truppen durchzuführen.

Das gemeinsame Interesse, das die Konferenzteilnehmer zusammenbringt: Man will Ruhe und Ordnung im Irak, man will nicht, dass erneut Gefahren von diesem Land für dessen Nachbarn drohen. Und so ist man trotz aller sonstigen Differenzen und Meinungsverschiedenheiten bereit, sich an einen Tisch zu setzen und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.

Auftakt zu einer Beruhigung?

Wenn man sich wirklich an die Arbeit macht und sich nicht auf gegenseitige Vorwürfe beschränkt oder einander aus dem Wege geht, könnte dies der Auftakt zu einer Beruhigung im Irak werden. Ob es zu mehr reicht, muss bisher bezweifelt werden: Selbst wenn Washington mit einem Teil der von ihm deklarierten "Achse des Bösen" über den Irak spricht, so heißt das noch lange nicht, dass man einander auch in anderen Fragen - etwa mit dem Iran in der Atomfrage oder mit Syriern in der Frage des Libanon - näher kommt. Auch der kleinste Erfolg in den Irak-Gesprächen könnte allerdings auch in den anderen Fragen das Klima verbessern.

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