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GesellschaftNordamerika

Twitter: Bringt Meta mit Threads die Alternative?

4. Juli 2023

Twitters Ruf hat nach der Übernahme durch Elon Musk Schaden genommen. Doch es gab keine echte Alternative. Jetzt will Mark Zuckerberg den Markt aufmischen. Was man über die "Threads"-App wissen muss.

Instagram Threads / Symbolbild
Bild: Justin Sullivan/Getty Images

Für viele Twitter-Nutzende war am Wochenende das Maß voll: Denn der Eigner des Kurznachrichtendienstes Elon Musk legt ein Limit fest, wie viele Tweets man sehen kann. Langjährige Nutzende können danach nur noch 600 Tweets sehen, Neumitglieder nur noch 300. Wer mehr wollte, war gezwungen, ein kostenpflichtiges Abonnement abzuschießen. 

Umgehend trendete der Hashtag #RIPTwitter. Viele Nutzende drohten öffentlich, der Plattform den Rücken zu kehren.

Denn seit Elon Musk im Oktober 2022 Twitter übernahm, ist nichts mehr wie vorher: Accounts, die wegen der Verbreitung von Hasstiraden und Verschwörungstheorien gesperrt waren, wurden wieder entsperrt. Das Häkchen, das verifizierte Accounts anzeigte, wurde getilgt, dafür konnte man sich ein ähnliches Häkchen kaufen. Presseanfragen wurden mit einem Kackhaufen-Emoji beantwortet. Die Folge: Anzeigenkunden und Nutzende zogen sich massenhaft zurück. Dennoch blieben viele Politikerinnen, Wirtschaftsbosse, Journalistinnen oder Aktivisten auf der Plattform - aus Mangel an Alternativen.

Was ist die Meta-Alternative zu Twitter?  

Doch genau die scheint es jetzt zu geben. Ausgerechnet Meta-CEO Mark Zuckerberg will ein Konkurrenzprodukt auf den Markt bringen. Im den US-App-Stores von Appleund Google wurde die "Instagram"-Anwendung namens "Threads" schon für diesen Donnerstag angekündigt.

Elon Musk steht wegen etlicher Entscheidungen als Twitter-CEO in der KritikBild: Susan Walsh/AP/picture alliance/dpa

Im "Google Play Store" heißt es dazu: "In Threads kommen Communities zusammen, um alles zu diskutieren, von den Themen, die Sie heute interessieren, bis hin zu den Trends von morgen. Was auch immer Sie interessiert, Sie können Ihren Lieblingsschöpfern und anderen, die die gleichen Dinge lieben, folgen und direkt mit ihnen in Kontakt treten - oder eine treue Fangemeinde aufbauen, um Ihre Ideen, Meinungen und Kreativität mit der Welt zu teilen."

In der Europäischen Union wird Threads allerdings "auf absehbare Zeit" nicht kommen. Das berichtet der Irish Independent unter Berufung auf Irlands Datenschutzbehörde. Danach soll Threads zuerst nur in den USA und in Großbritannien veröffentlicht werden.

Ist "Threads" eine ernsthafter Konkurrenz?

Da die neue App mit der Foto- und Videoapp Instagram verknüpft ist und man sich mit einem bestehenden Account einloggen kann, startet Threads nicht mit null Nutzenden. Instagram nutzen weltweit rund eine Milliarde Menschen - deutlich mehr als Twitter, das Ende 2022 von knapp 370 Millionen Menschen genutzt wurde. Damit könnte Twitter erstmals ein wirklich ernstzunehmender Konkurrent erwachsen.

Meta Platforms hat alle finanziellen Möglichkeiten, für die neue Plattform zu werben. Mit anderen hauseigenen Produkten wie Facebook, Facebook Gaming und WhatsApp verfügt Meta auch über reichweitenstarke Ausspielwege für Werbung. Und mit Facebook Messenger, Instagram Messenger und WhatsApp besitzt der Konzern zudem mehrere textbasierte Dienste und damit auch Erfahrung mit dem Austausch von Texten.

Hassen sich Elon Musk und Mark Zuckerberg? 

Die beiden Chefs von Twitter und Meta Platforms pflegen ihre gegenseitige Abneigung öffentlich, die Zeitung Wall Street Journal spricht von einer jahrelangen Fehde zwischen den zwei Milliardären. Vor zwei Wochen erreichte der Konflikt eine neue Dimension: Elon Musk kündigte angesichts erster Gerüchte über Metas neue App scherzhaft an, dass er in einem Zweikampf gegen Zuckerberg antreten wolle.     

Der reagierte kurz und knapp und mit einem Instagram-Post: "Nenn' mir den Ort." "Vegas Octagon“, twitterte Musk zurück und bezog sich dabei auf einen Ort, in dem Meisterschaftskämpfe im Vollkontakt-Kampfsport Mixed Martial Arts (MMA) ausgetragen werden.

Ob die beiden das ernst meinen, ist unklar. Im Internet löste die Ankündigung jedenfalls zahlreiche Memes und Voraussagen über den mutmaßlichen Ausgang aus. Zuckerberg gilt dabei als klarer Favorit, denn er betreibt seit Jahren den Kampfsport Jiu-Jitsu, während Elon Musk als unsportlich gilt. "Bitte lieber Gott, mach, dass das wahr wird", schrieb die von Musk mehrfach auf Twitter gesperrte Technologie-Journalistin Taylor Lorenz.

Was ist mit "Mastodon"?

Schon direkt nachdem Musk Twitter übernommen hatte, galt die App "Mastodon" bei vielen als ernsthafte Konkurrenz. Denn der nach einem steinzeitlichen Tier benannte Dienst ist Teil des offenen Fediverse - also einem Netzwerk kooperierender, aber voneinander unabhängiger sozialer Netzwerke und Dienste. Das schließt Alleingänge à la Musk aus.

Dennoch konnte sich die Plattform nicht durchsetzen - sie hat nicht mal zwei Millionen Nutzende weltweit. Als ein möglicher Grund gilt die gewöhnungsbedürftige Bedienung. Die Journalistin Samira El Ouassil beschreibt sie so: "Die Handhabung ist geschmeidig wie ein stumpfer Stein bei der Jagd, die Benutzeroberfläche spielerisch wie AOL-Chats in Keilschrift. Es fühlt sich an, wie aus einer Zeit, als das Internet noch aus Holz war."

Will einen dezentralisierten Kurznachrichtendienst auf den Weg bringen. Twitter-Mitgründer Jack DorseyBild: Joe Raedle/Getty Images

Was macht das Projekt des Ex-Twitter-Chefs Jack Dorsey?

"Bluesky" dagegen - so der Name eines Projekts von Ex-Twitter-Chefs Jack Dorsey - sieht fast aus wie Twitter, ist aber dezentral organisiert. Der Twitter-Mitgründer wollte eine offenere Alternative zum zunehmend zentralisierten Twitter-Konzern schaffen. Es gibt die Plattform seit März in einer Beta-Version, zu der man eingeladen werden muss. Als Begründung werden Performance-Probleme genannt. Auf der Website heißt es aber: "Wir freuen uns, bald mehr Nutzer in unserer Beta willkommen zu heißen!" Zeitweise wurden Einladungs-Codes auf Ebay für mehrere hundert Dollar gehandelt. Ob die App - wenn sie richtig funktioniert - mehr als ein Nischendasein haben wird, ist allerdings fraglich.

Und was macht Donald Trump?

Nachdem Donald Trumps Twitter-Account wegen seiner Aufrufe zur Erstürmung des Capitols zwischenzeitlich gesperrt wurde, baute der abgewählte US-Präsident einen eigenen Twitter-Konkurrenten auf. Die Plattform "Truth Social" scheint aber nicht sehr erfolgreich zu sein. Laut Schätzungen nutzen rund fünf Millionen das Netzwerk. Mit den Plattformen "Gab", "Parler" und "Gettr" gibt es zudem drei weitere Angebote, die sich an rechtsgerichtete US-Amerikaner wenden. Nach eigenen Angaben machte Trump damit lediglich 201 Dollar Gewinn. Er hält 90 Prozent an Truth Social.