Brisante Papiere für Pussy-Riot-Aktivist Wersilow?
19. September 2018Pjotr Wersilow sollte nach Angaben der Zeitung "Nowaja Gaseta" am vergangenen Donnerstag einen Abschlussbericht von ausländischen Experten über die Hintergründe der Ermordung russischer Journalisten in der Zentralafrikanischen Republik Ende Juli erhalten. Am selben Tag wurde er mit Vergiftungssymptomen in eine Moskauer Klinik eingeliefert. Seit Sonntag wird er in der Berliner Charité-Klinik behandelt.
War Wersilow in brisante Ermittlungen involviert?
Laut "Nowaja Gaseta" soll Wersilow mit einem der in der Zentralafrikanischen Republik ermordeten Journalisten, Alexander Rastorgujew, befreundet gewesen sein. Angeblich habe der Aktivist sogar selbst an der Recherche-Reise nach Zentralafrika teilnehmen wollen. Er habe auch schon Flugtickets gehabt.
Doch Wersilow habe sich entschieden, in Russland zu bleiben, um sich an einer Aktion während der Fußball-WM zu beteiligen. Beim Endspiel zwischen Frankreich und Kroatien in Moskau lief Wersilow in einer sowjetischen Polizeiuniform auf das Spielfeld, um für die Freilassung politischer Gefangener in Russland zu demonstrieren.Von anderen Quellen wurde der Bericht der "Nowaja Gaseta" bisher noch nicht bestätigt. Für den Bericht spricht, dass sich Wersilow auf Twitter Ende Juli bestürzt über die Ermordung der russischen Journalisten in der Zentralafrikanischen Republik geäußert hatte. Er bezeichnete Rastorgujew als "einen der besten Doku-Regisseure" des Landes und nannte ihn liebevoll "Sascha". Doch es gibt auch Argumente, die an dem Bericht der "Nowaja Gaseta" zweifeln lassen. So waren alle drei ermordeten Journalisten erfahrene Kriegsreporter, während sich Wersilow als Künstler und politischer Provokateur einen Namen gemacht hatte.
Recherche über russische Söldner
Medienberichten zufolge hatten die drei Journalisten, Alexander Rastorgujew, Kirill Radtschenko und Orchan Dschemal, in Zentralafrika Nachforschungen über russische Söldner betrieben, die möglicherweise Verbindungen in die Politik haben. Die Journalisten waren in einem Mietwagen unterwegs, als sie angehalten und getötet wurden. Der Fahrer des Fahrzeugs überlebte unverletzt. Die Hintergründe der Tat sind bis heute unklar.
Die Recherchen waren von einem inzwischen beendeten Projekt in Auftrag gegeben worden, das von dem ehemaligen Öl-Milliardär und Kreml-Kritiker Michail Chodorkowskij finanziert wurde.