Briten bieten US-Präsident Trump pompösen Empfang
18. September 2025
Der britische König Charles III. hat US-Präsident Donald Trump auf Schloss Windsor zu einem Staatsbankett empfangen. In seiner Rede sagte der Monarch, beide Länder hätten in zwei Weltkriegen Seite an Seite gegen die "Kräfte der Tyrannei" gestanden. Dann fügte er hinzu: "Heute, da die Tyrannei Europa erneut bedroht, sind wir und unsere Verbündeten vereint in der Unterstützung der Ukraine, um Aggression abzuwehren und Frieden zu sichern."
Trump nickte ob dieser Worte. Der Republikaner hatte zuletzt Fragen aufkommen lassen, wie unverbrüchlich seine Unterstützung der Ukraine wirklich sei; zugleich zeigte er wiederholt offene Sympathie für den russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem er bei einem bilateralen Gipfel in Alaska vor einigen Wochen buchstäblich den roten Teppich ausgerollt hat.
"Zwei Noten in einem Akkord"
Beobachter werteten die Worte des Königs, der sich gemäß ungeschriebenen Gesetzen nicht in die Tagespolitik einmischt, daher als charmant bemäntelte Mahnung an den Gast. Charles III. beschrieb die USA und Großbritannien als "zwei Noten in einem Akkord" und fügte auch diesem Bild einen Unterton hinzu - "jede für sich schön, aber eigentlich dazu ersehen, gemeinsam gespielt zu werden".
Vor rund 100 geladenen Gästen setzte der König schließlich zu einem Lob an, dem - bei einigem Bedenken - ebenfalls eine Spitze innewohnte: "Nicht zuletzt" sei es Trumps "persönliches Engagement, Lösungen für einige der unlösbarsten Konflikte der Welt zu finden, um den Frieden zu sichern". Der Präsident hatte erst vor zwei Wochen verfügt, das US-Verteidigungsministerium wieder in "Kriegsministerium" umzubenennen.
Nicht eingelöste Versprechen
Sein Wahlversprechen, er werde Russlands Krieg gegen die Ukraine in kürzester Zeit beenden, konnte Trump ungeachtet aller diplomatischen Offensiven nicht einlösen. Und etliche der Konflikte, die laut einer Stellungnahme des Weißen Hauses durch das Zutun des Präsidenten einer Lösung zugeführt wurden, sind bei genauerem Hinsehen nur oberflächlich befriedet: sei es zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda, zwischen Kambodscha und Thailand oder gar zwischen Israel und dem Iran.
Charles III., der seit Jahrzehnten Naturschutzprojekte unterstützt, redete Trump, dessen Beziehung zur Umwelt vor allem monetär geprägt ist, mit Noblesse ins Gewissen: "Unser Vermächtnis für die nächsten 250 Jahre und darüber hinaus ist es, zu gewähleisten, dass unsere Kinder, Enkelkinder und die Generationen nach ihnen die Ehrfurcht und Pracht der Naturschätze erleben können, die sich auf dem Land, an den Küsten, in den Meeren und in den Nationalparks befinden, die von Ihren und meinen Vorgängern eingerichtet wurden."
Der Gast, der im Wahlkampf etwa hinsichtlich der Ölförderung mit Aussagen wie "Drill, Baby, drill!" ("Bohren, was das Zeug hält") nicht durch besondere Rücksicht auf ökologische Belange aufgefallen war, nickte auch bei diesen Passagen der Rede, die inmitten königlicher Prachtentfaltung an einer opulent gedeckten und geschmückten Tafel gehalten wurde.
Trump ist erklärtermaßen ein Fan der britischen Monarchie. 2019 war er bei seinem ersten Staatsbesuch von Queen Elizabeth II. empfangen worden. Nun wurde ihm als erstem US-Präsidenten die Ehre eines zweiten Staatsbesuchs zuteil, der allerdings weitgehend abgeschieden von der Öffentlichkeit stattfand, sofern man von medialen Übertragungen absieht.
"Nein zu Rassismus - nein zu Trump"
Der Grund: In London demonstrierten wie erwartet Tausende Menschen gegen den Gast aus Washington. Organisiert von der selbsternannten Stop Trump Coalition versammelten sich die Teilnehmer am Portland Place, um gemeinsam Richtung Parlament zu ziehen. Viele von ihnen hielten Schilder mit der Aufschrift "Nein zu Rassismus - nein zu Trump" in der Hand, auch Anti-Trump-Gesichtsmasken waren zu sehen.
Sogar das Stadtoberhaupt, Bürgermeister Sadiq Khan, wandte sich gegen den Besucher und schrieb in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Guardian", Trump und dessen Zirkel hätten in den vergangenen Jahren vielleicht am meisten dazu beigetragen, "die Flammen spaltender, rechtsextremer Politik auf der ganzen Welt anzufachen".
Später traf sich Trump unter anderem noch mit Premierminister Keir Starmer. Beide unterzeichneten ein milliardenschweres Abkommen, das die Zusammenarbeit in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Quantencomputing und Atomenergie stärken soll. "Es ist das größte Investitionspaket dieser Art in der britischen Geschichte", sagte Starmer nach den Gesprächen auf seinem Landsitz Chequers. US-Technologieriesen und Finanzkonzerne hatten zuvor Investitionen in einer Gesamthöhe von 150 Milliarden Pfund (knapp 104 Milliarden Euro) in Großbritannien über einen Zeitraum von mehreren Jahren zugesagt.
Im Mai hatten beide Länder einen Deal verkündet, der dem Vereinigten Königreich erheblich niedrigere Zölle für Exporte in die USA in Aussicht stellte als anderen westlichen Partnern. Ob allerdings der erhoffte Wegfall von US-Zöllen auf britische Ausfuhren von Stahl und Aluminium noch kommen wird, ist nach jüngsten Medienberichten höchst fraglich.
jj/pgr (dpa, afp, rtr)
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