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Politik

Britische Corona-Variante weiter auf dem Vormarsch

1. April 2021

Mittlerweile liegt der Anteil der ansteckenden britischen Corona-Mutation in Deutschland bei fast 90 Prozent. Die WHO kritisiert die langsame Impfkampagne in Europa und viele Staaten verschärfen ihre Corona-Maßnahmen.

Symbolfoto Corona-Schnelltest
Die steigende Zahl gemeldeter Corona-Neuinfektionen sei nicht auf Schnelltests zurückführen, sagt das RKIBild: Sebastian Gabsch/Geisler-Fotopress/picture alliance

Corona-Prognose für Deutschland: 60000 Infizierte pro Tag im April

03:43

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Die zuerst in Großbritannien entdeckte, sehr ansteckende Corona-Variante B.1.1.7 breitet sich weiter rasch in Deutschland aus. Sie habe einen Anteil von 88 Prozent erreicht, berichtete das Robert Koch-Institut (RKI). Mitte Februar lag dieser Wert bei 22 Prozent. Die Verbreitung der Variante sei besorgniserregend, weil sie "nach bisherigen Erkenntnissen deutlich ansteckender ist und vermutlich schwerere Krankheitsverläufe verursacht als andere Varianten." Es sei daher mit weiter steigenden COVID-Fällen in Kliniken zu rechnen.

Binnen eines Tages meldeten die deutschen Gesundheitsämter dem RKI 24.300 Corona-Neuinfektionen. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 201 neue Todesfälle verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 22.657 Neuinfektionen und 228 neue Todesfälle verzeichnet.

Inzidenz leicht gestiegen

Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI bundesweit bei 134,2 - und damit etwas über dem Niveau vom Vortag (132,3). 

Dabei lasse sich die steigende Zahl gemeldeter Corona-Neuinfektionen in Deutschland nach Erkenntnissen des RKI bisher nicht auf Schnelltests zurückführen. Es lasse sich "keine Verzerrung der Anzahl PCR-positiver Testergebnisse durch eine übergroße oder stark ansteigende Anzahl von positiven Antigentests nachweisen", heißt es.

Gesundheitsminister Jens Spahn informiert über die Impfungen in den Hausarztpraxen nach OsternBild: Hannibal Hanschke/REUTERS

Impfstart in Hausarztpraxen

Für die kommende Woche haben 35.000 Hausarztpraxen in Deutschland insgesamt 1,4 Millionen Corona-Impfdosen bestellt, sagt Gesundheitsminister Jens Spahn. Man könne 940.000 Dosen liefern, die dann auch verimpft würden. Die Lieferungen würde Ende April deutlich anziehen. Spahn sagte, der offizielle Start der Impfungen in den Hausarztpraxen am kommenden Dienstag werde daher "noch kein großer Schritt sein, aber ein wichtiger". Ende April nehme die Impfkampagne an Fahrt auf, und es werde möglich sein, den Arztpraxen wöchentlich mehr als drei Millionen Impfdosen zur Verfügung zu stellen, versicherte der Minister.

Zunächst werden die Hausarzt-Praxen in den kommenden zwei Wochen ausschließlich mit BioNTech-Impfstoff versorgt, sagte Spahn. Danach sollten zunächst BioNTech und AstraZeneca, eine weitere Woche später dann auch Johnson & Johnson als dritter Impfstoff an die Praxen geliefert werden. "Jede Impfdose sollte schnellstmöglich verimpft werden", sagte der Gesundheitsminister. Das Vakzin des Pharmaherstellers Moderna solle ausschließlich in Impfzentren verimpft werden.

Merkel mahnt zu Ostern 

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Bürgerinnen und Bürger vor den Ostertagen aufgerufen, sich konsequent an alle Regeln zur Kontaktbeschränkung zu halten. "Mit unserem Verhalten können wir das starke Wachstum der Infektionszahlen wieder bremsen, stoppen und dann umkehren. Auch darum geht es an Ostern in diesem Jahr", sagte Merkel in ihrem Video-Podcast. Ärzte und Pflegekräfte könnten den Kampf gegen die dritte Welle der Pandemie alleine nicht gewinnen. "Wir sollten sie nicht allein lassen, sondern sie mit unserem Verhalten unterstützen", appellierte Merkel und ergänzte: "Wir werden das Virus gemeinsam besiegen."

Für die nächsten Tage heiße das vor allem, "dass es ein ruhiges Osterfest werden soll, eines im kleinen Kreis, mit sehr reduzierten Kontakten", sagte Merkel. "Es wird leider noch einmal ein Ostern mit Einschränkungen sein müssen." Sie bitte die Menschen dringend, "alle nicht zwingenden Reisen zu verzichten". Zugleich wolle sie den Menschen Mut machen, "denn diese noch einmal wirklich schwierige
Phase der Pandemie ist anders als ihr Beginn vor einem Jahr", sagte Merkel. "Wir haben jetzt zwei ganz handfeste Helfer, die wir im letzten Jahr noch nicht hatten" - die Tests und die Impfungen.

Ärzte in einem Krankenhaus in Mailand: Die italienische Regierung verpflichtet das Gesundheitspersonal zur ImpfungBild: Reuters/F. Lo Scalzo

WHO kritisiert Europa

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Corona-Impfkampagne in Europa als "inakzeptabel langsam" angeprangert. "Impfstoffe sind gegenwärtig unser bester Weg, um aus dieser Pandemie herauszukommen", betonte WHO-Europa-Direktor Hans Kluge. Die langsame Verteilung der Vakzine in Europa führe zu einer "Verlängerung" der Pandemie. Die Verteilung der Impfstoffe müsse durch eine Ankurbelung der Produktion und den Abbau bürokratischer Hürden beschleunigt werden, forderte Kluge. "Jede einzelne Ampulle, die wir vorrätig haben, muss genutzt werden - jetzt."

Osten Österreichs geht in mehrtägigen Lockdown

In Österreich gehen einige Regionen angesichts einer drohenden Überlastung der Intensiv-Kapazitäten wieder in einen mehrtägigen Lockdown. In Wien, im Burgenland und in Niederösterreich schließen die meisten Geschäfte, die Museen und die Zoos. Außerdem gelten rund um die Uhr Ausgangsbeschränkungen. Gottesdienste sind unter Einhaltung sehr strenger Hygieneregeln erlaubt. 

Betroffen sind insgesamt knapp vier Millionen der neun Millionen Bürger Österreichs. Die Maßnahme gilt in den drei betroffenen Regionen bis zum 10. April. Im Osten der Alpenrepublik grassiert besonders stark die britische Corona-Variante. Für die sechs anderen Bundesländer ändert sich zunächst nichts. Hier sind die Geschäfte auch am Karfreitag geöffnet.

Italien verlängert Corona-Maßnahmen 

Auch die italienische Regierung hat ihre Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus bis Ende April verlängert. Eine Lockerung der Maßnahmen könne beschlossen werden, wenn die Infektionszahlen und der Fortschritt der Impfkampagne es zuließen, hieß es in einem Regierungsbeschluss. Die Regelung erlaubt es Schulen, jüngeren Kindern Präsenzunterricht anzubieten und macht Impfungen für Gesundheitspersonal verpflichtend.

Impfkampagne in der Türkei

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Türkei meldet Rekordwerte

Das türkische Gesundheitsministerium hat rund 39.000 Corona-Neuinfektionen an einem Tag gemeldet - ein Rekord seit Beginn der Pandemie. Die Behörden registrierten zudem 152 Todesfälle in 24 Stunden im Zusammenhang mit COVID-19, wie das Ministerium mitteilte. Gesundheitsminister Fahrettin Koca erklärte, dass die britische Corona-Variante in der Türkei einen Anteil von 75 Prozent erreicht habe. 

Neue Corona-Variante in Brasilien gefunden

In Brasilien haben Wissenschaftler bei einer Frau eine neue Variante des Coronavirus festgestellt. Die Forscher des (Instituto) Butantan, die ein Netzwerk für den Alarm für COVID-19-Varianten koordinieren, hätten die neue Variante in der Stadt Sorocaba in der Nähe der Millionenmetropole São Paulo identifiziert, meldete die Forschungseinrichtung "Instituto Butantan". Demnach ähnele die neue Variante der südafrikanischen und werde noch untersucht werden.

Neue dramatische Corona-Opferzahlen in Brasilien erhöhen den Druck auf Präsident Jair Bolsonaro. Im März stieg in dem südamerikanischen Land die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus auf ihren höchsten Stand seit Pandemie-Beginn: Binnen eines Monats wurden 66.573 Corona-Tote verzeichnet, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Bolsonaro, der sich mit abrutschenden Zustimmungswerten konfrontiert sieht, hatte zuletzt seine Regierungsmannschaft und die Militärspitze umbesetzt.

Die Zahl der Corona-Toten in Brasilien im März lag mehr als doppelt so hoch wie im Juli, dem bisher schlimmsten Monat der Pandemie in dem Land. Seit Jahresbeginn hat sich die durchschnittliche Zahl der täglich registrierten Corona-Todesopfer in Brasilien vervierfacht. Am Mittwoch verzeichneten die Behörden 3869 Tote in 24 Stunden, ebenfalls ein neuer Höchststand. Insgesamt wurden bereits mehr als 321.500 Corona-Tote gezählt, damit liegt Brasilien weltweit an zweiter Stelle hinter den USA. Experten befürchten, dass sich die Infektionslage im April weiter verschlimmert.

15 Millionen Impf-Einheiten unbrauchbar

Wegen eines Herstellungsfehlers ist eine Charge des COVID-19-Impfstoffes von Johnson & Johnson unbrauchbar. Es habe ein Problem mit einer Arzneimittelsubstanz für seinen Impfstoff gegeben, die in der Produktionsstätte von Emergent Biosolutions nicht den Qualitätsstandards entsprochen habe, teilte das US-Pharmaunternehmen mit. Auf die bis Ende März zugesagte Lieferung von mehr als 20 Millionen Dosen in den USA habe das Problem keine Auswirkung gehabt. Nach einem Bericht der "New York Times" sind 15 Millionen Impf-Einheiten des US-Pharmaherstellers betroffen.

nob/as (dpa, afp, rtr)

 

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