Britische Windparks aus deutscher Hand
8. Januar 2010Die deutschen Konzerne RWE, Siemens und E.ON haben den Zuschlag für Windkraft-Megaprojekte vor der Küste Großbritanniens erhalten, einem der größten derartigen Vorhaben weltweit. Allein oder in Zusammenarbeit mit Partnern sollen sie dort so genannte Offshore-Windparks mit einer Kapazität von rund 15.000 Megawatt errichten.
RWE profiliert sich weiter im Offshore-Sektor
Den größten Brocken bei der Ausschreibung von insgesamt neun Windenergiezonen durch Großbritannien sicherte sich Deutschlands zweitgrößter Energieversorger RWE. Der Essener Konzern will im Alleingang vor der Küste von Südwales das Windkraftprojekt "Atlantic Array" mit einer Leistung von 1500 Megawatt entwickeln.
Zusammen mit den Partnern Scottish & Southern Energy, Statoil und Statkraft erhielt der Energieriese außerdem den Zuschlag für die "Dogger-Bank". Vor der Grafschaft Yorkshire sollen Windturbinen mit einer Kapazität von 9000 Megawatt errichtet werden. Der zuständige RWE-Innogy-Chef Fritz Vahrenholt bezifferte das erwartete Investitionsvolumen für den Konzern auf rund zwölf Milliarden Euro.
Der Siemens-Konzern kann sich zusammen mit Mainstream Renewable Power freuen über den Zuschlag für die Errichtung eines 4-Gigawatt-Windparks im Meeresgebiet "Hornsea" vor der Grafschaft Yorkshire. Windturbinen und Offshore-Umspannstationen sollen von Siemens geliefert werden. Nach Schätzungen von Branchenkennern könnte dies für die Münchner einen Auftragseingang von rund sechs Milliarden Euro bedeuten. Mit dem Baukonzern Hochtief wird über eine Beteiligung noch verhandelt.
Das Windkraftprojekt "Hastings" ging an Deutschlands größten Energieversorger E.ON, der sich bislang eher die Atomkraft aufs Banner geschrieben hatte. Vor Sussex soll eine Windfarm mit einer Kapazität von 650 Megawatt entstehen. E.ON ist bereits an anderen derartigen Anlagen im Königreich beteiligt, unter anderem an dem Riesenpark "London Array" im Mündungsgebiet der Themse.
Britische Regierung stolz auf Wende zu alternativen Energien
Premierminister Gordon Brown sagte, die Vergabe sei ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und zu einer beträchtlichen Reduzierung der CO2-Emissionen. Die Windenergie könne in Großbritannien einen Umsatz von umgerechnet 82 Milliarden Euro generieren und bis 2020 bis zu 70.000 Arbeitsplätze sichern. Seine Regierung hat umfangreiche Subventionen zugesagt.
Großbritannien will im Zuge der Erneuerung seiner Energie-Infrastruktur rund ein Viertel seines Strombedarfs aus Windkraft decken. Außer den deutschen Konzernen kamen dabei unter anderem auch der spanische Stromriese Iberdrola, Schwedens Vattenfall sowie der britische Energiekonzern Centrica zum Zuge.
Milliardeninvestitionen: Das Meer wird zum Kraftwerk
RWE gab außerdem grünes Licht für den Bau des Offshore-Parks Nordsee Ost bei Helgoland. Bereits in diesem Jahr soll mit den bauvorbereitenden Maßnahmen für den Windpark begonnen werden, der rund 30 Kilometer nordwestlich der Insel Helgoland entstehen und eine Leistung von rund 300 Megawatt haben soll. Die Investitionssumme liegt bei rund einer Milliarde Euro.
Deutschland will 40 Offshore-Kraftwerke in Nord- und Ostsee errichten lassen. In naher Zukunft sollen in der sogenannten "Grid-Initiative" sämtliche derartige Ökostromfabriken der Nordsee-Anrainerstaaten zusammengeschaltet werden, um Versorgungssysteme und Reserven zu koordinieren.
Autor: Siegfried Scheithauer (apd, afp, dpa)
Redaktion: Martin Schrader