1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Britischer Botschafter in den USA tritt zurück

10. Juli 2019

Seine Depeschen hatten US-Präsident Trump erzürnt und zu wüsten Beleidigungen veranlasst. Nun hat Kim Darroch, Londons Botschafter in den USA, die britische Regierung aus einem Dilemma befreit.

USA Washington 2017 | Kim Darroch, Botschafter Großbritanniens
Bild: Getty Images/Capitol File Magazine/R. Savi

Der US-Präsident hatte ihn als "dummen Kerl" und "aufgeblasenen Deppen" beschimpft. Trotz Unterstützung aus London wirft der britische Botschafter in den USA nun hin. "Die derzeitige Situation macht es mir unmöglich, meine Rolle so auszufüllen, wie ich es gerne würde", schrieb Kim Darroch (Artikelbild) in seinem Rücktrittsgesuch. Angesichts der Umstände sei "der verantwortungsvolle Weg, die Ernennung eines neuen Botschafters zu ermöglichen". 

Vorausgegangen war ein Streit zwischen London und Washington über durchgesickerte Botschafterdepeschen. Die britische Zeitung "Mail on Sunday" hatte am Wochenende aus vertraulichen Memos des Botschafters zitiert. Darin wird die Regierung von US-Präsident Donald Trump als "unfähig" bezeichnet. Der Präsident strahle Unsicherheit aus und agiere ungeschickt, schrieb Darroch demnach. Die Einschätzungen stammen den Angaben zufolge aus dem Zeitraum von 2017 bis in die Gegenwart. 

US-Präsident Donald TrumpBild: picture-alliance/AP Photo/M. Balce Ceneta

Trump reagierte mit scharfen Twitter-Tiraden. "Ich kenne den Botschafter nicht, aber er wird in den USA nicht gemocht und hat kein Ansehen", twitterte Trump am Montag. "Wir werden mit ihm nicht mehr zusammenarbeiten." Auch die britische Premierministerin Theresa May und ihren Brexit-Kurs attackierte Trump heftig. Aber es gebe da eine "wundervolle Nachricht": Bald werde Großbritannien einen neuen Premierminister haben. 

Am Dienstag legte Trump auf Twitter noch einmal nach. "Ich kenne den Botschafter nicht, aber mir wurde gesagt, er sei ein aufgeblasener Dummkopf", schrieb er. Erneut griff er May an. Mit Blick auf den deutlich verzögerten EU-Austritt schrieb Trump, er habe May gesagt, wie sie einen Deal mit der EU erreichen könne. "Aber sie ist ihren eigenen, törichten Weg gegangen - und war unfähig, es hinzukriegen. Ein Desaster!" Offenbar in Anspielung auf Darrochs intern geäußerte, negative Einschätzung zu Trumps Regierung schrieb der US-Präsident: "Sagt ihm, die USA haben nun die beste Wirtschaft und das beste Militär auf der ganzen Welt, mit Abstand, und sie werden nur größer, besser und stärker." Die Nachricht endete mit "Danke, Herr Präsident!", womit sich Trump offenbar selbst meinte.

Premierministerin Theresa May hatte sich hinter ihren Botschafter gestellt, was zu Trumps Ausbrüchen beigetragen haben dürfte. Der britische Außenminister Jeremy Hunt bezeichnete Trumps Äußerungen auf Twitter als "respektlos und falsch". Für London war es offensichtlich darum gegangen, weder die Beziehungen zu den USA zu beschädigen, noch unterwürfig zu erscheinen. 

Darroch gilt als einer der erfahrensten britischen Diplomaten. Seine Amtszeit wäre Ende des Jahres zu Ende gegangen.

stu/hk (dpa, afp)