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Politik

Bruder: Attentäter Salman war IS-Mitglied

24. Mai 2017

Zwei Tage nach dem Anschlag von Manchester wird in Libyen ein Bruder des Attentäters von Anti-Terror-Spezialisten verhört. Er kennt viele Details. In Großbritannien fand die Polizei weitere Sprengsätze.

Großbritannien Manchester - Trauer nach Terroranschlag
Trauer nach dem Attentat in Manchester Bild: Getty Images/AFP/B. Stansall

Der jüngere Bruder des Manchester-Attentäters Salman A. zeigte sich gegenüber den Ermittlern in der libyschen Hauptstadt Tripolis auskunftsfreudig. Hashim A. war zuvor unter dem Verdacht festgenommen worden, Verbindungen zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu haben, wie ein Sprecher der Sicherheitsbehörden mitteilte. In dem Verhör erklärte der 18-jährige Bruder, er sei IS-Mitglied, genauso wie sein Bruder Salman es gewesen sei.

Er selbst sei mit den Einzelheiten des Anschlags vertraut. Die Ermittler berichteten über das soziale Netzwerk Facebook weiter, Hashim habe ausgesagt, er habe seinen Bruder während der Vorbereitungen des Terrorakts in Großbritannien unterstützt. Mitte April sei er dann aus dem Königreich ausgereist, habe aber mit Salman ständig Kontakt gehabt. Die Dschihadistenmiliz hatte nach dem Anschlag behauptet, der Täter sei ein "Soldat" des IS gewesen.

Salman A. Bild: picture alliance/AP Photo

Auch den Vater festgenommen

Neben dem Bruder nahm die libysche Polizei auch dessen Vater Ramadan A. fest. Er sei vor seinem Haus in Tripolis in Gewahrsam genommen worden, erklärte ein Sprecher der Spezialkräfte. Der Vater sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er habe zuletzt vor fünf Tagen mit seinem Sohn Salman telefoniert und da sei alles in Ordnung gewesen. Er selbst verurteilte Anschläge auf unschuldige Menschen.

In Großbritannien nahmen die Sicherheitskräfte am Mittwochabend im Norden von Manchester vorübergehend eine Frau fest. Die Verdächtige sei bei einer Razzia im Stadtviertel Blackley gefasst worden, sagte eine Sprecherin. Später wurde die Frau wieder freigelassen. Nach Hausdurchsuchungen in Zentralengland nahm die Polizei eine weitere Person in Gewahrsam. Am Morgen setzten Beamte zwei weitere Verdächtige im Raum Withington und im Raum Manchester fest. 

Weitere Sprengsätze gefunden 

Nach Informationen der Zeitung "Independent" wurden bei den Durchsuchungen Sprengsätze gefunden, die möglicherweise für künftige Attentate genutzt werden sollten. Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete die Zeitung, eine Bombe sei kontrolliert gesprengt worden. Die Sicherheitskräfte seien besorgt, dass ein Netzwerk für künftige Attentate weitere Sprengsätze produziert haben könnte. Die Zahl der im Königreich festgenommenen Verdächtigen erhöhte sich damit auf acht. Unter ihnen ist ein weiterer Bruder Salmans.

Der 22-Jährige Täter hatte sich am Montagabend nach dem Ende eines Popkonzerts der US-Sängerin Ariana Grande im Foyer der Veranstaltungshalle in Manchester in die Luft gesprengt. 22 Menschen wurden getötet. 20 der 64 Verletzten werden immer noch auf der Intensivstation behandelt. Unter den Opfern sind viele Jugendliche und Kinder. Die 23-jährige Sängerin sagte bis zum 5. Juni alle weiteren Konzerte ab.

London erbost über Info-Leck

Derweil warf die britische Regierung US-Geheimdiensten die unerlaubte Weitergabe von internen Fotos vom Anschlag an eine Zeitung vor. Aus britischen Regierungskreisen verlautete, dass man aufgebracht sei. "Das ist komplett inakzeptabel", hieß es weiter. Es werde davon ausgegangen, dass US-Geheimdienstquellen forensische Aufnahmen vom Tatort in der Manchester Arena der "New York Times" zugespielt hätten. Die Fotos zeigen offensichtlich einen Zünder, Metallmuttern und Schrauben sowie einen blauen Rucksack, in dem die Bombe gewesen sein könnte. Das Blatt schreibt dazu, Salman habe bei seinem Anschlag einen ausgeklügelten Sprengsatz verwendet, um größtmöglichen Schaden anzurichten. Bereits am Dienstag war der Name des Selbstmordattentäters gegen den Wunsch der Polizei in Manchester US-Medien zugespielt worden.

Es wird erwartet, dass Premierministerin Teresa May das Thema an diesem Donnerstag am Rande des Nato-Gipfels in Brüssel mit US-Präsident Donald Trump anschneiden wird. Innenministerin Amber Rudd sagte dem Sender BBC Radio 4 noch vor Veröffentlichung der Fotos, die US-Lecks seien irritierend. "Offen gestanden hatte sich die britische Polizei sehr deutlich ausgedrückt, dass sie den Informationsfluss kontrollieren will, um die operative Integrität zu schützen, den Überraschungsmoment", sagte sie. Demzufolge sei es irritierend, wenn etwas von anderen Quellen veröffentlicht werde. Sie sei gegenüber "unseren Freunden" sehr deutlich gewesen, dass so etwas nicht noch einmal passieren sollte.

Weitere Helfer?

Derweil berichtet der britische Sender BBC, der Attentäter könne die komplizierte Vorrichtung von jemand anderem erhalten haben. Die Polizei fahndet unter Hochdruck nach möglichen Helfern des Attentäters. Ermittelt werde gegen ein "Netzwerk", sagte Manchesters Polizeichef Ian Hopkins.

Zum Gedenken an die Opfer kündigte die britische Regierung für Donnerstagvormittag eine landesweite Schweigeminute an. An dem Tag soll auch der Wahlkampf für die Parlamentswahl am 8. Juni wieder aufgenommen werden. Er war wegen des Anschlags ausgesetzt worden.

se/bru (dpa, ap, rtr, afp)

     

 

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