Bruno Ganz – auch mit 70 wird weiter gedreht
22. März 2011Wer mit 69 Jahren in einem Jahr vier Kinofilme dreht, der ist entweder ein Workaholic, oder einfach gut. So gut, dass ihn alle noch mit reizvollen Rollenangeboten locken, denen er nicht widerstehen kann. Bruno Ganz ist einfach gut. So viele Auszeichnungen und begeisterte Zuschauer können nicht irren. Und jetzt feiert er seinen Siebzigsten, der Mann mit den traurig blickenden Augen unter buschigen Brauen.
Mit diesen Augen war er Hitler, Hamlet und Peer Gynt. Er war Engel, Stasimann und immer wieder der sensible, intelligente Grübler. Heute ist Bruno Ganz Präsident der Deutschen Filmakademie, Ritter der Französischen Ehrenlegion und wurde mehrfach für sein Lebenswerk geehrt. Er ist der aktuelle Träger des angesehenen Iffland Rings, den er weiter vererben muss an den seiner Meinung nach würdigsten deutschsprachigen Schauspieler. Überhaupt hat Bruno Ganz schon so viele Film- und Darstellerpreise eingeheimst, dass er damit garantiert eine Garage schmücken kann und gilt als einer der renommiertesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum.
Nein danke, Herr Spielberg
Angefangen hat alles in Zürich. Hier wurde Bruno Ganz am 22. März 1941 in eine Arbeiterfamilie hinein geboren und angeblich hat er schon in der Schule lieber träumerisch aus dem Fenster geschaut, als Bruchrechnen zu lernen. Sicher ist, er hat die Schule kurz vor dem Abitur abgebrochen und angefangen Theaterluft zu schnuppern. Ab den 1960er Jahren, da war er gerade mal Anfang 20, war er in fast allen Rollen erfolgreich oder wurde regelrecht gefeiert – erst auf der Theaterbühne in Göttingen, Bremen und Berlin, dann in Kinofilmen. Ab 1975 drehte er vor allem Filme, kehrte aber immer wieder ans Theater zurück, erst 2008 sagte er in einem Interview, er glaube, die Verbindung zwischen ihm und dem Theater sei abgerissen und er sehe auch nicht, wo er sich da wieder einklinken könne.
Im Kino glänzte Bruno Ganz unter anderem als Engel in Wim Wenders "Der Himmel über Berlin", 1997 spielte er in "Die Ewigkeit und ein Tag" von Theo Angelopoulos einen todkranken Schriftsteller, der sein Leben Revue passieren lässt. Das Drama gewann beim Filmfest in Cannes 1998 die Goldene Palme. Viel Lob heimste Ganz für die Rolle des verstörten Juden in Urs Eggers Drama "Epsteins Nacht" ein. Für Silvio Soldinis "Brot & Tulpen" bekam er 2001 den Schweizer Filmpreis. Die Rolle des Oskar Schindler in "Schindlers Liste" von Stephen Spielberg wurde ihm auch angeboten, er hat sie abgelehnt und mit dem Mann, der sie letztlich gespielt hat, ist Ganz momentan in den Kinos zu sehen: mit Liam Neeson in "Unknown Identity".
Kommissar wird er nicht mehr
Bruno Ganz hat unter anderem auch in Francis Ford Coppolas "Jugend ohne Jugend" gespielt, in Uli Edels "Der Baader Meinhof Komplex", in Jo Baiers "Das Ende ist mein Anfang" und Wolfgang Panzers "Der große Kater". Sein jüngster Film, eine deutsch-französische Koproduktion, wurde gerade in Frankreich abgedreht, heißt "Sport de filles" und Ganz spielt darin einen Pferdetrainer. Im Fernsehen machte er sich bis heute eher rar. Einen "Tatort"-Kommissar hätte er gerne mal gespielt, sagte er einmal der Osnabrücker Zeitung, aber dafür sei er jetzt zu alt.
Viel Privates weiß man nicht über Bruno Ganz. Er ist verheiratet, lebt aber seit Jahren getrennt von seiner Frau, er hat einen Sohn und seine langjährige Lebensgefährtin ist die Fotografin Ruth Walz. Ganz spurlos ist sein ereignisreiches Leben aber wohl nicht an ihm vorüber gegangen – im vergangenen Jahr sprach Bruno Ganz zum ersten Mal öffentlich über sein inzwischen überwundenes Alkoholproblem. Jetzt ist er 70 und wahrscheinlich bedeutet das für ihn keine große Umstellung. Angeblich erzählt er schon seit Jahren, er sei 70 Jahre alt. Und die Filmangebote kommen ja immer noch. Glückwunsch, Herr Ganz!
Autorin: Marlis Schaum (epd, dapd, dpa, Munzinger)
Redaktion: Conny Paul