Lange Zeit dachten wir, BSE gehöre der Vergangenheit an. Jetzt ist die Erkrankung im schottischen Aberdeenshire wieder aufgetaucht. Da werden böse Erinnerungen wach.
Nach der BSE-Epidemie in den 1990er Jahren mussten viele Rinder getötet und verbrannt werdenBild: picture-alliance/dpa/dpaweb/W. Grubitzsch
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Umgangssprachlich ist BSE (Bovine Spongiforme Encephalopathie) als Rinderwahnsinn bekannt. Die betroffenen Tiere sind ungewöhnlich aggressiv, sie können ihre Beine nicht mehr kontrollieren, torkeln und stürzen ständig.
Die Bilder kranker Tiere gingen bei der letzten großen BSE-Epidemie in den 1990er Jahren weltweit durch die Medien.
Die Krankheit soll durch sogenannte Prionen übertragen werden, durch infektiöse Eiweiße. Die Rinder nehmen sie über das Futter auf, oftmals über Tiermehl. Es wurde früher sehr häufig verfüttert, obwohl Rinder Pflanzenfresser sind.
Das Tiermehl, wiederum, stammte aus Abfallprodukten von der Schlachtung von Rindern und Schafen. Zwar kann der Erreger, der für die Erkrankung verantwortlich ist, nach wie vor nicht eindeutig identifiziert werden, klar aber ist: Fehlgefaltete Prionen spielen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung von BSE. Sie können vom Körper nicht abgebaut werden. Vielmehr sammeln sie sich im Gewebe des Zentralen Nervensystems und schädigen es nachhaltig. Es kommt zur kompletten Degeneration der Nervenzellen.
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zerstört Nervenzellen im Gehirn und ist unheilbar Bild: picture-alliance/OKAPIA
Keine Chance für Infizierte
Auch auf den Menschen kann diese Krankheit übertragen werden, vermutlich durch den Verzehr von infiziertem Fleisch. Beim Menschen nennt sich diese Form der Gehirnerkrankung Creutzfeldt Jakob-Krankheit. Sie trat früher besonders häufig in bestimmten Regionen auf, wo auch viel Schaffleisch verzehrt wurde und wo auch die Gehirne, sowie andere Fleischbestandteile mit Nervenzellen als Delikatesse galten.
Es kommt innerhalb kürzester Zeit zum kompletten Verlust aller Hirnfunktionen. Die Erkrankung entwickelt sich sehr schnell und ist nicht heilbar. Die Betroffenen werden pflegebedürftig, und schließlich führt Creutzfeldt-Jakob unweigerlich zum Tod.
Erste Symptome
Die ersten Anzeichen dafür, dass es sich bei einem Menschen um die Creutzfeld-Jakob-Krankheit handeln könnte, sind Gedächtnis- und Koordinationsstörungen. Oft kommt es zu Persönlichkeitsveränderungen. Die Symptome lassen sich nicht behandeln – weder beim Menschen noch beim Tier.
Deutschland, Deine Lebensmittelskandale
Falsche Bio-Eier, nicht deklariertes Pferdefleisch - die Geschichte der Lebensmittelskandale, die auch Deutschland betreffen, ist um zwei Kapitel reicher. Ein Blick zurück auf die jüngere Geschichte der Verfehlungen.
Bild: AP
1997: Der "Rinderwahnsinn"
Falsche Bio-Eier, Pferdefleisch - zwei neue Kapitel in der Geschichte der Verfehlungen bei Lebensmitteln. Die "Mutter" aller Skandale: die Seuche BSE. In den 1990er Jahren erlebt diese tödliche Erkrankung des Rindergehirns weltweit seinen Höhepunkt. 1997 erreichen illegale Rindfleisch-Importe aus Großbritannien Deutschland. Tausende Tiere werden getötet, weniger Fleisch gegessen - für kurze Zeit.
Bild: AP
2001: Auch gefährlich für Menschen
Als Auslöser von BSE gilt die Verfütterung von Tiermehl und Tierfett, die 2001 europaweit verboten wird. Ob sich die Krankheit auch auf Menschen überträgt, war lange Zeit umstritten. Heute gilt es als ziemlich sicher, dass sie das tut. Neue Creutzfeldt-Jakob-Krankheit heißt die Krankheit, die bei Menschen tödlich verläuft. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch können allerdings Jahrzehnte vergehen.
Bild: picture-alliance/maxppp
2005/2007: Gammelfleisch
Ab 2005 ist "Gammelfleisch" in aller Munde, bei der Wahl zum Wort des Jahres landet es auf dem fünften Rang. Den Auftakt machen mehrere Filialen einer Supermarktkette. Hier werden Mitarbeiter beim Manipulieren von Fleischverpackungen ertappt. Sie hatten Hackfleisch mit abgelaufenem Verbrauchsdatum neu verpackt und so das Verfallsdatum verlängert.
Bild: AP
2005/2007: Tausende Tonnen im Umlauf
Bald steht fest: Tausende Tonnen Fleisch sind im Umlauf, die nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet sind, zum Teil Jahre alt. Wie viel Fleisch zu diesem Zeitpunkt bereits in deutschen Großkantinen und Dönerbuden gelandet ist, kann nicht mehr genau geklärt werden. Noch bis 2007 werden ähnliche Betrugsfälle öffentlich.
Bild: picture-alliance/dpa
2008/2010: Mozzarella mit Mäusekot
Vergammelter Mozzarella aus Italien landet 2008 auch auf deutschen Käsetheken. Insgesamt sollen rund 11 000 Tonnen des mit Würmern und Mäusekot verunreinigten Käses europaweit als frische Ware in Supermärkten angeboten worden sein. Zwei Jahre später wird in Italiens Nationalkäse das Umweltgift Dioxin gefunden.
Bild: picture-alliance/dpa
2010/2011: Dioxin-Skandal
Ende 2010 wird Dioxin im Futter eines Legehennenbetriebs gefunden. Tausende Höfe in Niedersachsen werden gesperrt. Ein Futtermittelhersteller hat Fette aus der Dieselproduktion verwendet und so verseuchtes Futter an Betriebe in ganz Deutschland ausgeliefert. Dioxin-belastete Eier und Schweinefleisch gelangen in den Handel.
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2011: EHEC-Epidemie
In Deutschland sterben rund 50 Menschen an den Folgen des EHEC-Darmkeims. Zuerst werden rohe Tomaten, Gurken und Blattsalate als Ursache für die gefährliche Durchfallerkrankung verdächtigt. Insgesamt fast 4000 Menschen erkranken. Nach langen detektivischen Ermittlungen werden aber Sprossen aus Ägypten als Auslöser identifiziert.
Bild: picture-alliance/dpa
2012: Verseuchte Erdbeeren
Das Norovirus breitet sich im September und Oktober in fünf ostdeutschen Bundesländern aus. Knapp 11.000 Kinder werden mit Brechdurchfall von Kindergarten und Schule nach Hause geschickt. Schuld sind Tiefkühlerdbeeren aus China.
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2013: Pferdefleisch in Fertigprodukten
In mehreren europäischen Ländern wird in Fertigprodukten, die eigentlich Rind enthalten sollen, Pferdefleisch festgestellt. Auch in Deutschland nehmen Mitte Februar verschiedene Supermarktketten Lasagne aus dem Sortiment, die falsch deklariert wurde und bis zu 100 Prozent Pferdefleisch enthält.
Bild: Reuters
2013: Die Bio-Lüge
Hunderte von Landwirten haben ihre Eier als Bioprodukte verkauft, obwohl die Hennen in engen Legebatterien gehalten werden. Millionen von Eiern sind falsch gekennzeichnet in den Handel gegangen.