Vor fünf Jahren starb der Schauspieler Bud Spencer. In Berlin erinnert nun ein eigenes Museum an den italienischen Film-Titanen, um den es schon längst einen wahren Kult gibt.
Bud Spencer als Wachs-Figur im neuen ihm gewidmeten Museum in BerlinBild: Jörg Carstensen/dpa/picture alliance
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"Herr Pedersoli, mögen Sie Bud Spencer?" - "Nein, ich mag den nicht. Aber ich respektiere ihn wegen des Geldes. Er hat viel mehr erreicht als Carlo Pedersoli." Und in der Tat hat es die Filmfigur Bud Spencer in mehr als 100 Western zu Weltruhm und mutmaßlich zu einem Millionenvermögen gebracht. Doch diesem Carlo Pedersoli, der 2011 von dem Magazin "Focus" interviewt wurde, kann das durchaus recht sein: Denn schließlich ist er Bud Spencer.
Aus dem 1959 in Neapel geborenen Carlo Pederlosi, Olympia-Schwimmer, Musiker und Schauspiel-Autodidakt, wurde 1967 das Pseudonym Bud Spencer. Damals drehte er seinen ersten Italowestern "Gott vergibt, Django nie!". Sein italienischer Name, Pedersoli, klang für den internationalen Filmmarkt wohl zu sperrig, deshalb musste damals ein englisches Pseudonym gefunden werden.
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Pedersoli fiel die Entscheidung nicht schwer. Er schuf einen Kunstnamen aus seinem Lieblingsbier Budweiser und seinem Lieblingsschauspieler Spencer Tracy. Bud Spencer war geboren.
Spektakel für Fans: Das Spencer-Hill-Festival
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Dieser Bud Spencer brummte und prügelte sich in den nächsten Jahrzehnten zumeist an der Seite von Pedersolis venezianischem Landsmann Mario Girrotti, aka Terence Hill, durch unzählige Filme. Zu den Kassenschlagern und späteren TV-Erfolgen zählen Italowestern-Parodien wie "Die rechte und die linke Hand des Teufels" (1970), "Vier Fäuste für ein Halleluja" (1971) oder auch "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" (1972).
Kultische Verehrung in West- und Ost-Deutschland
Mit einer beeindruckenden Anzahl solcher Filme spielte sich das Duo Spencer-Hill tief ins kulturelle Gedächtnis zweier deutscher Nachkriegsgenerationen, und zwar in West- wie in Ostdeutschland.
Wie weit diese kultische Verehrung reicht, zeigte sich zuletzt an einer Debatte um einen Tunnel, der sich zwei Kilometer lang durch die süddeutsche Großstadt Schwäbisch-Gmünd ziehen und den Namen Bud-Spencer-Tunnel tragen sollte. Letztlich entschied sich der Stadtrat dagegen, taufte stattdessen das örtliche Freibad um in "Bud Spencer Bad".
Bud Sprencer (links) und Terence Hill 1971 in "Vier Fäuste für ein Halleluja"Bild: picture alliance / United Archives
Zuvor hatte bereits die sächsische Stadt Lommatsch 1998 eine Sportstätte in Terence-Hill-Freibad umgetauft. Hill hatte in der Stadt in den 1940er-Jahren einige Zeit gelebt. So ist Terence Hill - wie der ehemalige deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck - Ehrenbürger der Stadt.
Während Bud Spencer eine Tunnel-Namenpatenschaft verwehrt blieb, bekam immerhin Terence Hill eine eigene Brücke: Die Nibelungen-Stadt Worms kündete 2018 an, eine Brücke nach dem Italowestern-Schelm zu benennen. Im letzten Moment revidierte der Bürgermeister allerdings den Beschluss. Doch auf Karten und Google Maps ist die Terence-Hill-Brücke über dem geschichtsträchtigen Rheintal weiterhin eingetragen.
Museumsdirektor Matteo Mancini trägt den 20 Kilogramm schweren Umhang aus "Auch die Engel essen Bohnen"Bild: Jörg Carstensen/dpa/picture alliance
Bud Spencer reif fürs Museum?
Auch wenn Bud Spencer nicht zum Namensgeber von Tunnel oder Brücke wurde, so erhält er jetzt einen Platz im Museum. Und das nicht zum ersten Mal.
Nach Neapel erhält nun auch Berlin ein kleines "Bud Spencer Museum". Am 27. Juni 2021 - dem fünften Todestag des Schauspielers - öffnet es seine Pforten und zeigt bis zum 30. Juni 2022 zunächst die Schau "Plattfuß in Berlin - die große Bud Spencer-Ausstellung". In 400 Exponaten wollen die Kuratoren auch den Carlos Pedersoli jenseits von Bud Spencer zeigen. Nämlich den Weltklasse-Schwimmer, Anwalt, Airline-Besitzer, Komponisten - und Erfinder.
Lebewohl, Bud Spencer!
Er war berühmt für seine Italowestern, aber außerdem war Bud Spencer olympischer Schwimmer, Anwalt und Politiker. Jetzt starb der Kinoheld der 1970er und 80er Jahre im Alter von 86 Jahren.
Bild: picture alliance/dpa/S.Esposito
Ein vielseitig talentierter Mann
Bud Spencer wurde am 31. Oktober 1929 als Carlo Pedersoli in Neapel geboren. Bevor er seine Filmkarriere startete, studierte er Rechtswissenschaften. Er war außerdem der erste Italiener, der 100 Meter Freistil in unter einer Minute schwamm. 1952 und 1956 trat er bei den Olympischen Spielen für Italien an.
Bild: picture alliance/dpa/D.Castello
Vom Sport zum Film
Bud Spencer, hier in einer deutschen Talkshow 1983, war außerdem ein Wasserballspieler von Weltklasse. 1951 startete er seine Schauspielkarriere mit "Quo Vadis". In den 1950er und frühen 1960er Jahren spielte er in kleinen italienischen Produktionen. Erst als er seinen Namen in Bud Spencer änderte, wurde er international bekannt.
Bild: picture-alliance/dpa
Die Geburt von "Bud Spencer"
Pedersoli wurde 1967 zu Bud Spencer; die Namensänderung war angeblich ein Tribut an den Schauspieler Spencer Tracy und das Budweiser-Bier - und der Beginn seiner internationalen Karriere. Mit dem italienischen Schauspieler Terence Hill produzierte er eine Reihe von Italowestern, deren Kampfszenen legendär waren. Das Paar drehte gemeinsam 17 Filme - wie "Vier Fäuste für ein Halleluja"(1971).
Bild: picture-alliance/dpa/Fotoreport
Keine Langeweile mit Bud
Offenbar reichte Spencer die Filmerei nicht, denn in den 1970er Jahren wurde er außerdem Jet- und Helikopterpilot. Außerdem betrieb er in den 1980er Jahren kurzzeitig eine eigene Transportfirma. Die Filmauftritte wurden trotzdem nicht weniger – manchmal auch ohne Terence Hill. Hier ist er in "Buddy Goes West/Eine Faust geht nach Westen" (1980) zu sehen.
Bild: picture-alliance/dpa/United Archives
Ein unzertrennliches Duo
"Die Miami Cops" (1985) war der vorletzte Film, den Spencer mit Hill machte. Spencer verglich seine Beziehung zu Hill mit der von Geschwistern. Das Paar war vor allem in Europa berühmt.
Bild: picture-alliance/dpa/United Archives
Das Ende der Italowestern
Spencer schrieb an den Drehbüchern mancher Filme, in denen er mitspielte, mit. "Die Troublemakers", auch bekannt als "The Fight Before Christmas" (Foto), war sein letzter Film mit Terence Hill im Jahre 1994.
Bild: picture-alliance/dpa
Familienproduktion
Nach der "Spencer-Hill-Ära" fuhr der Schauspieler fort, einige Filme fürs Fernsehen zu machen – unter anderem die sechsteilige italienisch-französische Serie "Noi siamo angeli" (Wir sind keine Engel/ 1996). Sie wurde von Spencers Sohn Guiseppe Pedersoli produziert. "Miami Vice"-Schauspieler Michael Thomas besetzte die Hauptrolle.
Bild: picture alliance/dpa/Rtl
Spencer der Politiker
Spencer hat mal gesagt: "In meinem Leben gibt es nur drei Dinge, die ich nicht war: Balletttänzer, Jockey und Politiker." So beschloss er 2005, den dritten Beruf anzustreben - auf Wunsch von damaligem italienischen Premierminister Silvio Berlusconi. Allerdings schaffte er den Einzug als regionaler Berater für die "Forza Italia" Partei in Lazio nicht. Bud Spencer starb am 27. Juni in Rom.