Bujumbura: Gesichter des Protests
Phil Moore/ps 13. Mai 2015Bujumbura: Gesichter des Protests
Seit Burundis Präsident Nkurunziza seine erneute Kandidatur verkündete, befindet sich die Hauptstadt Bujumbura im Ausnahmezustand. Mittendrin: Der Fotojournalist Phil Moore. Er bebildert und schildert die Lage für AFP.
Vorhersehbarer Konflikt
Dass die Wahlen in Burundi für Konflikt sorgen könnten, war abzusehen. Schon lange hatten die Bemühungen von Präsident Pierre Nkurunziza um ein drittes Mandat den Widerstand geschürt. Als seine Partei verkündete, ihn als Kandidaten für die Wahlen im Juni aufzustellen, war ich noch im Nachbarland Kongo. Ich reiste nach Burundi, so schnell es mir möglich war.
Erstes Opfer
Die Spannung verläuft in Wellen. Am 1. Mai rief die Zivilgesellschaft für das Wochenende eine Kampfpause aus. Die fiel zusammen mit der Beerdigung von Jean-Claude Niyonzima, der am 26. April, dem ersten Tag der Proteste, getötet worden war. Familienangehörige sagten, Bewaffnete hätten sein Haus betreten und ihn erschossen. So eine brutale Antwort auf Proteste ist schwer zu begreifen.
Schuss in den Rücken
Zwei Tage später war ich in einem kleinen Gesundheitszentrum im Stadtviertel Musaga, einem zentralen Ort der Proteste. Einem jungen Mann namens Pascal war bei Zusammenstößen mit der Polizei offenbar in den Rücken geschossen worden. Er hatte viel Blut verloren. Später erfuhr ich von seinem Tod. Am selben Abend erklärte ein Ministeriumssprecher, dass die Polizei nicht scharf geschossen habe.
Gefährliche Arbeit
Ich bin es gewohnt, in Umständen zu arbeiten, in denen Sicherheitskräfte aggressiv mit Pressevertretern umgehen, und wo ein Mob schnell zur Gefahr wird. In der burundischen Hauptstadt war das bisher die Ausnahme, auch wenn Vertreter der Parteijugend Imbonerakure sich ungern interviewen lassen. Der beste Schutz eines Reporters ist, zu versuchen, Entwicklungen vorherzusehen und schnell zu reagieren.
Auf beiden Seiten der Barrikaden
Ich verbringe einen Großteil meiner Zeit damit, mit Polizei und Demonstranten zu sprechen. Um Fotos zu machen, die eine Situation genau erfassen, muss man die Dynamik hinter den Entwicklungen verstehen. Polizisten fragen mich immer wieder nach meiner Sicht auf die Dinge. Die Demonstranten auf der anderen Seite der Barrikaden stellen die gleichen Fragen.
Empört und erschöpft
Die Demonstranten glauben, dass Nkurunziza das Verfassungsgericht in der Tasche hat, das seine Kandidatur als rechtens einstufte. Es herrscht Empörung über die regelmäßige Polizeigewalt. Weil die Geschäfte geschlossen sind, wird es schwieriger, an Nahrungsmittel zu kommen. Und wegen der Unsicherheit halten viele nachts Wache. Die Menschen sind in zunehmendem Maße übermüdet und frustriert.
Verhasste Vögel
Die Regierungspartei CNDD-FDD, die Nkurunziza als Kandidaten aufstellte, hat einen Adler als Wappentier. Die Demonstranten tragen Transparente mit durchgestrichenen Vögeln. Die schaurigste Manifestation dieser Symbolik: Demonstranten rupften einer toten Krähe die Federn aus und verstreuten sie in der Luft.
Die Theatralik des Widerstands
Im Laufe der Proteste gingen immer mehr junge Männer dazu über, ihre Gesichter mit der Asche der Barrikaden zu schwärzen. Andere begannen, Masken zu tragen - von einfachen Schals bis hin zu ausgefeilten Masken aus Blättern und Zweigen. Das ist scheinbar mehr eine Mode als ein Schutz der Identität. Theatralik spielt im Aktivismus eine wichtige Rolle.
Mit Spielzeugwaffen gegen scharfe Geschütze
Ich mag die ruhigen Momente, wenn ich die Gelegenheit habe, die Atmosphäre eines Ortes einzufangen, besonders im weichen Morgenlicht. Als ich durch die menschenleeren Straßen im Stadtviertel Musaga lief, sah ich diesen Mann auf mich zukommen. Solche Spielzeugwaffen sollen offenbar die Wehrlosigkeit der Demonstranten gegen scharfe Munition darstellen.
Immer nah dran
Der Brite Phil Moore ist selbständiger Fotojournalist und Multimediaproducer. Er arbeitet für die französische Nachrichtenagentur AFP. Moore lebt derzeit in Nairobi. Er berichtet viel aus Konfliktsituationen, etwa aus der Demokratischen Republik Kongo, dem Sudan oder Syrien.
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