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Reise

Bulgarien erwartet einen Supersommer

12. Juli 2017

Attraktive Strände, ausgebuchte Hotels, lange Partys: Bulgariens Tourismus brummt. Urlauber fühlen sich sicher. Die Branche hofft auf eine Supersaison.

Bulgarien Tourismus
Bild: picture-alliance/robertharding/S. Black

Rezeptionistin Anita hat alle Hände voll zu tun. Kaum hat eine englische Reisegruppe ins schicke Hotel an Bulgariens Schwarzmeerküste eingecheckt, schon kommt ein Bus mit neuen Feriengästen. "Das Hotel ist voll besetzt", freut sich Anita.

Im Badeort Slantschew Brjag - international als Sonnenstrand oder "sunny beach" bekannt - brummt der Tourismus. Wegen der Terrorgefahr in Reiseländern wie der Türkei oder Ägypten hat sich Bulgarien als Ausweichziel etabliert. Stammkunden schätzen das gute Preis-Leistungs-Verhältnis von All Inclusive-Urlaub und die Strände mit feinem Sand. "Die bulgarischen Urlaubsorte sind sichere und bevorzugte Reiseziele", bekräftigt Tourismusministerin Nikolina Angelkowa im Parlament in Sofia. Der regionale Polizeichef Schiwko Daskalow lobt die gute Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte mit den Hotels, damit mögliche Terrorakte vermieden werden. "Dazu gehört die Bewachung von Badestränden und Schulung von Hotelpersonal", sagt er.

Der Strand von Albena: sieben Kilometer feiner, weißer Sand. Badesaison ist in Bulgarien von Mai bis OktoberBild: picture-alliance/roberthrding/M. Cristofori

Über acht Millionen Feriengäste

Hoteliers und Kneipenbesitzer, Eis- und Ticketverkäufer hoffen unisono auf einen Supersommer. Angelkowa ist optimistisch gestimmt. Sie rechnet mit zehn Prozent mehr Touristen als im Rekordjahr 2016. Es war mit 8,2 Millionen Feriengästen aus dem Ausland das beste Jahr für den bulgarischen Tourismus seit der Wende 1989. Gut zehn Prozent der Urlauber kamen im vergangenen Jahr aus Deutschland - fast 33 Prozent mehr als 2015. Dieses Jahr sei allein die Zahl der Frühbuchungen aus der Bundesrepublik um 29 Prozent gestiegen.

Das Institut für Tourismus-Analysen in Sofia geht für 2017 von elf Prozent mehr Feriengästen als im Vorjahr aus. Die größten Konkurrenten Bulgariens sind seine Nachbarn Griechenland und Türkei.

Auch viele Bulgaren machen im Sommer Strandurlaub im eigenen Land - hier eine Abiklasse auf ihrer AbschlussfahrtBild: alltours flugreisen gmbh

Jetzt ist der Kunde König

Die bekanntesten Badeorte - Slantschew Brjag im Süden und Slatni Pjassazi (Goldstrand) im Norden - entstanden vor 60 Jahren entlang der längsten Sandstrände der Schwarzmeer-Küste. Von dem eintönigen, vom damaligen kommunistischen Staat gelenkten Fremdenverkehr gibt es heute keine Spur mehr.

Mit dem Boot durch Warna, Hafenstadt am MeerBild: BGNES

Mit dem Übergang zur Marktwirtschaft schossen überall neue Hotels aus dem Boden. Die alten Anlagen wurden privatisiert und gründlich renoviert. Dazu kamen neue Feriensiedlungen, Grünanlagen, Wasserparks und Discos. Jetzt ist der Kunde König, lautet das Credo nicht nur der energischen Rezeptionistin Anita.

Personal wird dringend gesucht

Der bulgarische Tourismus hat aber ein großes Problem - es herrscht Personalmangel. "Ich bin neu und weiß nichts", gibt eine Mitarbeiterin eines zentral gelegenen Reisebüros in Slantschew Brjag offen zu. Überall in den Badeorten gibt es Stellenangebote. "Mitarbeiter gesucht", steht etwa auf einem Grillofen oder auf der Gartenmauer eines indischen Restaurants.

Wegen der geringen Bezahlung in dem ärmsten EU-Land ziehen Rezeptionisten, Zimmermädchen, Köche, Kellner und Rettungsschwimmer seit Jahren etwa nach Griechenland, Italien oder Malta um, wo sie viel besser verdienen. Die Engpässe sollen jetzt tausende Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten wie etwa der Ukraine und Moldawien beseitigen. Die Regierung in Sofia lockerte zum 1. Juni die Regeln für die Einstellung dieser Kräfte.

Denn der Tourismus ist wichtig für die Entwicklung des Landes. Die Branche steuert rund 13 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Die Einnahmen von Januar bis November des Rekordjahres 2016 lagen offiziell bei 3,15 Milliarden Euro, 15 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Die realen Einnahmen dürften aber deutlich größer sein, weil die Schattenwirtschaft auch in diesem Sektor von der amtlichen Statistik nicht erfasst wird.

Der Goldstrand: große Hotels, Supermärkte und Restaurants reihen sich hier aneinanderBild: picture-alliance/robertharding/S. Black

"Vor uns öffnet sich ein Geldkasten", beschreibt der für Tourismus zuständige Vize-Regierungschef Waleri Simeonow im Staatsfernsehen das große Potenzial von Bulgariens Fremdenverkehr. Ressortministerin Angelkowa sieht neue, ehrgeizige Ziele für die Zukunft: Mit seinem reichen Kulturerbe und gutem Wein solle Bulgarien zum Ganzjahres-Reiseziel auch für Gäste mit gehobenen Ansprüchen werden.

Elena Lalowa (dpa)

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