Bundesaußenminister Johann Wadephul: Debüt auf der EU-Bühne
8. Mai 2025
Er sei "gespannt" darauf, Deutschlands neuen Außenminister kennenzulernen, sagte Luxemburgs Ressortchef Xavier Bettel. "Ich habe ihm schon per SMS viel Glück gewünscht - und gute Nerven." Und Finnlands Top-Diplomatin Elina Valtonen fügte hinzu, sie freue sich, dass Deutschland wieder "eine handlungsfähige Regierung" habe.
So oder ähnlich äußerten sich viele Teilnehmer des informellen Treffens der EU-Außenminister in Polens Hauptstadt Warschau, wenn sie nach ihrem neuen Kollegen aus Berlin gefragt wurden. Für den Christdemokraten Johann Wadephul war der Termin die erste Gelegenheit für einen Austausch auf EU-Ebene seit seinem Amtsantritt.
Ein gut orchestrierter Auftritt vor TV-Kameras
Während seine Vorgängerin, die Grünen-Politikerin Annalena Baerbock, bei solchen Anlässen ihre Statements manchmal etwas hölzern und wie auswendig gelernt vortrug, trat Wadephul gelassen und selbstbewusst vor die Presse.
Er kam direkt von einem Besuch in Paris nach Warschau - in einem Flugzeug gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Jean-Noël Barrot, wie er betonte. Gemeinsam traten die beiden auch vor die Kameras. Die neue Bundesregierung bemüht sich nach eigenen Worten um einen Reset in den Beziehungen zu Frankreich und Polen, die Wadephul als Deutschlands engste Freunde bezeichnete. "Wir sind uns verbunden", sagte er in Warschau. Diese Verbundenheit "wird eine Konstante unserer Außenpolitik bleiben".
Ein Reset in den Beziehungen mit Paris und Warschau
Europa stehe vor großen Herausforderungen und werde durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine auf die Probe gestellt, unterstrich Barrot. Die Gemeinschaft müsse sich "auf ein deutsch-französisches Ehepaar verlassen können, das entschlossen ist, Europa neue Ambitionen zu verleihen".
Die Regierung in Paris hofft auf eine enge Zusammenarbeit mit der neuen Koalition in Berlin, sei es in der Verteidigungs- oder der Wirtschaftspolitik. Die Lesart des Elysée-Palastes laute, "jetzt endlich ist der Partner da, auf den Macron seit 2017 gewartet hat", sagte Stefan Seidendorf, stellvertretender Direktor des deutsch-französischen Instituts, der DW. So groß scheint die Euphorie in Paris zu sein.
Ein Partner, auf den man lange gewartet hat
Seidendorf verwies aber auch darauf, dass diese Auffassung mit viel Wunschdenken verbunden ist, und dass Deutschland und Frankreich in vielen Bereichen nach wie vor unterschiedliche Wege gehen wollen. Etwa bei der Frage, wie ein Mehr an koordinierter Verteidigung in Europa finanziert werden soll. Dass Wadephul aber versuche, einen menschlichen Zugang zu seinen Gesprächspartnern zu finden, sei in Frankreich gut angekommen.
Konflikte in einzelnen Politikfeldern zeichneten sich auch mit der polnischen Regierung ab, sagte Piotr Buras der DW. Der Leiter des European Council in Foreign Relations (ECFR) in Warschau nannte hier vor allem die von der neuen Bundesregierung angekündigten Zurückweisungen von Migranten und vermehrte Kontrollen an allen deutschen Grenzen.
"Germany-First" als Botschaft?
Die Regierung in Warschau sehe die Maßnahmen im Schengenraum, die nicht als EU-rechtskonform gelten, kritisch, meint Buras. Sie würden sich zudem leicht von rechten Parteien in Polen instrumentalisieren lassen. Die Art und Weise, wie Bundeskanzler Friedrich Merz die Schritte ankündigte, "in einer Trump-Manier", erweckte nicht den Eindruck, dass die Interessen der Nachbarstaaten mitgedacht wurden, moniert Buras. Stattdessen wurde dies als eine Art Germany-First-Botschaft wahrgenommen.
Der Kenner der deutsch-polnischen Beziehungen sieht hier eine Chance für den neuen Außenminister. "Wadephul muss die Initiative ergreifen", gemeinsam mit Polen und anderen EU-Partnern das Problem der irregulären Migration europäisch zu lösen, sagt Buras. Zum Beispiel durch neue Vereinbarungen mit Drittstaaten.
Wadephuls Ernennung "gut für Polen"
Überhaupt sei Wadephuls Ernennung zum Außenminister "sehr gut für Polen, denn er gehört zu den wenigen Politikern in Deutschland, die das Land kennen und verstehen", so die Einschätzung des Warschauer Experten Buras. Er sei "ein bescheidener Typ, der nicht bekannt ist für markante Sprüche, der aber Fingerspitzengefühlt zeigt."
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In der polnischen Hauptstadt unterstrich Johann Wadephul, er sei dankbar für die deutsch-polnische Freundschaft. "Gerade hier in Warschau muss man sich als Deutscher bewusst sein, welche Verantwortung wir nach wie vor tragen", sagte er. "Kaum eine Stadt in Europa hat so sehr unter dem barbarischen Nazi-Regime gelitten wie Warschau. Das ist eine bleibende Schuld."
Wadephul betonte, die Bundesregierung wolle den deutsch-polnischen Beziehungen eine "neue Dimension verleihen". Und er versäumte es nicht, zu erwähnen, dass er mit dem polnischen Außenminister, Radek Sikorski, bereits gemeinsam ein Fußballspiel besuchte. Das wolle man in Zukunft gern fortsetzen.