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Bundesliga: Bayer Leverkusen entlässt Trainer Erik ten Hag

1. September 2025

Nach nur zwei Bundesliga-Spielen zieht der Vizemeister die Reißleine und entlässt den Trainer. Der große Umbruch, der bei der Werkself ansteht, soll ohne den Niederländer stattfinden.

Bayer Leverkusens Trainer Erik ten Hag schaut unzufrieden
Trainer Erik ten Hag muss nach nur zwei Bundesliga-Spieltagen bei Bayer Leverkusen gehenBild: Carmen Jaspersen/dpa/picture alliance

"Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Niemand hat sich diesen Schritt gewünscht. Doch die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass der Aufbau einer neuen und erfolgreichen Mannschaft in dieser Besetzung nicht zielführend gestaltet werden kann", sagte Leverkusens Sportchef Simon Rolfes. 

"Wir glauben fest an die Qualität unseres Teams und werden nun alles daransetzen, in neuer Konstellation die nächsten Schritte in der Entwicklung zu gehen."

Früheste Entlassung der Bundesliga-Historie

Mit der frühen Entlassung des Niederländers nach nur zwei Bundesliga-Spielen sorgt der Vizemeister Bayer Leverkusen für einen Negativrekord. So früh nach dem Start der Saison musste zuvor noch nie ein Trainer gehen. Zuvor hatten die Vereine mindetsens fünf Spieltage abgewartet, bevor sie die Reißleine zogen.

Einzig Jörn Andersen, damals Trainer von Aufsteiger FSV Mainz 05, war noch schneller draußen. Der Norweger wurde im August 2009 noch vor der Auftaktpartie entlassen, nachdem er mit dem FSV im DFB-Pokal ausgeschieden war. Sein Nachfolger wurde damals Thomas Tuchel.

Ten Hag war entsprechend bedient und kartete nach: "Sich nach nur zwei Ligaspielen von einem Trainer zu trennen, ist beispiellos", teilte er am Montag in einer Erklärung mit. Er habe das Gefühl, "dass dies nie eine Beziehung war, die auf gegenseitigem Vertrauen beruhte". Die Trennung sei für ihn "völlig überraschend" gekommen. "Ein neuer Trainer verdient den Freiraum, um seine Vision umzusetzen, Standards zu setzen, die Mannschaft zu formen und dem Spielstil seinen Stempel aufzudrücken", sagte ten Hag. "Leider war die Vereinsführung nicht bereit, mir die Zeit und das Vertrauen zu geben, die ich brauchte, was ich zutiefst bedaure."

"Es war keine Kurzschlussreaktion", sagte Sportchef Rolfes, der als größter Befürworter der nun gescheiterten Verpflichtung ten Hags galt: "Wir hatten das Gefühl, dass es nicht in die richtige Richtung geht. Bevor wir am falschen Ziel rauskommen, haben wir uns für einen frühen Zeitpunkt entschlossen. Wenn man Sachen erkennt, muss man handeln. Das haben wir getan."

Riesiger Umbruch bei der Werkself

Für Leverkusen bedeutet die Trennung von ten Hag, dass ein anderer Trainer gefunden werden muss, der es schafft, den riesigen Umbruch, der in der Meistermannschaft von 2024 stattgefunden hat, zu moderieren und aus vielen talentierten Neuzugängen ein neues Spitzenteam mit funktionierender Hierarchie zu formen. Ten Hag traute man das offenbar nicht mehr zu.

Mit Florian Wirtz, Granit Xhaka, Jonathan Tah, Jeremie Frimpong, Amine Adli und Lukas Hradecky hatten zahlreiche Double-Sieger von 2024 den Klub verlassen.

Leverkusen hatte in den ersten beiden Bundesligaspielen keinen Sieg einfahren können. Das Auftakt-Heimspiel gegen Hoffenheim wurde nach schwacher Leistung mit 1:2 verloren. Im zweiten Spiel gegen Werder Bremen verspielte die Werkself in Überzahl eine 3:1-Führung und kassierte in der Nachspielzeit das 3:3.

Ten Hag schon vor Bremen-Spiel angezählt

Bereits vor der Partie hatten mehrere Medien darüber berichtet, dass ten Hag vor der Ablösung stehen könnte, da er "schon auf etlichen Ebenen Porzellan zerschlagen" habe, wie das Fußball-Fachmagazin "kicker" schrieb. Eine öffentliche Rückendeckung des Trainers durch Rolfes oder Geschäftsführer Fernando Carro war ausgeblieben.

Desweiteren wurde von einer schlechten Ansprache ten Hags an die Mannschaft, einem fehlenden taktischen Konzept, gestörter Kommunikation innerhalb des Trainerteams und Verstimmungen und Uneinigkeit zwischen ten Hag und der sportlichen Leitung berichtet.

Zu große Uneinigkeit: Für eine weitere Zusammenarbeit zwischen Simon Rolfes (l.) und Erik ten Hag fehlte die GrundlageBild: Maik Hölter/Team 2/IMAGO

Ten Hag war erst im Sommer als Nachfolger des Erfolgstrainers Xabi Alonso nach Leverkusen gekommen und hatte einen Vertrag bis 2027 erhalten. Die Trainingsarbeit soll "vorläufig der Assistenz-Trainerstab übernehmen", hieß es von Klubseite.

Ten Hag hatte Ajax Amsterdam einst überraschend ins Champions-League-Halbfinale geführt, beim englischen Rekordmeister Manchester United konnte er von Juli 2022 bis Oktober 2024 die Erwartungen nicht erfüllen und musste vorzeitig gehen.

Wer wird Nachfolger? Xavi und Raul als Kandidaten?

Darüber, wer sein Nachfolger in Leverkusen werden könnte, wird nun spekuliert. Ten Hag war eigentlich nicht die erste Wahl. Drei ehemalige spanische Nationalspieler waren heißer gehandelt worden: Cesc Fabregas entschied sich für eine Fortsetzung seiner Arbeit als Trainer von Como 1907 in Italien.

Einer wie Xabi? Raul käme wie Alonso ohne Erfahrung als Cheftrainer einer Profimannschaft nach LeverkusenBild: Oscar J. Barroso/ZUMA/IMAGO

Weitere Kandidaten waren Barcelonas ehemaliger Mittelfeldregisseur Xavi Hernandez, der ohne Engagement ist und zuvor in Katar und beim FC Barcelona Cheftrainer war und Ex-Real-Madrid-Star Raul Gonzalez Blanco, der bis zum Sommer die zweite Mannschaft Real Madrids trainierte.

Ein weiterer Kandidat war der ehemalige Trainer von Real Sociedad San Sebastian, Imanol Alguacil.

Der Artikel wurde am 2. September aktualisiert.

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