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Bundesliga: Edin Terzic verlässt Borussia Dortmund

13. Juni 2024

Borussia Dortmund und Edin Terzic gehen getrennte Wege. Der Trainer, mit dem der BVB 2021 den DFB-Pokal gewonnen und 2023 die Meisterschaft verpasst hat, wird wohl von einem Ex-BVB-Profi beerbt werden.

Edin Terzic, Trainer von Borussia Dortmund vor voller Tribüne im Dortmunder Stadion
Edin Terzic arbeitete mit kurzen Unterbrechungen seit 2010 für "seinen Klub", Borussia DortmundBild: Christof Koepsel/Getty Images

"Liebe Borussen, auch wenn es mir gerade brutal weh tut, möchte ich euch mitteilen, dass ich mit dem heutigen Tag den BVB verlassen werde", wird Edin Terzic in einer Pressemitteilung auf der Internetseite von Borussia Dortmund zitiert.

"Es war eine riesige Ehre, diesen großartigen Klub zu einem DFB-Pokalsieg und zuletzt in ein Champions-League-Finale führen zu dürfen. Ich habe die Verantwortlichen nach unserem Endspiel in Wembley um ein Gespräch gebeten, weil ich nach nunmehr zehn Jahren beim BVB, davon fünf Jahre im Trainerteam und zweieinhalb Jahre als Cheftrainer, das Gefühl habe, dass der anstehende Neustart von einem neuen Mann an der Seitenlinie begleitet werden sollte."

Auch intensive Gespräche mit den Klub-Verantwortlichen hätten dieses Grundgefühl nicht geändert. "Ich wünsche Borussia Dortmund immer nur das Allerbeste und sage nicht Goodbye, sondern auf Wiedersehen. Heja BVB!", so Terzic.

Die Vereinsführung um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bedankte sich bei ihrem scheidenden Trainer: "Edin Terzic hat während seiner Zeit beim BVB herausragende Arbeit geleistet", sagte Watzke. "Wir alle sind ihm zu großem Dank verpflichtet. Edin und ich werden immer Freunde bleiben."

BVB-Fan auf der Bank

Was Terzic unter den anderen Bundesliga-Cheftrainern besonders machte: Er war nicht nur Angestellter, sondern auch durch und durch Fan seines Klubs - und machte aus der Liebe zur Borussia nie einen Hehl: "Ich komme aus der Region, bin 30 Kilometer von hier entfernt geboren", hatte er selbst bereits 2021 bei einer seiner ersten Pressekonferenzen beim BVB erklärt.

"Ich bin mit neun Jahren das erste Mal im Stadion gewesen. Danach war klar, für wen das Herz schlägt. Ich habe es nicht ansatzweise gewagt, davon zu träumen, dass ich mich mal in so einer Position befinde."

Fan und Trainer: Edin Terzic wuchs in der Nähe von Dortmund auf und ist Borussia-FanBild: Marco Steinbrenner/Kirchner-Media/IMAGO

Diese Hingabe zu Borussia Dortmund registrierten auch die Spieler. "Ich hatte noch nie einen Trainer, der so an einen Verein gebunden ist. Edin ist ein Dortmunder Junge. Das merken wir als Mannschaft jeden Tag", sagte Nationalspieler Niklas Süle in der vergangenen Saison über Terzic und betonte die Qualitäten des Trainers. "Es macht ihm unglaublich viel Spaß, akribisch zu sein, eine überragende Ansprache zu haben, uns mitzunehmen. Das ist für mich auch etwas Besonderes."

Umweg über Türkei und England - Wurzeln in Dortmund

Seit 2010 arbeitet Terzic als Fußballtrainer. Als Spieler reichte es für den Sohn eines Bosniers und einer Kroatin, der in der Kleinstadt Menden bei Dortmund geboren wurde und dort als Kind einer Einwandererfamilie aufwuchs, immerhin bis zur vierten Liga. Als Trainer war Terzic zunächst einige Jahre im Nachwuchsbereich des BVB tätig, wo er parallel Aufgaben als Scout für die Profi-Mannschaft übernahm.

2013 wechselte er zu Besiktas Istanbul in die türkische Süper Lig, um dort als Co-Trainer von Slaven Bilic zu arbeiten. Der ehemalige Bundesligaprofi und kroatische Nationaltrainer nahm Terzic zwei Jahre später auch als Assistent zu West Ham United in die englische Premier League mit. Nachdem Bilic und sein gesamtes Trainerteam im Herbst 2017 entlassen worden waren, kehrte Terzic nach Dortmund zurück und wurde dort Co-Trainer der Profimannschaft.

Größter Erfolg mit dem BVB: 2021 gewinnen die Dortmunder unter Terzic gegen RB Leipzig den DFB-PokalBild: Martin Rose/AP/picture alliance

Als es unter dem damaligen Cheftrainer Lucien Favre sportlich nicht mehr so lief wie gewünscht, wurde der Schweizer Mitte Dezember 2020 entlassen und Terzic vom Assistenten zum Cheftrainer befördert. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten brachte der Wechsel den erwünschten Erfolg: Der BVB qualifizierte sich ohne Mühe für die Champions League und gewann sogar den DFB-Pokal.

Allerdings stand zu diesem Zeitpunkt bereits seit Monaten fest, dass Terzic in der folgenden Saison durch den von Borussia Mönchengladbach verpflichteten Marco Rose ersetzt werden würde.

Nach dem Pokalsieg adelte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke Terzic mit den Worten, er habe eine "halbtote Mannschaft wieder zum Leben erweckt", und es stehe ihm nun offen, bei anderen Vereinen als Cheftrainer seinen erfolgreichen Weg weiterzugehen, statt wieder in die Rolle des Co-Trainers zurückzukehren. Tatsächlich aber blieb Terzic als Technischer Direktor dem BVB treu.

Emotionale Achterbahnfahrt und Ende unter Tränen

Ein Jahr später, nach einer insgesamt unbefriedigenden Dortmunder Saison unter Rose, wurde Terzic als Cheftrainer reinstalliert. Es folgte eine Spielzeit, die einer emotionalen Achterbahnfahrt glich. Immer wieder überholte der BVB im Titelrennen den FC Bayern, doch immer wieder vergab er anschließend die Chance, seine Führungsposition zu behalten oder gar auszubauen. 

"Es fällt mir extrem schwer auszudrücken, was ich fühle, es ist viel zu viel Wut und Enttäuschung, um eine klare sachliche Antwort zu geben", sagte Terzic beispielsweise Mitte April 2023.

Die Äußerung fiel, nachdem sein Team beim VfB Stuttgart zunächst eine 2:0-Führung und dann in letzter Sekunde auch einen 3:2-Vorsprung noch aus der Hand gegeben und damit die Tabellenführung wieder verspielt hatte. "Es gibt Gründe, warum wir es in den letzten zehn Jahren nicht geschafft haben, ganz oben zu stehen", sagte er damals konsterniert.

Der eigentlich untröstliche Edin Terzic wird selbst zum Tröster des traurigen Jude BellinghamBild: Norbert Schmidt/picture alliance

In Tränen aufgelöst waren er und seine Spieler dann nach dem letzten Spieltag der Saison 2022/2023, als der BVB nur noch einen Sieg im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 benötigte, aber nicht über ein 2:2 hinauskam. Der FC Bayern gewann parallel in Köln und war schon wieder Meister. 

"Wir werden es verarbeiten und aufstehen und ab Anfang Juli wieder alles investieren, um es noch besser zu machen“, sagte Terzic unmittelbar nach dem Fiasko gegen Mainz.

Doch daraus wurde nichts: In der Liga konnte der BVB in der abgelaufenen Saison nicht ganz vorne mithalten und wurde nur Fünfter. Dafür überraschte die Mannschaft in der Champions League mit Erfolgen gegen Atletico Madrid und Paris St. Germain.

Auch im Endspiel gegen Real Madrid waren die Borussen lange die klar bessere Mannschaft, nutzen aber ihre Chancen nicht und verloren am Ende 0:2. Knapp zwei Wochen später folgte nun die Trennung. 

Risse im Verhältnis

Anzeichen dafür gab es zuletzt nicht unbedingt. Eher hätte man vor einigen Monaten mit einer Auflösung des Arbeitsverhältnisses gerechnet. Damals war Kritik an Terzic aufgekommen. Er sei taktisch nicht gut genug und ein eindimensionaler Trainer, hieß es.

Zuvor hatte der BVB den Bundesliga-Gipfel gegen die Bayern (0:4) und das folgende Spiel beim VfB Stuttgart (1:2) verloren. Auch im DFB-Pokal schied man früh mit 0:2 gegen den VfB aus. Trotzdem sprach die Chefetage Terzic kurz vor der Winterpause noch das Vertrauen aus, stellte ihm mit Nuri Sahin und Sven Bender aber zwei ehemalige BVB-Profis als Assistenten zur Seite.

Eine Maßnahme, die sich nun bezahlt machen könnte. Sahin wird als Nachfolger von Terzic als Chefcoach gehandelt. Wie sein Vorgänger stammt der in Lüdenscheid geborene Deutsch-Türke aus der Nähe von Dortmund. Zudem hat er nach über 200 Spielen im schwarzgelben Trikot eine besondere Beziehung zum Revierklub. Erste Erfahrungen als Trainer im Profibereich sammelte Sahin von 2021 bis 2023 beim türkischen Erstligisten Antalyaspor.

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