Bundesliga muss warten
30. April 2020Der deutsche Profi-Fußball muss weiter auf ein klares Signal der Politik für den Neustart des Spielbetriebs in der 1. und 2. Bundesliga warten. Eine Entscheidung über eine Wiederaufnahme der Saison, die seit Mitte März wegen der Corona-Krise ausgesetzt ist, soll frühestens am 6. Mai fallen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die 16 Ministerpräsidenten haben einen Beschluss über die Fortsetzung der gestoppten Bundesliga und des Vereinssports am Donnerstag vertagt. Der nächste Schritt zum erhofften Neustart kann daher frühestens am kommenden Mittwoch erfolgen.
Dann tagen Merkel und die Ministerpräsidenten erneut, auch die Bundesliga dürfte dann Thema sein. Bis dahin soll zudem eine Beschlussvorlage für die schrittweise Wiederaufnahme des gesamten Sportbetriebs erarbeitet werden. Die Innen- und Sportminister hatten die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Liga Mitte oder Ende Mai empfohlen, allerdings scheint der von den Ministerpräsidenten Markus Söder (Bayern) und Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen) genannte mögliche Starttermin am übernächsten Wochenende (9. Mai) nun aber ausgeschlossen. Bei einem positiven Signal der Politik könnte ein Start wohl frühestens am 16. oder 23. Mai erfolgen.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) reagierte mit Verständnis auf die Vertagung der Entscheidung: "Die DFL akzeptiert selbstverständlich, dass am heutigen Tage noch keine Entscheidung zur Wiederaufnahme des Spielbetriebes der Bundesliga und 2. Bundesliga getroffen wurde", teilte die DFL am Donnerstagabend mit. Für den gesamten Sport hofft der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf baldige Erleichterungen. "Nachdem noch keine Entscheidung zur Wiederaufnahme des Sporttreibens gefallen ist und wir uns weiterhin in Geduld üben müssen, setzen wir nun darauf, dass dieses für den Sport so wichtige Signal bei der nächsten Beratung am 6. Mai gesendet wird", kommentierte DOSB-Präsident Alfons Hörmann: "Der organisierte Sport ist bereit für die Rückkehr auf der Basis unserer zehn Leitplanken und der sportartspezifischen Übergangs-Regeln." Fechter Max Hartung sprach sich gegen eine Sonderbehandlung für den Profi-Fußball aus. "Bezüglich einer schrittweisen Öffnung des Sports würde ich mir wünschen, dass wir Regeln aufstellen, die für alle gelten", sagte der Präsident des Vereins Athleten Deutschland: "Für problematisch hielte ich es, wenn Regeln, im Besonderen zur Quarantäne, als Sonderregeln nur für den Fußball gelten."
Deutschland testet, Frankreich bricht ab
Die DFL hatte in der Vorwoche ein Konzept vorgelegt, um die ausstehenden neun Spieltage möglichst bis zum 30. Juni ohne Zuschauer austragen zu können. Dieses war vom Arbeitsministerium aus arbeitsschutzrechtlicher Sicht als "nicht problematisch" eingestuft worden und soll am kommenden Mittwoch auch im Sportausschuss des Bundestages vorgestellt werden. Die Fortsetzung der Saison soll eine wirtschaftliche Schieflage in der Milliarden-Branche verhindern. Bei einem Abbruch der Spielzeit 2019/20 wären nach Informationen des Fachmagazins "Kicker" 13 der 36 Profiklubs von einer Insolvenz bedroht.
Die DFL treibt daher die Vorbereitungen auf den Tag X voran. Vorbereitend wurde am Donnerstag bei allen Vereinen mit flächendeckenden Tests auf das Coronavirus begonnen. Vor einer Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings sollen zwei Tests erfolgen. Damit soll eine Ansteckung im Training verhindert werden.
Während die Bundesliga noch auf eine Wiederaufnahme hofft, hat die französische Ligue 1 als erste der europäischen Top-Ligen die Reißleine gezogen, die Saison abgebrochen und für beendet erklärt. Der Meistertitel wurde Paris St. Germain zugesprochen. Der Klub, der vom deutschen Trainer Thomas Tuchel trainiert wird, führt die Tabelle nach 28 absolvierten Spieltagen mit zwölf Punkten Vorsprung an. Absteigen sollen die Teams auf den beiden letzten Plätzen, Amiens und der FC Toulouse, was noch zu juristischen Streitereien führen könnte.
Kritische Stimmung?
Anders als in Frankreich soll es in Deutschland möglichst nicht zu einem Saisonabbruch kommen - zumindest nicht, wenn es nach Klubs und DFL geht. Doch eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag der Deutschen Welle am 28. und 29. April durchgeführt hat, zeigt, dass eine Fortsetzung der Bundesliga nicht von allen positiv gesehen wird. 1003 Personen im Alter von über 14 Jahren bekamen am Telefon die Frage gestellt: "Sind Sie für eine Fortsetzung der Bundesliga-Saison mit Geisterspielen ohne Publikum im Mai?" Darauf antworteten 33 Prozent der Befragten mit Ja, 49 Prozent beantworteten die Frage dagegen mit Nein.
asz/ml (dpa, SID)