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Torjubel mit und ohne Abstand

16. Mai 2020

Fast alle Bundesligaprofis halten sich an den Ratschlag der Deutschen Fußball Liga, auf gemeinsamen Torjubel zu verzichten. Die Profis von Hertha BSC ignorieren die Empfehlung der DFL. Ausgerechnet die Berliner.

Bundesliga - TSG 1899 Hoffenheim v Hertha BSC
Bild: picture-alliance/dpa/Witters/T. Wagner

Bloß keine Angriffspunkte für Kritiker bieten. Die Bundesliga-Klubs waren spürbar bemüht, das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) für den Neustart der Saison nach der Corona-Pause buchstabengetreu, im Zweifel auch mehr als zu erfüllen. So wurden vor dem Revierderby in Dortmund sogar die Bälle desinfiziert. Die Profis der TSG Hoffenheim fuhren mit ihren Privatautos in Kolonne zum Stadion, die anderen Teams mit mehreren Bussen. "Wir haben in unsere Busse noch Desinfektionsspender eingebaut und zusätzlich fast überall durchgehend Masken getragen", sagte Fabian Wohlgemuth, Geschäftsführer der SC Paderborn im Fernsehsender "Sky". "Der Teufel liegt im Detail und macht sehr viel Aufwand."

Jubeltraube und Abklatschen

Auch im Spiel schienen die Fußballer die ihnen von der DFL zugedachte Vorbild-Rolle durchaus ernst zu nehmen. So feierten die BVB-Profis ihre Tore beim 4:0-Derbysieg nur mit Distanz zu ihren Teamkollegen. Mehr als eine Berührung mit den Unterarmen  war auch bei den Torerfolgen der anderen Mannschaften nicht zu sehen - mit wenigen Ausnahmen. Mönchengladbachs Stürmer Marcus Thuram ging nach seinem Tor zum 2:0 in Frankfurt - Endstand 3:1 (2:0) für die Borussia - mit seinem Teamkollegen Ramy Bensebaini in Wangenkontakt. Was dort wie ein persönlicher Aussetzer wirkte, schien bei den Spielern von Hertha BSC System zu sein. Die Berliner Profis feierten ihre Treffer zum 3:0 (0:0) in Hoffenheim mit Jubeltrauben und klatschten sich hinterher ab.

Labbadia: "Emotionen gehören dazu"

Bruno Labbadia nahm seine Spieler in Schutz. "Ich sehe das meinem Team auf jeden Fall nach", sagte Labbadia nach seinem gelungenen Debüt als Hertha-Trainer. "Ich hoffe einfach, dass die Menschen draußen Verständnis haben." Man absolviere regelmäßig Tests. Und die seien negativ ausgefallen. "Die Emotionen gehören dazu", fand Labbadia.

Distanz sieht anders aus: Matheus Cunha und Vedad Ibisevic herzen sich Bild: picture-alliance/dpa/Witters/T. Wagner

Dem Image der Berliner in der Corona-Krise dürfte das Verhalten der Spieler nicht gerade zuträglich gewesen sein. Noch gut in Erinnerung ist schließlich das Skandal-Video des Hertha-Profis Salomon Kalou, das von einem sehr sorglosen Umgang einiger Berliner Spieler mit den Hygiene-Vorschriften zeugte. Auch die Aussage von Hertha-Aufsichtsratsmitglied Jens Lehmann hatte vielfach für Kopfschütteln gesorgt. "Solange die Symptome nicht so schlimm sind, denke ich, müssen die Spieler damit zurechtkommen", hatte der frühere Nationaltorwart gesagt. "Ich denke also, für junge, gesunde Menschen mit einem starken Immunsystem ist das keine so große Sorge."

Keine Sanktionen

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte den Profis vor dem Wiederanpfiff nach der Corona-Pause in einem Rundschreiben geraten, auf den gemeinsamen Torjubel zu verzichten. Kurzer Ellenbogen- oder Fußkontakt, so die DFL, sei dagegen erlaubt. Sanktionen müssen jedoch weder der Gladbacher Thuram noch die Hertha-Spieler fürchten. Der Torjubel sei nicht Bestandteil des Hygiene-Konzepts der Task Force von DFL und DFB gewesen, teilte ein DFL-Sprecher am Samstagabend mit. Man habe "lediglich Hinweise zur Orientierung gegeben - Sanktionen erübrigen sich daher". Ob das die Kritiker des Bundesliga-Neustarts auch so locker sehen?

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