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Bundesliga-Profi Paul Wanner: Deutschland oder Österreich?

13. September 2024

In der Fußball-Bundesliga sorgt der 18-Jährige, der vom FC Bayern an den 1. FC Heidenheim ausgeliehen ist, für Furore. Seine Karriere ist wohlgeplant, nur muss er sich bald für eine Nationalmannschaft entscheiden.

Jubel Paul Wanner vom 1. FC Heidenheim mit ausgebreiteten Armen
Paul Wanner, derzeit für den 1. FC Heidenheim in der Bundesliga aktiv, weckt viele BegehrlichkeitenBild: Michael Memmler/Eibner-Pressefoto/picture alliance

"Ich habe noch nichts entschieden", sagte der 18-jährige Paul Wanner der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) und ergänzte, er könne "ganz klar sagen, dass meine Entscheidung noch offen ist." Wanner, einer der auffälligsten Spieler der bisherigen Bundesliga-Saison, wird demnächst aber nicht mehr darum herumkommen, sich festzulegen, ob er künftig für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielen möchte oder für Österreich.

"Eigentlich will ich erst mal ein komplettes Jahr Bundesliga spielen, um zu sehen, wo es hingeht, aber vielleicht fällt die Entscheidung auch schneller. Ich habe noch kein endgültiges Gefühl für den richtigen Zeitpunkt", erklärt Wanner und erhofft sich mehr Zeit. Gleichzeitig sorgt er mit seinen Leistungen dafür, dass er sowohl für Bundestrainer Julian Nagelsmann als auch für Österreichs Nationalcoach Ralf Rangnick immer interessanter wird. Mit dem 1. FC Heidenheim feierte Wanner bis zur Länderspielpause in den ersten fünf Pflichtspielen fünf Siege und erzielte dabei vier Tore.

Bayern-Eigengewächs auf Umwegen nach oben

Wanner wurde in Österreich geboren, dem Heimatland seiner Mutter. Sein Vater ist Deutscher. Der Offensivspieler steht seit 2022 als Profi beim FC Bayern München unter Vertrag, ist derzeit aber an den Bundesliga-Konkurrenten Heidenheim ausgeliehen. Wanner kommt aus der Bayern-Jugend. Im Alter von zwölf Jahren wechselte er an den FC Bayern Campus, wo er bereits als 15-Jähriger in der A-Jugend, also der U19, spielte.

Weil der Profikader der Bayern Anfang 2022 wegen Corona-Infektionen und aufgrund von Abstellungen für den Afrika-Cup dünn besetzt war, kam Wanner früh zu einigen Einsätzen in der ersten Mannschaft. Er ist mit 16 Jahren und 15 Tagen der jüngste Spieler in der Bundesliga-Geschichte der Bayern und wurde einige Monate später mit 16 Jahren und 293 Tagen auch Münchens jüngster Spieler in der Champions League.

Frühstart beim Rekordmeister: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann (l.) wechselt den 16-jährigen Paul Wanner (r.) einBild: Markus Ulmer/Pressebildagentur ULMER/picture alliance

Da sich der damals erst 17-Jährige in seinem jungen Alter aber noch nicht gegen die arrivierten Bayern-Profis durchsetzen konnte, ließ er sich ausleihen. Um bei einem anderen Verein mehr Spielzeit zu bekommen und sich besser entwickeln zu können, traf er im Sommer 2023 die bewusste Entscheidung, zum damaligen Zweitligaaufsteiger Sv Elversberg zu gehen, weil "dessen spielerischer Fußball mir sehr entgegenkam", so Wanner. Er machte 28 Saisonspiele, erzielte sechs Tore und gab vier Vorlagen.

Bislang immer im deutschen Trikot

Im Nationaltrikot hat Wanner bislang immer nur für deutsche Nachwuchsmannschaften gespielt: für die U17, die U18 und die U20. Eine Einladung der U21 für die soeben absolvierten Spiele gegen Israel und Estland schlug er aus, um nach dem engen Terminkalender zu Saisonbeginn zu regenerieren. Statt für die deutsche U21 hätte er auch in der A-Nationalmannschaft Österreichs in der Nations League gegen Slowenien und Norwegen spielen können. 

Paul Wanner war bislang in der U17, U18 und U20 für deutsche Nachwuchsmannschaften aktivBild: Wolfgang Zink/Sportfoto Zink/picture alliance

"Natürlich werde ich mir nicht ewig eine Pause nehmen", sagt der Teenager. "Es ist ja nicht mein Ziel, nicht Nationalspieler zu sein. Irgendwann will ich anfangen damit." Im November 2022 war Wanner bereits einmal für die österreichische Nationalmannschaft nominiert, kam bei den Testspielen gegen Andorra und Italien nicht zum Einsatz.

Rangnick oder Nagelsmann - wer erhält den Zuschlag?

Wenn im Oktober für Österreich die nächsten Länderspiele in der Nations League gegen Kasachstan und Norwegen anstehen, ist sicher davon auszugehen, dass Wanner von Rangnick eine Einladung erhält. "Wir haben regelmäßig Kontakt zu Paul Wanner. Er wäre ein klarer Kandidat gewesen", sagte Rangnick nach Wanners Absage im September. "Wenn er sich für uns entschieden hätte, hätte er für den Rest seiner Karriere für Österreich spielen müssen, deshalb habe ich absolut verstanden, dass er abwarten möchte."

Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick hält sehr viel von Paul Wanner und würde ihn gerne im Austria-Trikot sehenBild: Ulrich Hufnagel/picture alliance

Möglicherweise bringt das große Interesse Österreichs Julian Nagelsmann dazu, Wanner im Oktober ebenfalls einzuladen und dann in Bosnien-Herzegowina oder gegen die Niederlande auch tatsächlich einzusetzen. Schließlich sind die Regularien im Fußball so, dass ein Spieler dann endgültig auf eine Nation festgelegt sind, wenn er in einem Pflichtspiel auf dem Platz stand.

"Er ist ein Spieler mit sehr viel Potenzial, den wir beim DFB fest in unseren Planungen haben", sagte Nagelsmann zuletzt über Wanner. Er kennt den Spieler sehr gut, schließlich war Nagelsmann der Bayern-Trainer, der Wanner mit 16 Jahren einst das Vertrauen schenkte.

Heidenheim als gute Schule für intensives Spiel

Bevor die nächsten Länderspiele anstehen, wird Wanner aber mit Heidenheim in der Bundesliga und der UEFA Conference League gefordert sein. Auch den Schritt nach Heidenheim, wo seit 17 Jahren Trainer Frank Schmidt die sportliche Marschrichtung vorgibt, hat er ganz bewusst gemacht. Er ist überzeugt davon, dass ihn das Jahr beim FCH in seiner Karriere weiterbringt. "Ich wusste genau, worauf ich mich einlasse", sagte der Spieler gegenüber der SZ. "Auf einen Standort, an dem viel Arbeit gefragt ist, an dem ich mich auch im Spiel gegen den Ball nochmal verbessern kann." In Heidenheim sei eben Intensität sehr wichtig.

Heidenheims Trainer Frank Schmidt (l.) war früher Verteidiger in der 2. Liga und setzt auf hohe EinsatzbereitschaftBild: Herbert Rudel/Pressefoto Rudel/picture alliance

Intensiv wird es dann neben dem Profialltag wohl auch, wenn es darum geht, für welches Nationalteam er auflaufen möchte. Im DFB-Team gibt es mit Florian Wirtz und Jamal Musiala zwei sehr ähnliche Spielertypen, die derzeit gesetzt sind. In Österreich ist die Konkurrenz kleiner. Hier hätte Wanner wohl direkt einen Stammplatz sicher und wäre - eine erfolgreiche Qualifikation vorausgesetzt - auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 in Mexiko, Kanada und den USA sicher dabei.

Wird es eine Länderspielkarriere in Schwarz-Rot-Gold oder in Rot-Weiß-Rot? Keine leichte Entscheidung. Fallen soll sie zu gegebenem Zeitpunkt und im engsten Familienkreis. "Papa, Mama, ich", sagte Paul Wanner - sonst niemand.

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