Von der kommenden Bundesliga-Saison an können Schiedsrichter auch Trainer mit Gelben und Roten Karten bestrafen. Unter den Trainern regt sich Widerstand. Wortführer ist Julian Nagelsmann, neuer Coach von RB Leipzig.
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Für Temperamentsbündel in der Coaching-Zone wird es ernst: Mit Beginn der Bundesliga-Saison können Schiedsrichter auch Trainern Gelbe und Rote Karten zeigen. Damit setzt die Deutsche Fußball Liga (DFL) eine Regeländerung des International Football Association Board (IFAB) um. Bisher konnten Schiedsrichter Trainer bei groben Vergehen nur direkt auf die Tribüne verbannen. Diese Möglichkeit besteht natürlich auch weiterhin und wird künftig eine automatische Sperre nach sich ziehen. Welche Folgen Gelb-Verwarnungen für die Trainer haben, ist dagegen noch nicht bis ins Detail geklärt. Die Entscheidung fällt am 21. August bei der DFL-Generalversammlung in Berlin. Angeblich plant der Verband, einen Trainer dann für ein Spiel zu sperren, wenn er dreimal Gelb gesehen hat.
Jedes vierte Spiel auf die Tribüne?
Die Bundesliga-Trainer sind alles andere als begeistert. "Ich glaube einfach, dass der Schiedsrichter die Gelbe Karte viel schneller zeigen wird, als er dich früher auf die Tribüne geschickt hat", sagte Julian Nagelsmann beim Internationalen Trainerkongress in Kassel. Der neue Trainer von RB Leipzig stört sich auch daran, dass seinesgleichen bereits nach drei Verwarnungen und nicht wie Spieler erst nach fünfmal Gelb aus dem Verkehr gezogen werden. "Warum soll ein Trainer schneller auf die Tribüne müssen als ein Spieler? Ich finde, dass man da an die Menschlichkeit appellieren muss und nicht alles mit Strafen reguliert. Es ist nicht im Sinne der Sache, dass ein Trainer jedes vierte Spiel auf der Tribüne sitzt, nur weil er Emotionen zeigt."
Covic: "Wir sind keine Roboter"
Noch deutlicher wurde Friedhelm Funkel. "Das ist der größte Schwachsinn aller Zeiten", sagte der Trainer von Fortuna Düsseldorf der "Bild"-Zeitung. "Und warum das Ganze? Weil irgendjemand mal wieder eine ganz tolle Idee hatte und unbedingt was ändern wollte." Auch der neue Trainer von Hertha BSC, Ante Covic, sieht die neue Karten-Regelung kritisch. "Man sollte keine Roboter aus uns machen", sagte Covic dem "Kicker". "Diese Sportart lebt von Emotionen, und ein Stück weit müssen diese Emotionen auch freigelassen werden."
DFB weist Kritik zurück
DFB-Lehrwart Lutz Wagner sieht in der neuen Regel keine Wende um 180 Grad im Verhältnis zu den Trainern. "Die Möglichkeit einer mündlichen Ermahnung, die deeskalierend wirkt, bleibt bestehen. Wir setzen also weiterhin auf Kommunikation und auf ein gelebtes Miteinander auf und neben dem Platz", sagte der ehemalige FIFA-Schiedsrichter in einem Interview auf dfb.de. Aber: "Wer die Grundsätze des Fair Play verletzt bzw. respektlos agiert, der muss auch mit Sanktionen rechnen."
RB-Leipzig-Trainer Nagelsmann appelliert an den gesunden Menschenverstand. "Wenn man die Kultur des Streits pflegt und sich danach die Hand gibt und in die Augen schauen kann, dann kriegt man viele Dinge so hin, ohne dass man alles regulieren muss", sagte der 32-Jährige: "Ich bin seit zwölf Jahren mit meiner Frau zusammen, und auch da gab es mal den einen oder anderen Streit. Dann rauft man sicher wieder zusammen. Und das Leben geht danach wieder normal weiter."
Diese Bundesliga-Profis sind auf Jobsuche
Ribéry, Holtby, Aogo - einige gestandene Bundesliga-Profis sind noch ohne Klub. Weil bei den meisten Vereinen der Kader weitestgehend steht, droht den vertragslosen Spielern kurz vor Saisonstart eine Hängepartie.
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Franck Ribéry
Im Sommer war nach zwölf erfolgreichen Jahren beim FC Bayern Schluss, seitdem gibt es immer wieder Gerüchte, wo Franck Ribéry seine Karriere fortsetzen könnte. Zuletzt galt Eintracht Frankfurt als Kandidat, was die Verantwortlichen aber umgehend dementierten. Auch nach Australien, Katar oder Saudi-Arabien sollte es für den 36-Jährigen schon gehen. Konkret war bislang aber noch nichts.
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Jaroslav Drobny
Kommt der bald 40-Jährige nochmal irgendwo unter, oder ist die Bundesliga-Karriere des tschechischen Keepers aufgrund mangelnder Nachfrage vorbei? Drobny, der in der Bundesliga für Hertha BSC, den Hamburger SV und Werder Bremen im Tor stand, war zuletzt eine halbe Saison lang Ersatztorwart bei Fortuna Düsseldorf, kam wegen einer Handverletzung aber nur dreimal zum Einsatz.
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Dennis Aogo
Ist nach 257 Spielen Schluss in der Bundesliga? Nach dem Abstieg mit Stuttgart in der Relegation gegen Union Berlin, trennte sich der VfB von Aogo, weil er mit 32 Jahren kein Mann für den geplanten Neuanfang mehr sei. Aogo ging nicht im Groll, sondern wünschte dem Ex-Klub viel Glück und sagte: "Ich freue mich auf eine neue Herausforderung!" Die lässt bislang aber noch auf sich warten.
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Branimir Hrgota
Er galt als größtes Talent im schwedischen Fußball seit Zlatan Ibrahimovic, doch das ist lange her. Dass es Branimir Hrgota unter Adi Hütter schwer haben würde, war schon klar, als Frankfurts neuer Trainer den Schweden kurz nach Amtsantritt im vergangenen Sommer aus dem Kader aussortierte. Einmal stand Hrgota danach noch auf dem Platz - jetzt sucht er als Profi ohne Spielpraxis einen neuen Klub.
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Ja-Cheol Koo
Augsburgs Trainer Martin Schmidt hätte den Südkoreaner, der als sein "Umschaltzehner" eine wichtige Rolle spielte, gern behalten, aber Ja-Cheol Koo wollte nach vier Jahren beim FCA offenbar nicht mehr. Er ließ seinen Vertrag auslaufen und verschwand in die südkoreanische Heimat. Dort hält sich der offensive Mittelfeldspieler seitdem fit. Für ein neues Engagement bei einem Bundesliga-Klub?
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Lewis Holtby
Als er beim HSV kurz vor Saisonende darum bat, für ein wichtiges Spiel nicht nominiert zu werden, suspendierte der Klub den Ex-Nationalspieler, und man ging nach der Saison getrennte Wege. Für Holtby soll es Angebote aus Griechenland und der Türkei geben. Momentan bringt er sich aber beim neuen Verein seines Hamburger Ex-Trainers Christian Titz in Form - bei Rot-Weiss Essen in der vierten Liga.
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Giulio Donati
Eigentlich sind gute Außenverteidiger eine Art Mangelware in der Bundesliga. Giulio Donati ist Außenverteidiger, allerdings schaffte der 29-jährige Italiener bei Bayer Leverkusen (2013-2016) nicht den Durchbruch und spielte auch beim FSV Mainz 05 (seit 2016) zuletzt keine Rolle mehr. Er will nun offenbar zurück nach Italien. Hellas Verona und der FC Empoli sollen Interesse haben.
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Alexander Meier
Bei Eintracht Frankfurt, wo Alex Meier vergangenen Sommer keinen Vertrag mehr erhielt, gilt er immer noch als "Fußballgott". Nach einem halben Jahr Pause heuerte er im Winter beim FC St. Pauli in der 2. Liga an und war dort mit sechs Treffern in 16 Partien sehr erfolgreich. Dennoch trennten sich am Ende die Wege. Der 1,96-Meter-Hüne trainiert jetzt wieder bei seinem Heimatklub in Liga 5.
Vor drei Jahren war Justin Eilers ein begehrter Spieler. Werder Bremen schnappte sich den Drittliga-Torschützenkönig von Dynamo Dresden. Doch machte Eilers wegen mehrerer schwerer Verletzungen kein einziges Spiel für die Bremer. 2018 verließ er Werder, war immer wieder verletzt und stieg zuletzt mit Sportfreunde Lotte aus der 3. Liga ab. Jetzt hofft er auf die Fortsetzung seiner Karriere.