Union Berlin verabschiedet sich vorerst aus dem Abstiegskampf. Bayern München gewinnt, muss aber einen Rückschlag hinnehmen und Borussia Dortmund schöpft wieder Selbstvertrauen. Der Rückblick auf den 28. Spieltag.
Union Berlins Benedict Hollerbach (Foto) feiert seinen Siegtreffer beim Spiel gegen WolfsburgBild: Michael Taeger/Jan Huebner/IMAGO
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Unter tosendem Jubel fielen sich Union Berlins Trainer Steffen Baumgart und sein Sport-Geschäftsführer Horst Heldt in die Arme. Beide wussten, wie wichtig dieses hart erkämpfte 1:0 gegen den VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga war: Nach vier Spielen ohne Niederlage in Serie und angesichts von elf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz sollte Union jegliche Abstiegssorgen los sein.
Für die Berliner traf Benedict Hollerbach bereits zum achten Mal in dieser Saison. "Wahnsinn! Wir hauen uns mit allem da rein, was wir haben", sagte der Torschütze bei DAZN. "Wir gewinnen solche Spiele derzeit eben. Das ist supertoll und überragend. Unterbewusst wissen wir, dass wir gegen jeden Gegner was holen können. Der Riesendruck ist weg."
Auch der FC St. Pauli konnte im Abstiegskampf punkten. Dank eines späten Treffers von Oladapo Afolayan sicherten sich die Hamburger im 300. Bundesliga-Spiel des Vereins verdient einen Punkt beim 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach. "Wir haben gemischte Gefühle. Wir waren so dominant und so gut im Gegenpressing. Wir haben in der ersten Halbzeit, da kann man einen Finger in die Wunde legen, zu verschnörkelt gespielt. Außerdem die richtigen Momente nicht genutzt", analysierte Pauli-Trainer Alexander Blessin.
"Wir haben zwei, drei Situationen, wo wir in einer guten Schussposition sind. Da müssen wir den Mut haben, den Abschluss zu suchen. Ansonsten war es ein Hammer-Spiel der Mannschaft."
Rekordmeister Bayern gewinnt und verliert Jamal Musiala
Zum Auftakt des 28. Spieltags konnte der Rekordmeister aus München klar mit 3:1 beim FC Augsburg gewinnen. Überschattet wurde der Sieg durch die Verletzung von Nationalspieler Jamal Musiala. Die verletzungsgeplagten Bayern müssen in den entscheidenden Wochen und voraussichtlich sogar bis Saisonende auf den Offensivspieler verzichten.
Bitterer Rückschlag für den FC Bayern München: Jamal Musiala (2.v.r.) fällt wochenlang ausBild: Eibner-Pressefoto/picture alliance
Der 22-Jährige hat sich einen Muskelbündelriss im linken, hinteren Oberschenkel zugezogen und fällt "vorerst" aus, wie sein Klub bekannt gab. Eine solche Verletzung hat eine Ausfallzeit von sechs bis acht Wochen zur Folge. Dass Musiala in dieser Spielzeit noch einmal in Bundesliga oder Champions League aufläuft, die am 31. Mai mit dem Finale in München endet, ist daher fraglich.
Bayer Leverkusen hat die Enttäuschung nach der bitteren Niederlage im Pokal-Halbfinale gegen Drittligist Arminia Bielefeld nur mit viel Mühe überwunden und im Titelkampf der Fußball-Bundesliga den Rückstand auf den FC Bayern gehalten.
Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso gewann beim abstiegsbedrohten 1. FC Heidenheim glücklich mit 1:0 und liegt sechs Spieltage vor Saisonende nach wie vor sechs Punkte hinter dem Rekordmeister. Emiliano Buendia traf erst in der Nachspielzeit für die Werkself.
Mit seinem ersten Treffer für Bayer Leverkusen hält Emiliano Buendia die Meisterträume der Werkself am LebenBild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/IMAGO
"Wir haben kein gutes Spiel gemacht, es war schwierig heute, wir sind nicht in unsere Intensität reingekommen, muss man ganz ehrlich sagen", sagte Abwehrspieler Jonathan Tah nach der Partie. "Heidenheim hat es über weite Strecken echt gut gemacht und am Ende haben wir dieses Quäntchen Glück, dass man nicht aufgibt, dass man, obwohl es schwer ist, einfach weitermacht und das Ding reinhaut."
Frankfurt verliert gegen Bremen
Eintracht Frankfurt hat im Rennen um einen Champions-League-Platz einen Rückschlag hinnehmen müssen. Das Team von Trainer Dino Toppmöller verlor bei Werder Bremen mit 0:2. Durch den Sieg wahrten die Bremer selbst ihre kleine Chance auf einen Europapokal-Platz.
Trotz der ersten Niederlage nach zwei Erfolgen bleiben die Frankfurter aber Tabellendritter, denn auch der viertplatzierte FSV Mainz 05 patzte überraschend beim 1:1 gegen den Tabellenletzten Holstein Kiel, so dass RB Leipzig dank eines 3:1-Erfolgs gegen die TSG 1899 Hoffenheim mit nun 45 Punkten bis auf einen Zähler an Rang vier herankommen konnte.
Für den neuen Trainer Zsolt Löw war es der erste Sieg, nachdem es unter der Woche den Pokal-K.o. beim VfB Stuttgart gegeben hatte. "Wir haben gewonnen. Im Moment sage ich ganz ehrlich, ist es wichtig, dass wir drei Punkte holen. Egal wie", so David Raum. "Wir brauchen Punkte. Wir haben Ziele zu erreichen und da ist es egal, wie. Hauptsache, drei Punkte."
Stuttgart mit perfekter Woche
Die Erleichterung beim VfB Stuttgart war nach dem deutlichen 4:0-Sieg gegen den abstiegsbedrohten VfL Bochum groß. Der VfB hat seine schwierige Phase mit sechs Ligaspielen ohne Sieg in Folge beenden können und freut sich über drei wichtige Punkte im Kampf um die Europapokal-Plätze.
"Wir wissen, dass wir einige gute Spiele gemacht haben, uns aber einfach nicht belohnt haben für die harte Arbeit", sagte der dreifache Torschütze Ermin Demirovic: "Deshalb tut es gut, nach Bochum zu fahren, wo alle denken, jetzt lassen sie die Liga schleifen, und ein Statement zu setzen."
BVB deklassiert Freiburg
Borussia Dortmund hat sich derweil mit einem Sieg beim SC Freiburg jede Menge Selbstvertrauen vor dem Königsklassen-Kracher gegen den FC Barcelona geholt. Der BVB gewann überzeugend mit 4:1 bei den Freiburger, die ein direkter Konkurrent um die Europa-League-Plätze sind.
"Es war ein wichtiger Sieg", freute sich Dortmunds Schlussmann Gregor Kobel. "Es war ein gutes Spiel. Die Art und Weise der Einsatz, vor allem die Effizienz, die wir vom Tor hatten, die war sehr, sehr gut. Es ist ein schöner Sieg, den wir gerne nach Hause nehmen."
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Ergebnisse und Torschützen des 28. Bundesliga-Spieltags:
FC Augsburg - Bayern München 1:3 (1:1)
Tore: 1:0 Giannoulis (30.), 1:1 Musiala (42.), 1:2 Kane (60.), 1:3 Matsima (Eigentor 90.+3)
FC St. Pauli - Borussia Mönchengladbach 1:1 (0:1)
Tore: 0:1 Itakura (45.+2), 1:1 Afolayan (85.)
Union Berlin - VfL Wolfsburg 1:0 (0:0)
Tore: 1:0 Hollerbach (63.)
Die Rekordspieler der Fußball-Bundesliga
Seit Bundesliga-Gründung 1963 haben Tausende Spieler in Deutschlands bester Fußball-Liga gespielt, einige mehr als zehn oder 15 Jahre. Diese Profis haben die meisten Einsätzen im deutschen Fußball-Oberhaus gesammelt.
Bild: Peter Schatz/dpa/picture alliance
Ditmar Jakobs - 493 Spiele
Der Verteidiger spielt für Oberhausen, TB Berlin, Duisburg und Hamburg in der Bundesliga. Jakobs wird mit dem HSV zweimal Meister (1982, 1983) und gewinnt 1983 den Landesmeister-Pokal. 1989 rutscht er bei einer Abwehraktion ins Tornetz und verfängt sich in einem Karabiner. Jakobs wird mit einem Skalpell befreit und erleidet Nervenschäden in der Nähe der Wirbelsäule. Seine Karriere ist beendet.
Bild: Herbert Rudel/picture alliance
Bernard Dietz - 495 Spiele
Dietz läuft von 1970 bis 1982 für den MSV Duisburg und anschließend fünf Jahre lang für Schalke 04 als Abwehrspieler und Defensivstratege auf. Mit 77 Bundesliga-Toren ist er der torgefährlichste Verteidiger der Liga-Historie. Einen Titel auf Vereinsebene gewinnt "Enatz", wie Dietz liebevoll genannt wird, nie. Aber er ist Teil des DFB-Teams, das 1980 in Rom gegen Belgien den EM-Titel holt.
Bild: Werner Otto/United Archives/picture alliance
Stefan Reuter - 502 Spiele
Der Abwehrspieler hat mit dem 1. FC Nürnberg (1984-1988), dem FC Bayern (1988-1991) und Borussia Dortmund (1992-2004) drei Stationen in der Bundesliga. Nach seiner Zeit in München spielt Reuter eine Saison für Juventus Turin. Er wird insgesamt fünfmal deutscher Meister und gewinnt 1997 mit dem BVB die Champions League. Mit der Nationalmannschaft wird er Welt- und Europameister (1990 und 1996).
Bild: Bjoern Hake/ULMER/picture-alliance
Thomas Müller - 503 Spiele
Der Offensivspieler kommt mit zehn Jahren zum FC Bayern und wird dort im Sommer 2008 zum Bundesliga-Spieler. Der Weltmeister von 2014 gewinnt mit den Bayern alles, was es zu gewinnen gibt - und das sogar mehrfach: 13 Meistertitel, sechs DFB-Pokalsiege dazu je zweimal die Champions League und die Klub-WM. Seit Mai 2024 ist Müller Bundesliga-Rekordspieler der Bayern.
Bild: Thomas Hiermayer/DeFodi Images/picture alliance
Uli Stein - 512 Spiele
Der Torhüter ist ein Enfant terrible. Stein eckt mehr als einmal an: Bei der WM 1986 fliegt er nach einem Disput mit Teamchef Beckenbauer aus der DFB-Elf. In der Liga wird er wegen eines Faustschlags ins Gesicht von Bayern-Stürmer Jürgen Wegmann gesperrt. Wegen Schiedsrichterbeleidigungen sieht er mehrfach die rote Karte. Er spielt für den HSV, Frankfurt und Bielefeld in der Bundesliga.
Bild: Imago Images
Michael Lameck - 518 Spiele
Michael Lameck ist eine treue Seele. Der Verteidiger bestreitet all seine Bundesliga-Spiele im Trikot des VfL Bochum. Bei dessen Fans genießt "Ata" auch heute noch Kult-Status. Seinen Spitznamen trägt Lameck übrigens, weil er als Kind auf schwarzen Aschenplätzen kickt und seine Mutter ihn anschließend stets mit dem gleichnamigen Putzmittel wieder sauber schrubben muss.
Bild: Imago Images
Willi Neuberger - 520 Spiele
Es gibt kaum eine Position, auf der Willi Neuberger in seinen 17 Profijahren bei Borussia Dortmund, Werder Bremen, dem Wuppertaler SV und Eintracht Frankfurt nicht spielt. Seine Vielseitigkeit ist in der Bundesliga sein Trumpf, in der Nationalelf kommt er aber nur zu zwei Einsätzen. Neuberger ist zwei Jahre lang Rekordspieler der Bundesliga, ehe er 1985 von Klaus Fichtel überholt wird.
Bild: Imago Images
Manuel Neuer - 523 Spiele*
Sein Bundesliga-Debüt gibt Neuer mit 20 Jahren im August 2006 als Ersatz des verletzten Schalker Stammtorhüters Frank Rost. Wenig später wird er selbst die Nummer eins. Nach 156 Bundesliga-Partien für S04 wechselt Neuer 2011 zum FC Bayern. Dort lehnen ihn die Ultras zunächst ab, später lieben sie ihn. Neuer sammelt etliche Titel und ist ab 2017 sogar Kapitän. (*Stand: 19. Mai 2025)
Bild: Wolfgang Schneble/SvenSimon/picture alliance
Eike Immel - 534 Spiele
Schon mit 17 Jahren steht Immel bei Borussia Dortmund im Bundesliga-Tor. Er bestreitet 247 Spiele für den BVB und wechselt dann zum VfB Stuttgart, mit dem er 1992 deutscher Meister wird. Immel ist auf dem besten Weg, Karl-Heinz Körbel als Rekordspieler einzuholen, wird 1995 aber vom neuen VfB-Trainer Rolf Fringer als Torwart Nummer zwei auf die Bank gesetzt und wechselt zu Manchester City.
Bild: Imago Images
Klaus Fischer - 535 Spiele
Egal ob für 1860 München, Köln, Schalke oder Bochum - Klaus Fischer trifft immer. Mit 268 Bundesliga-Toren ist Fischer hinter Gerd Müller (365) und Robert Lewandowski (312) drittbester Torjäger der Liga-Historie. Fischers Spezialität ist der Fallrückzieher. Seine beste Zeit erlebt der gebürtige Bayer beim FC Schalke, ist dort 1972 allerdings auch in den Bundesliga-Skandal verstrickt.
Bild: Imago Images
Mirko Votava - 546 Spiele
Als Kind kommt der gebürtige Tscheche 1968, kurz vor dem Prager Frühling, mit seiner Familie nach Deutschland. Hier lernt er das Fußballspielen und spielt in der Jugend von Borussia Dortmund. Beim BVB wird Votava 1976 auch zum Profi. Nach drei Jahren bei Atletico Madrid, wechselt er 1985 zurück in die Bundesliga, zu Werder Bremen, wo er zweimal deutscher Meister (1988, 1993) wird.
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Klaus Fichtel - 552 Spiele
Klaus Fichtel, der wegen seines Nachnamens den Spitznamen "Tanne" trägt, ist vor allem eines: verlässlich. Beim FC Schalke 04 und Werder Bremen organisiert er die Abwehr und ist in seiner Zeit einer der besten Defensivspieler der Bundesliga. Mit 43 Jahren, sechs Monaten und drei Tagen ist Fichtel bei seinem Abschied 1988 der älteste Spieler, der je in der Bundesliga auf dem Platz steht.
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Oliver Kahn - 557 Spiele
Kein Torwart steht in der Bundesliga so oft zwischen den Pfosten wie der "Titan". Nur Manuel Neuer sammelt als Torwart mehr Titel als er. Kahn, der seine Bundesliga-Karriere 1987 beim Karlsruher SC beginnt, wird mit dem FC Bayern achtmal deutscher Meister, sechsmal Pokalsieger, gewinnt die Champions League, den UEFA-Pokal und den Weltpokal. 2008 beendet er seine Karriere.
Bild: picture-alliance/dpa
Manfred Kaltz - 581 Spiele
Sein Markenzeichen ist die "Bananenflanke", eine im Bogen vor das Tor gezogene, hohe Hereingabe. Da beim HSV meist "Kopfballungeheuer" Horst Hrubesch der Abnehmer ist, bereitet "Manni" Kaltz zahlreiche Tore vor. Dank guter Freistoß- und Elfmeter-Künste ist er aber auch 76-mal selbst erfolgreich. Sechsmal trifft er auch ins eigene Netz. Mit dem HSV wird Kaltz dreimal Meister (1979, 1982, 1983).
Bild: Imago Images
Karl-Heinz Körbel - 602 Spiele
Der Verteidiger kommt 1972 als 17-Jähriger zu Eintracht Frankfurt und spielt seine gesamte Profi-Karriere hindurch für keinen anderen Verein. Er trägt das Frankfurter Trikot bis 1991 und erzielt 45 Bundesliga-Tore. "Charly" Körbel wird zwar nie deutscher Meister, gewinnt mit der Eintracht aber viermal den DFB-Pokal (1974, 1975, 1981, 1988) und einmal den UEFA-Cup (1980).