1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bundesliga: Zerfällt Bayer Leverkusens Meisterteam komplett?

16. Juni 2025

Mit Florian Wirtz, Xabi Alonso, Jonathan Tah und Jeremie Frimpong verliert Bayer Leverkusen vier Garanten seines Erfolgs. Weitere könnten folgen - ein dramatischer Dominoeffekt droht.

Xabi Alonso mit Alejandro Grimaldo, Granit Xhaka und Jeremie Frimpong
Xabi Alonso (r.) und Jeremie Frimpong (2.v.r.) sind schon weg - verlassen Granit Xhaka (2.v.l.) und Alejandro Grimaldo (l.) Leverkusen bald auch?Bild: Jürgen Schwarz/picture alliance

Meistertrainer Xabi Alonso, Abwehrchef Jonathan Tah und Flügelflitzer Jeremie Frimpong sind bereits weg - bei Top-Spieler Florian Wirtz ist der Wechsel zum FC Liverpool nur noch eine Frage von Tagen.

Bayer 04 Leverkusen - vor einem Jahr noch umjubelter und schier unschlagbarer Double-Gewinner - steht vor einem großen Umbruch. Die ehemalige Meisterelf droht komplett auseinander zu fallen, denn mit dem Abgang der vier Erfolgsgaranten könnte noch lange nicht Schluss sein.

Granit Xhaka mit Zusage bei AC Mailand?

Auch andere Führungsspieler der Werkself kokettieren immer wieder sehr offen mit einem Wechsel oder vermeiden zumindest ein klares Bekenntnis zu Leverkusen. Besonders hervorgetan hat sich in dieser Disziplin ausgerechnet der Kopf der Mannschaft: Mittelfeldregisseur Granit Xhaka.

Zunächst deutete er bei der Verabschiedung seines Bruders Taulant, der beim FC Basel seine Karriere beendete, an, dass auch er selbst bald wieder für die Baseler auflaufen könnte. "Ein Xhaka ist weg, aber ein anderer vielleicht schon bald wieder da", verkündete er über das Stadionmikrophon und löste Euphorie unter den Fans aus. Einige Tage später nahm er die Aussage aber wieder zurück.

Ein klares Bekenntnis zu Bayer 04 blieb er aber schuldig. Im Gegenteil: "Ich habe 2019 beim FC Arsenal schon einmal einen Umbruch erlebt", sagte Xhaka. "So etwas kostet Kraft. Und ich bin keine 25 Jahre mehr."

Offenbar ist die AC Mailand an einer Verpflichtung Xhakas interessiert. Laut dem Sportnachrichtenportal Sportmediaset soll es sogar schon eine konkrete Zusage des Spielers an den Klub geben. Xhaka selbst betonte vor einigen Tagen noch, dass er sich mit seiner Familie im Rheinland sehr wohlfühle, schloss einen Wechsel aber nach wie vor nicht kategorisch aus. "Stand heute werde ich dableiben. Was morgen passiert, kann ich nicht garantieren", so Xhaka.

Grimaldo und Hincapie auf dem Absprung?

Aussagen wie diese könnten einen für den Klub dramatischen Dominoeffekt haben, denn auch andere Stars machen sich Gedanken und schüren Wechselgerüchte: Außenverteidiger und Standardspezialist Alejandro Grimaldo betonte zuletzt, dass er gerne auch mal in der spanischen Primera Division spielen würde.

Spielt Piero Hincapie bald in Spanien? Sein Berater würde ihn offenbar gerne an Atletico Madrid vermittelnBild: Maximilian Koch/picture alliance

Bei Abwehrkollege Piero Hincapie schloss zumindest dessen Berater Manuel Sierra einen Wechsel in diesem Sommer nicht aus, indem er sich ähnlich unverbindlich äußerte wie Xhaka.

"Piero ist sehr glücklich in Leverkusen", sagte Sierra gegenüber dem Fußball-Fachmagazin "kicker", "aber nach vier Jahren ist es der richtige Zeitpunkt für den nächsten Schritt, wenn sich die Gelegenheit bietet." Angeblich soll Atletico Madrid der heißeste Anwärter auf eine Verpflichtung Hincapies sein.

Lukas Hradecky und Patrik Schick machen sich Gedanken

Neben Xhaka, Grimaldo und Hincapie überlegt auch Torwart und Mannschaftskapitän Lukas Hradecky laut, ob er weiterhin in Leverkusen spielen möchte. Nachdem der Verein mit Mark Flekken einen neuen Torwart mit Nummer-eins-Potential verpflichtet hat, äußerte sich Hradecky über seinen Verbleib in Leverkusen vage. 

"Ich habe einen Vertrag in Leverkusen, kann aber nichts versprechen. Ich werde es auf jeden Fall in Betracht ziehen, wenn ein einmaliges Angebot von irgendwoher kommt, wo ich sicher spielen kann", erklärte er gegenüber einer finnischen Zeitung.

Auch im Angriff ziert sich der beste Torjäger noch. Patrik Schick, in der vergangenen Saison in 45 Pflichtspielen 27 Mal erfolgreich, möchte einen klaren Status als Nummer eins im Sturm.

Patrik Schick (l.) war nicht zufrieden damit, oft nur als Ersatz für Victor Boniface (r.) eingewechselt zu werden Bild: Anke Waelischmiller/Sven Simon/picture alliance

Das Wechselspiel mit Victor Boniface unter Alonso gefiel dem Tschechen nicht, ebensowenig, dass der Trainer in Spitzenspielen, zum Beispiel gegen den FC Bayern, komplett auf einen echten Mittelfstürmer verzichtete.

Nun ist es am Klub und dem neuen Trainer Erik ten Hag, Schick diese Sicherheit zu geben. "Ich bin an dem Punkt, an dem ich darauf warte, dass die Dominosteine bei den Angreifern fallen. Ich bin nicht das erste Glied in der Kette, aber ich habe einen Platz auf dem Markt", sagte Schick vor einigen Tagen.

"Ich habe ein Datum im Kopf, bis zu dem ich bereit bin, zu warten und über einen möglichen Wechsel nachzudenken. Wenn ich mir bis dahin nicht sicher bin, werde ich wahrscheinlich bleiben." Angeblich soll es aus der englischen Premier League und aus Saudi-Arabien Interesse geben.

Bayers sportliche Leitung ist gefragt

Mit dem aktuellen Nationalspieler Robert Andrich und dem ehemaligen DFB-Kicker Jonas Hofmann gibt es zudem zwei Profis im Kader, die wegen ihrer knappen Einsatzzeiten in der vergangenen Saison offen für einen Vereinswechsel sind. Besonders Andrich braucht Spielzeit, wenn er sich seinen Traum von der Teilnahme an der Fußball-WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko erfüllen möchte.

Bayers Vorteil ist, dass alle Profis noch laufende Verträge besitzen, die teilweise sogar noch einige Jahre Gültigkeit besitzen. Schick, Grimaldo und Hofmann sind noch bis 2027 gebunden. Xhaka und Andrich bis 2028 und Hincapie sogar bis 2029.

Sollte es also tatsächlich in den kommenden Tagen und Wochen dazu kommen, dass weitere Bayer-Profis den Verein ein Jahr nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte verlassen wollen, hat der Klub zumindest alle Fäden in der Hand. Wenn schon der Spieler abhandenkommt, fließt zumindest einiges an Geld in die Kasse.

Simon Rolfes, Erik ten Hag und Fernando Carro (v.l.n.r.) müssen Grenzen ziehen und auf klare Bekenntnisse ihrer Spieler hoffenBild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance

Man sei nicht dazu gezwungen, weitere Spieler abzugeben, sagte Rolfes gegenüber einer deutschen Boulevardzeitung. "Wir würden nur dann noch jemanden abgeben, wenn es für uns Sinn ergibt - um dann die Mannschaft entsprechend weiter zu ergänzen."

Schon jetzt steht zu erwarten, dass der Werksverein in dieser Transferperiode - vor allem wegen des Wirtz-Transfers - mehr als 200 Millionen Euro einnehmen wird. Allerdings macht viel Geld noch keine erfolgreiche Fußballmannschaft, und man müsste erst einmal adäquaten Ersatz finden.

Am liebsten wäre den Klub-Verantwortlichen um ten Hag, Sportdirektor Simon Rolfes und Geschäftsführer Fernando Carro daher sicher, wenn das gar nicht erst nötig wird und sich die selbsternannten Transferkandidaten mit einem klaren Bekenntnis zu Wort melden und sagen: "Egal, was passiert - ich bleibe!"

Das hätte dann nämlich bei den anderen wechselwilligen Spielern unter Umständen den gegenteiligen Dominoeffekt zur Folge. Nach dem Motto: "Na, wenn er bleibt, dann bleibe ich auch!"

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen