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"Menschen sind auf Kontrollen gut vorbereitet"

2. August 2021

Seit Sonntag wird in Deutschland auch in der Bahn und beim Autoverkehr kontrolliert, ob Einreisende genesen, geimpft oder getestet sind. Die Reisenden nehmen das gelassen.

Deutschland BdT | Deutsche Bahn | Kontrolle Maskenpflicht
Bild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance

Noch eine Stunde bis zur deutschen-polnischen Grenze, die rund 80 Kilometer westlich liegt. Der Eurocity aus Warschau macht halt in dem polnischen Städtchen Zbaszynek mit seinen 5000 Einwohnern. Der Zug ist fast leer, die wenigen Reisende verlieren sich fast in den Waggons. Jetzt aber steigen Klara Tomaschkewitsch und ihr Freund Fabio zu. Beide stammen aus Wien, waren in Polen zu Besuch und wollen nun nach Berlin, eine noch rund zweistündige Zufahrt erwartet sie.

Der Eurocity von Warschau nach Berlin hält unter anderem in Zbasznyek und Frankfurt/Oder

Kontrollen jetzt auch im Zug und beim Autoverkehr

Beide wissen, dass sie innerhalb des eigentlich grenzenlosen Europa jetzt aufgefordert werden können, ihren Corona-Status nachzuweisen. Auch in diesem Zug. Bislang wurden solche Kontrollen nur an den Flughäfen durchgeführt, seit dem Wochenende machen die Polizeibehörden aber auch Stichproben beim Bahn- und Autoverkehr. Die beiden Österreicher haben dagegen nichts einzuwenden.

Viele Maskenmuffel in Polen

Klara Tomaschkewitsch sagt der DW: "Ich finde die Maßnahmen gut. Ich finde es richtig, dass da einheitlich kontrolliert wird. Wenn schon, dann alle Einreisebereiche." Für die beiden ist das aber auch deswegen kein Problem, weil sie vollständig geimpft sind. Auch Fabio, der seinen Nachnamen lieber für sich behält, stimmt der Verschärfung zu, mit Blick auf ganz Europa: "Ich finde das auch eine gute Sache, vor allem, wenn man schaut, wie Nachbarländer von Deutschland mit den Corona-Maßnahmen umgehen. Hier in Polen tragen sehr viele Leute keine Maske. Und die Infektionsrate wird von der Regierung als eher gering bezeichnet."

Am besten vollständig geimpft: EU-Impfzertifikat, hier aus Österreich.Bild: Helmut Fohringer/APA/picturedesk/picture alliance

"Ich empfinde das als Vorbeugemaßnahme"

Haben die beiden schon gehört, dass in Deutschland viele Medien schreiben, mit den schärferen Regeln, die ja vor allem deutsche Reiserückkehrer treffen, solle die Impfbereitschaft im Inland gesteigert werden, die zuletzt erlahmt war? Klara Tomaschkewitsch ist überrascht: "So hätte ich das eigentlich nicht verstanden. Ich empfinde das als direkte Vorbeugemaßnahme. Da gibt es, glaube ich, andere Methoden, um die Menschen zum Impfen zu bewegen." Impfpflichten etwa für Mitarbeitende im Gesundheitswesen und im Kontakt mit Risikopatienten wie in Frankreich. Die deutsche Regierung hat das bislang immer abgelehnt. 

Virologen sehen Reisende als Infektionstreiber

Erst seit dem Wochenende gelten die schärferen Einreiseregeln. Grund war die auch in Deutschland wieder erhöhte Infektionsrate,vor allem durch die Delta-Variante des Coronavirus. Und die klare Aussage der Virologen der obersten Infektionsschutz-Behörde, des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin, dass vor allem Reisende die Zahlen in die Höhe treiben. Vielleicht noch etwas früh, die Bundespolizei zu fragen, wie es denn so läuft. Aber Polizeihauptkommissar André Behlendorf, in der Inspektion in Frankfurt/Oder für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, wagt trotzdem schon eine Bewertung.

Polizeihauptkommissar André Behlendorf von der Bundespolizei in Frankfurt/OderBild: Jens Thurau/DW

Der Zug aus Warschau ist mittlerweile in der Grenzstadt an der Oder eingetroffen. Behlendorf sagt der DW: "Wir sprechen hier die Menschen gezielt an, sie brauchen entweder den Nachweis einer Genesung, eine vollständige Impfung oder eben einen Test. Und wir haben bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Die meisten Menschen sind auf die neue Situation sehr gut eingestellt und haben sich über die Medien informiert."

Ein freundlicher Verweis auf das nächste Impfzentrum

Und wenn nicht? "Diejenigen werden dann auf die Testzentren hier in der Region verwiesen. Und wir können auch die zuständigen Behörden informieren, damit die die Person auffordern, sich testen zu lassen. Aber damit haben wir dann nichts mehr zu tun." In Extremfällen, hat jedenfalls Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in der "Bild"-Zeitung gedroht, gibt es auch Bußgelder, aber erstmal wird freundlich der Weg ins nächste Testzentrum empfohlen. Das wird so auch aus anderen Regionen berichtet. Behlendorf fügt dann hinzu, dass die vielen Berufspendler westlich und östlich der Grenze nicht unter die neue Regelung fallen: "Die müssen sich nach wie vor zweimal in der Woche testen lassen und diesen Test stets bei sich führen." Das galt schon vorher. 

Als der Zug über die Grenze fährt, schreibt die Bundesregierung diese freundliche SMS.Bild: Jens Thurau/DW

Bei Kurzreisen unter 24 Stunden entfällt die Pflicht

Auch aus anderen Regionen melden die Behörden einen bislang reibungslosen Ablauf der neuen Stich-Kontrollen. Der Zeitung "Münchner Merkur" etwa sagte die Sprecherin der Bundespolizei im bayrischen Rosenheim an der Grenze zu Österreich am Sonntag: "Viele halten uns ihre Dokumente schon ungefragt hin, wenn wir in unserer Kontrollstation an die Autos herantreten."

Übergang Kiefersfelden in Bayern an der Grenze zu Österreich.Bild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/picture alliance

Etwas übervorsichtig war offenbar der DW-Reporter. Noch am Sonntag holte der sich einen negativen Testbescheid aus einem Impfzentrum in Berlin, fuhr kurz nach Polen und gleich wieder zurück. Denn, strenggenommen: Das war doch auch eine Reiserückkehr, oder? Aber auch Kurzreisen unter 24 Stunden fallen nicht unter die neue Regelung. 

 

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