Bundesregierung: Einwanderung nach Deutschland geht zurück
16. Januar 2025Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat an diesem Mittwoch seinen Jahresbericht zur Ein- und Auswanderung für das Jahr 2023 vorgelegt. Danach ist die Zahl der Menschen, die nach Deutschland kommen, gegenüber dem Vorjahr 2022 stark gesunken: Fast zwei Millionen sind 2023 eingewandert, rund 1,3 Millionen sind ausgewandert; der Saldo der Zuwanderung beträgt knapp 660.000. Diese Zahl umfasst Menschen, die Asyl beantragen, aus humanitären Gründen kommen oder in Deutschland arbeiten, studieren, forschen wollen.
Gegenüber 2022 hat sich die Zahl der Zuwanderer im Jahr 2023 ungefähr halbiert. Das lag vor allem daran, dass nicht mehr so viele ukrainische Kriegsflüchtlinge nach Deutschland kamen. Wegen des im Februar 2022 ausgeweiteten russischen Angriffskrieges machten in dem Jahr Ukrainerinnen und Ukrainer mit rund einer Million den Großteil der 1,4 Millionen Einwanderer aus.
Nach einem Höhepunkt der Migration im Jahr 2015 war die Netto-Zuwanderung, also der Saldo zwischen Zuziehenden und Fortziehenden, bis 2020 stetig gesunken. In den beiden Jahren 2020 und 2021 lag sie wegen der Corona-Pandemie mit ihren Reisebeschränkungen nur noch bei 220.000 bzw. 330.000.
Einreise aus der Ukraine gehen zurück
Auch wenn 2023 erheblich weniger Ukrainer kamen als im ersten Kriegsjahr, waren sie auch 2023 die größte Gruppe der Einwanderer, gefolgt von Asylsuchenden aus Syrien. An der dritter Stelle liegt laut den BAMF-Zahlen die Türkei als Herkunftsland der Einwandernden.
Die Zahl der neuen Asylanträge ist nach einem Tiefstand von rund 102.000 im Corona-Jahr 2020 bis zum Berichtsjahr 2023 zwar wieder angestiegen. Die Zahl war mit 329.000 aber noch weit entfernt vom Rekordwert des Jahres 2016, als es 720.000 neue Asylbewerberinnen und Asylbewerber waren.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser wies bei der Präsentation des Migrationsberichts in Berlin darauf hin, dass die Zahl der neuen Asylanträge aktuell wieder sinkt. Für 2024 liegen die Statistiken bereits vor: Demnach wurden im vergangenen Jahr bei deutschen Behörden noch 210.000 neue Asylanträge gestellt. Das ist ein Rückgang um ein Drittel gegenüber 2023.
Deutschland bleibt Hauptziel für Asylsuchende in der EU
Im Vergleich mit anderen Staaten der Europäischen Union bleibt Deutschland 2023 und auch 2024 das beliebteste Zielland für Asylbewerberinnen und -bewerber. Mit größerem Abstand folgen Spanien, Frankreich und Italien. Nach den Asylverfahrensregeln der EU wären eigentlich die Staaten der ersten Einreise, also die Staaten an den EU-Außengrenzen wie Griechenland, Italien und Spanien, vorrangig für die Asylsuchenden zuständig. Den meisten gelingt es jedoch nach wie vor, von den Außengrenzen bis nach Mittel- und Nordeuropa zu wandern. Die verstärkten Grenzkontrollen an den deutschen Grenzen hätten, so die Innenministerin Faeser, 2024 dazu beigetragen, dass "irreguläre Einreisen" und als Folge auch die Zahl von Asylanträgen reduziert werden konnten.
Faeser wies bei der Vorstellung des Migrationsberichts darauf hin, dass rund 25 Millionen der 84 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund haben, also entweder selbst eingewandert sind oder mindestens einen eingewanderten Elternteil haben. Der Einwanderungssaldo nach Deutschland ist von wenigen Ausnahmen abgesehen bereits seit den 1960er Jahren positiv. Deutschland ist also seit Jahrzehnten ein Einwanderungsland. Faeser forderte im laufenden Wahlkampf mehr Respekt gegenüber den Leistungen von Migranten, die in Krankenhäusern, in Betrieben und in der Industrie "das Land am Laufen" hielten.