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Bundestag erinnert an Ende des Zweiten Weltkriegs

8. Mai 2025

Mit klaren Worten gegen Populismus und Geschichtsvergessenheit hat der Bundestag dem Kriegsende vor 80 Jahren gedacht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte vor neuen Gefahren - von Moskau bis Washington.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Pult des Bundestags, im Hintergrund die Minister der Bundesregierung
Mit allen Staatsorganen, Ministerpräsidenten, Botschaftern und Ehrengästen - der Bundestag erinnert an das Ende des Zweiten WeltkriegsBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Mit einer Gedenkstunde hat der Bundestag dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren gedacht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nutzte seine Rede für eine klare Abgrenzung gegenüber der russischen Kriegspolitik. Der Kreml verhöhne die Geschichte, wenn er den Angriff auf die Ukraine als Fortsetzung des antifaschistischen Kampfes darstelle, sagte Steinmeier: "Putins Angriffskrieg hat nichts gemein mit dem Kampf gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft."

Zugleich würdigte der Bundespräsident die Opfer der Roten Armee, die maßgeblich zur Befreiung Europas beitrug. Mindestens 13 Millionen sowjetische Soldaten und ebenso viele Zivilisten seien gestorben, erinnerte er - darunter viele, die an der Befreiung von Auschwitz beteiligt waren.

Warnung vor neuen populistischen Kräften

Steinmeier äußerte auch Besorgnis über Entwicklungen in den USA unter Präsident Donald Trump: "Dass sich ausgerechnet die Vereinigten Staaten vom Völkerrecht abwenden, ist eine Erschütterung von ganz neuem Ausmaß."

Steinmeier warnte, wie schnell selbst stabile Demokratien in Gefahr geraten könnten, wenn Gewaltenteilung und Wissenschaft attackiert würden. Zugleich kritisierte er populistische Kräfte in Deutschland, die die Erinnerungskultur in Frage stellten: Wer von einem "Schuldkult" spreche oder einen "Schlussstrich" fordere, stelle die historische Verantwortung Deutschlands infrage. "Diese Ausdrücke", so Steinmeier, "sind leider auch immer wieder im Bundestag zu hören".

80 Jahre nach Kriegsende: Nachkriegsordnung unter Druck

03:45

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Bundestagspräsidentin Julia Klöckner richtete in ihrer Rede den Blick auf das oft übersehene Leid der Frauen. Sie erinnerte an sexuelle Gewalt und das Überleben unter schlimmsten Bedingungen. Klöckner mahnte, Frauen dürften im historischen Gedenken nicht marginalisiert werden. Auch sie zog eine Parallele zur Gegenwart: In der Ukraine würden erneut Frauen gezielt Opfer von Gewalt, "eingesetzt als Kriegswaffe".

Zeremonien der Stille: Kränze und Gebete

Zuvor hatte das offizielle Gedenken am Vormittag mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin begonnen. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Kirsten Fehrs, sprach von bleibender Trauer und Fassungslosigkeit. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, rief dazu auf, Friedensstifter ernst zu nehmen: "Wir müssen dazu beitragen, den Liebesvorrat auf dieser Erde zu vergrößern."

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzler Friedrich Merz und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth (v.l.n.r.)Bild: Odd Andersen/AFP

An dem Gottesdienst nahmen die Spitzen aller fünf Verfassungsorgane teil - darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sowie die Präsidenten von Bundesrat und Bundesverfassungsgericht. Im Anschluss legten sie in stiller Andacht Kränze an der Neuen Wache nieder, dem zentralen Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Berlin.

Der 8. Mai wird in Europa als "Tag der Befreiung" begangen. Er erinnert an die Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands 1945. Vor dem Hintergrund von Russlands Krieg gegen die Ukraine waren die Botschafter von Russland und Belarus nicht zur Gedenkstunde im Bundestag eingeladen worden.

pgr/wa (rtr, epd, dpa)