Mit Aleks Pavlovic vom FC Bayern und fünf anderen Debütanten geht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in die Vorbereitung auf die EURO 2024. Julian Nagelsmann sortiert vor der Heim-EM rigide aus - zu Lasten des BVB.
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Mit einer personell stark veränderten Fußball-Nationalmannschaft startet Bundestrainer Julian Nagelsmann in das EM-Jahr. Exakt drei Monate vor dem Eröffnungsspiel der Heim-Europameisterschaft am 14. Juni in München gegen Schottland nominierte der DFB-Chefcoach gleich sechs Neulinge für die anstehenden Testspiele in Frankreich (23. März in Lyon) und gegen die Niederlande (26. März in Frankfurt am Main).
Pavlovic für Deutschland statt für Serbien
Der wohl interessanteste Neu-Nominierte ist der 19 Jahre alte Aleksandar Pavlovic vom FC Bayern München. Der Mittelfeldspieler, der sich in den vergangenen Wochen mit guten Leistungen in die Münchener Stammelf gespielt hat, hätte auch für Serbien spielen können, entschied sich aber für den DFB. Der Sohn eines serbischen Vaters und einer deutschen Mutter ist in München geboren und aufgewachsen. Er hat bislang 14 Mal für den FC Bayern gespielt, stand aber auch schon für die deutsche U20-Auswahl auf dem Platz.
"Ich möchte mich ausdrücklich beim serbischen Verband bedanken, die sich auch sehr um mich bemüht haben. In meiner Brust schlagen beide Herzen", sagte Pavlovic der Boulevardzeitung "Bild". "Mein Plan war es, mich erst nach der EM in diesem Jahr zwischen Deutschland und Serbien zu entscheiden. Diese Entscheidung musste ich nun sofort treffen." Bundestrainer Nagelsmann betonte, dass es keine politische Entscheidung war, Pavlovic zu nominieren, sondern eine leistungsabhängige. "Hätte er gesagt, dass er lieber für Serbien spielen wollen würde, hätte ich ihn nicht nominiert. Bei der Entscheidung rede ich keinem Spieler rein", so Nagelsmann.
Neben Pavlovic ist zudem ein "Dreierblock" des VfB Stuttgart neu im Nationalteam dabei: Waldemar Anton, Maximilian Mittelstädt und Deniz Undav, der wie Pavlovic auch für einen anderen Verband hätte spielen können - in seinem Fall, den türkischen. Undav hatte sich aber schon im vergangenen Dezember nach Gesprächen mit Nagelsmann für den DFB entschieden. Weitere Neulinge sind Standardspezialist Jan-Niklas Beste von Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Heidenheim und der Hoffenheimer Angreifer Maximilian Beier.
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Kroos kehrt zurück, Hummels und Goretzka nicht mit dabei
Der siebte Akteur ohne Länderspiel-Einsatz ist Torwart Oliver Baumann. Der 33-jährige Hoffenheimer war aber schon mehrmals im DFB-Kader dabei. Nach längerer Abwesenheit sind mit Manuel Neuer und Toni Kroos zwei Weltmeister von 2014 wieder mit dabei, ebenso der Frankfurter Defensivspieler Robin Koch. Kroos hatte Ende 2021 seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt, sich jüngst aber zu einem Comeback bei der Heim-EM bereiterklärt. Trotz der Rückkehr von Neuer und Kroos bleibt Ilkay Gündogan weiterhin Kapitän der Nationalmannschaft.
Dafür sortierte Bundestrainer Nagelsmann mehrere prominente Spieler aus, unter anderen die Dortmunder Abwehrspieler Mats Hummels und Niklas Süle, Bayern-Profi Leon Goretzka, Union Berlins Robin Gosens und den Frankfurter Torwart Kevin Trapp.
Nagelsmann reagiert mit seiner beim DFB bisher beispiellosen Radikalkur zum Start in ein Turnierjahr auch auf die ernüchternden Niederlagen im vergangenen November gegen die EM-Teilnehmer Türkei (2:3) und Österreich (0:2). Großer Verlierer der Nominierung ist als Verein Borussia Dortmund. Der BVB stellt mit Angreifer Niclas Füllkrug nur noch einen Spieler des 26-köpfigen Kaders.
Gewinner ist der formstarke VfB Stuttgart, aktuell auf Tabellenplatz drei der Bundesliga, mit vier Profis. Am kommenden Montag (18. März) trifft sich das Team in Frankfurt und bereits sich auf die beiden ersten beiden Länderspiele im Jahr 2024 vor.
Neues Outfit
Unabhängig von der Leistung wird die Mannschaft bei der Partie in Frankreich schon durch ihr Outfit für Aufsehen sorgen. Bei dem Spiel werden Gündogan und Co. erstmals das neue offizielle Auswärtstrikot tragen, das der DFB-Ausrüster Adidas am Donnerstag präsentierte. Es ist in Pink und Lila gehalten.
Das Trikot solle "die neue Generation an deutschen Fußballfans und die Vielfalt des Landes stehen", ließ der Konzern wissen. Das Heimtrikot ist dagegen klassisch-schlicht gestaltet: überwiegend in Weiß. Das DFB-Team wird die beiden Trikots auch bei der Europameisterschaft im Sommer tragen.
Die Trikots der DFB-Elf - Mit dem Adler auf der Brust
Schön, schlicht oder schlimm? Erfolgsstoff oder Ladenhüter? Zu jedem großen Turnier, auch zur Fußball-EM im eigenen Land, präsentiert der DFB ein neues Trikot. Nicht jedes wird ein Erfolgsbringer - sportlich wie optisch.
Bild: Daniel Karmann/dpa/picture alliance
Schlicht und gewagt
Während das DFB-Heimtrikot zur EURO 2024 bis auf einen schmalen Streifen in den deutschen Farben an den Schultern fast komplett weiß ist, wird der Auswärtsdress ein echter Hingucker. Oben pink und unten lila erinnert das Trikot fast an ein Torwart-Outfit. Die Farbgebung soll laut Ausrüster für "die neue Generation an deutschen Fußballfans und die Vielfalt des Landes stehen".
Bild: Daniel Karmann/dpa/picture alliance
Gemeinsam wie in alten Tagen
Auch nach 114 Jahren Länderspielgeschichte kann der Deutsche Fußball-Bund noch mit etwas Neuem überraschen: Erstmals gibt es ein einheitliches Trikot-Design für das Frauen- und das Männer-Team. Die Männer tragen es bei der WM 2022, die Frauen dann bei der WM 2023. Das Farbschema mit dem breiten schwarzen Streifen ist übrigens angelehnt an das erste Deutschland-Trikot aus dem Jahre 1908.
Bild: Thomas Boecker/DFB/dpa/picture alliance
Streifenhörnchen?
Machen Querstreifen nicht dick? Und Längsstreifen dünn? Die DFB-Elf entscheidet sich für die paneuropäische EURO 2020 dennoch für ein "fettes Trikot". Aber so austrainiert und drahtig, wie Jogis Jungs über den Platz laufen, können sie sich die paar dünnen Querstreifen wohl erlauben. Und so schnell wie Timo Werner (l.) und Serge Gnabry (2.v.l.) sind, sieht mancher Gegner eh nur Streifen...
Bild: picture-alliance/dpa/adidas
Monochrome Reminiszenz
Als hätte man bereits vor dem Turnier gewusst, wie es laufen würde, hatten die WM-Trikots der DFB-Elf für 2018 einfach keine Farbe. Vielmehr waren sie eine komplett entsättigte Version des 1990er-Weltmeister-Jerseys - für viele Fans bis heute eines der schönsten aller Zeiten. In Russland blieb die DFB-Elf sportlich allerdings ähnlich farblos wie die Hemden.
Bild: picture-alliance/dpa/adidas
Ganz in Weiß
Klassisch - so kann man das Trikot beschreiben mit dem Fußball-Weltmeister Deutschland 2016 in Frankreich seinen vierten EM-Titel gewinnen möchte. Schlicht weiß mit schwarzem Kragen, fast wie 1954. "Das Trikot sieht nach Erfolg aus", sagt Kapitän Bastian Schweinsteiger vor dem Turnier. Fast klappt es ja auch mit dem Titel.
Bild: Getty Images/AFP/T. Schwarz
Die Mannschaft, das Trikot
Das Trikot zur WM 2014 erinnert mit der Brustgrafik etwas an das der WM 1990 in Italien. Durch den 1:0-Siegtreffer von Mario Götze im Finale gegen Argentinien wird es auch genauso erfolgreich. Die verschiedenen Rottöne sollen die deutsche Flagge interpretieren. Die traditionelle schwarze Hosen wird durch eine weiße ersetzt.
Bild: Reuters
Mit Brustring zur Euro 2008
In den auffälligen schwarzen Brustring werden bei der EM 2008 sowohl die Deutschlandflagge als auch der Nationalmannschafts-Adler eingebaut. Bei dem Turnier in Österreich und der Schweiz schafft es das DFB-Team bis ins Finale. Bastian Schweinsteiger & Co. verlieren das Endspiel in Wien jedoch mit 0:1 gegen Spanien.
Bild: picture-alliance/dpa/Landov
Sommermärchen
Bei der WM 2006 im eigenen Land begeistert das DFB-Team mit tollem Fußball. Das Trikot kommt dagegen doch eher schlicht und blass daher. Ein dünner schwarz-rot-goldener Farbstrich schlängelt sich verspielt am Trikot entlang. Der von Nationalcoach Jürgen Klinsmann neu eingeführte "aggressive", rote Ausweichdress kommt beim Turnier gar nicht zum Einsatz.
Bild: picture-alliance/dpa/M.Egerton
Millennium-Desaster
Wenig Farbe, viel Schwarz - ähnlich düster verläuft auch das EM-Turnier im Jahr 2000. Nach einer peinlichen 0:3-Pleite gegen Portugal scheitert Deutschland bereits nach der Vorrunde. Das Turnier in Belgien und den Niederlanden ist schnell zu Ende. Im Misserfolgs-Trikot mit den breiten Trauerbalken auf den Ärmeln beendet Lothar Matthäus nach 150 Spielen seine Nationalmannschafts-Karriere. Passt!
Bild: picture-alliance/dpa/B.Weissbrod
Drei Streifen auf der Brust
Mit einem schwarz-rot-goldenen Brustring in der Optik des Trikotsponsors spielt die Nationalmannschaft bei der WM in Frankreich. Auch die drei "Meistersterne" über dem Logo sind in den Nationalfarben gehalten. Viel Glück bringt das Trikot aber nicht: Erst passiert der feige Überfall auf den Polizisten Daniel Nivel, dann kommt das Aus schon im Viertelfinale gegen Kroatien.
Bild: picture-alliance/dpa/O.Berg
Große Nummern, großer Erfolg
In England holt die deutsche Elf - als dreimaliger Weltmeister mit drei Sternen auf der Brust - den dritten EM-Titel. Neu ist, dass der Bundesadler erstmals im Schattenriss als weißer Adler auf schwarzem Grund zu sehen ist. Auffällig sind auch die extragroßen Nummern vorne auf der Brust. Geholfen haben sie: Oliver Bierhoff (Foto) erzielt per Golden Goal den Siegtreffer im Finale gegen Tschechien.
Bild: picture-alliance/dpa/AFP
Verkehrte Welt 1994 in den USA
Bei der WM 1994 in den USA steht erst die deutsche Flagge auf dem Trikot Kopf, dann kommen nach dem Viertelfinal-Aus gegen Bulgarien die Kopfschmerzen - wenn sie nicht bereits vorher durch das wirre Karomuster verursacht wurden. Erstmals stehen hinten die Spielernamen. Hilft aber wenig, wenn man sich nur daran erinnert, weil Stefan Effenberg den eigenen Fans vorne den Stinkefinger zeigt.
Bild: picture-alliance/dpa/O.Berg
Weltmeisterlich
Schon zur EM 1988 im eigenen Land wird das Design eingeführt, mit dem das Team 1990 in Italien Weltmeister wird. Ein echter Trikot-Klassiker - und für viele Fans bis heute das schönste DFB-Trikot aller Zeiten. Dabei fällt der Erfolg bei der Heim-EM erstmal mäßig aus. Im Halbfinale lässt der spätere Europameister Niederlande den Deutschen keine Chance. Die Entschädigung folgt zwei Jahre später.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Leonhardt
Alles so grün
Bis zur EM 2000 sind die deutschen Auswärtstrikots in aller Regel grün. Die Farbe wird gewählt, weil auch der DFB sie im Logo verwendet. Bei der WM 1986 kommt das grüne Dress sogar im Finale im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt zum Einsatz - und ist daher auch mit einer bitteren Niederlage verbunden. Im Jahr 2012 feiert das grüne DFB-Trikot ein Comeback.
Bild: Getty Images/Bongarts
Schlicht und erfolgreich
In den 70er-Jahren müssen die Trikots der Nationalmannschaft noch ohne große farbliche Akzente auskommen. Beim Weltmeistertrikot von 1974 fällt besonders der dicke schwarze Rundkragen auf. Der Adler auf der Brust ist auch noch größer, als in späteren Jahren. Außerdem erhalten bei der Heim-WM erstmals auch die Hosen der Spieler die jeweilige Rückennummer auf dem linken Bein.
Bild: picture-alliance/dpa/Baumann
Am Kragen geschnürt
Gar nicht so anders ist das Bild beim ersten WM-Sieg 20 Jahre zuvor: Markenzeichen der Trikots, in denen die "Helden von Bern" die vom Papier her haushoch überlegenen Ungarn mit 3:2 besiegen, ist der Schnürkragen. Insgesamt wirken die Leibchen 1954 etwas weiter und luftiger als die enger geschnittenen Trikots von 1974. Alles hat eben seine Zeit...