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KonflikteSudan

Bundeswehr beendet Evakuierungen aus dem Sudan

25. April 2023

Am Dienstag um Mitternacht ist im Sudan eine neue Waffenruhe in Kraft getreten. Die Berichte über ihre Einhaltung widersprechen sich. Derweil beendet die Bundeswehr vorerst ihre Evakuierungsmission.

Deutschland | Evakuierung Bundesbürger aus dem Sudan
Menschen aus dem Sudan erreichen den Berliner Flughafen BER mit einer Maschine der LuftwaffeBild: Florian Gaertner/photothek/IMAGO

Im Sudan sind schon mehrere Feuerpausen gebrochen worden, seit der Nacht auf Dienstag ist eine weitere in Kraft. Über ihre Einhaltung gibt es derzeit widersprüchliche Berichte. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete, die Kämpfe seien weiter abgeflaut. Der britische Sender BBC berichtete dagegen unter Berufung auf Augenzeugen, die vereinbarte 72-stündige Feuerpause werde nicht komplett eingehalten. Auf den Straßen der Hauptstadt Khartum sei es nach wie vor äußerst gefährlich.

Der arabische Sender Al-Dschasira meldete Gefechte mit schwerem Geschütz. In der Stadt Omdurman, die unmittelbar an Khartum angrenzt, soll es Luftangriffe gegeben haben. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete, dass bei den Gefechten unter anderem ein Krankenhaus getroffen wurde. Auch in anderen Landesteilen wurde lokalen Medien zufolge weiter gekämpft.

Der Außenminister der Vereinigten Staaten, Antony Blinken, erklärte zuletzt, die sudanesische Armee und die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) hätten sich nach "intensiven Verhandlungen" auf eine dreitägige landesweite Waffenruhe verständigt. Sowohl die Armee als auch die RSF-Miliz bestätigten ihre Zustimmung zu der Vereinbarung. Blinken rief beide Seiten auf, die Feuerpause in diesem Zeitraum "sofort und vollständig" einzuhalten.

Diese Menschen hoffen, mit dem Bus Khartum noch verlassen zu könnenBild: El-Tayeb Siddig/REUTERS

Die USA wollten sich zudem für ein "dauerhaftes Ende der Kämpfe" einsetzen, erklärte er. Washington werde sich zu diesem Zweck mit "regionalen und internationalen Partnern" sowie zivilen Vertretern im Sudan abstimmen, um die Gründung eines Komitees für Verhandlungen für ein Ende der Gewalt zu unterstützen. Grundsätzlich sei das Ziel, dass wieder eine zivile Regierung die Macht übernehme, betonte Blinken.

Humanitäre Korridore im Gespräch

Die Armee erklärte auf Facebook, sie werde sich an den Waffenstillstand halten, sofern die RSF-Miliz dies ebenfalls tue. Die RSF-Miliz erklärte ihrerseits im Kurzbotschaftendienst Twitter, der Waffenstillstand ziele darauf ab, humanitäre Korridore einzurichten - sowohl für den Zugang der Einwohner "zu lebenswichtigen Ressourcen, medizinischer Versorgung und sicheren Zonen" als auch für weitere Evakuierungen der diplomatischen Vertretungen im Land.

Bei den seit zehn Tagen anhaltenden Gefechten zwischen der Armee und der RSF-Miliz wurden nach jüngsten Angaben der Weltgesundheitsorganisation 459 Menschen getötet und mehr als 4000 verletzt. Zehntausende Bürger sind in den vergangenen Tagen aus dem Sudan in Nachbarländer wie Ägypten, Tschad oder den Südsudan geflohen.

In weiten Teilen des Landes herrscht Mangel an Wasser, Strom, Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff. Aktuell laufen mehrere Evakuierungseinsätze für ausländische Staatsbürger sowie für zahlreiche UN-Mitarbeiter. Seit Samstag sind im Rahmen der Einsätze bislang mehr als 4000 Menschen in Sicherheit gebracht worden.

Letzter Bundeswehr-Flug am Dienstagabend

Die Bundeswehr beendet vorerst die Evakuierungsmission aus dem Sudan. Wie das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilten, sollte am Abend der vorerst letzte Flug nach Jordanien erfolgen. Vorerst sind demnach keine weiteren deutschen Evakuierungsflüge aus der Region geplant. Die Streitkräfte würden zurück nach Deutschland verlegt, "bleiben jedoch reaktionsfähig", hieß es.

Deutsche, die noch im Sudan sind und es bislang nicht zum Flughafen geschafft haben, sollen in den kommenden Tagen bei Evakuierungsflügen anderer Länder mitgenommen werden. Bis Dienstagmittag wurden den Angaben zufolge knapp 500 Menschen mit fünf Flügen von der Bundeswehr nach Jordanien geflogen. Mehr als ein Drittel seien deutsche Staatsangehörige, rund tausend Soldatinnen und Soldaten seien im Einsatz gewesen.

Einige Deutsche nutzten den Angaben zufolge auch andere Evakuierungsmöglichkeiten: Mit einem Konvoi der Vereinten Nationen nach Port Sudan seien 23 Bundesbürger aus Khartum gebracht worden. Von dort aus sollten sie nach Saudi-Arabien weiterreisen. Drei Deutsche, die sich bei Ausbruch der Kämpfe auf einem Boot vor Sudan befanden, seien mit einem Kreuzfahrtschiff nach Ägypten ausgereist. Neun Deutsche seien von Frankreich nach Dschibuti gebracht worden.

London startet mit Evakuierung von Briten

Zwei Tage später als zahlreiche andere Länder hat auch Großbritannien einen Einsatz gestartet, mit dem es seine Staatsbürger aus dem Krisenland Sudan herausholen will. "Die Regierung hat eine großangelegte Evakuierung von Inhabern britischer Pässe aus dem Sudan begonnen", erklärte Premierminister Rishi Sunak. Vorrang hätten besonders verletzliche Gruppen, wie "Familien und ältere Menschen". London hatte am Sonntag in einer nächtlichen Militäraktion zunächst nur seine Diplomaten und deren Familien aus Sudans Hauptstadt Khartum ausgeflogen. Aus Sicherheitsgründen sah die britische Regierung zunächst von weiteren Evakuierungen ab.

Angesichts der seit Sonntag anhaltenden Evakuierungsaktionen zahlreicher anderer Länder, darunter Deutschland und Frankreich, wurde der britischen Regierung vorgeworfen, ihre Bürger im Sudan im Stich zu lassen. Andrew Mitchell vom britischen Außenministerium hatte am Montag erklärt, dass sich etwa 4000 Briten mit doppelter Staatsbürgerschaft im Sudan aufhielten und rund 400 mit einfacher britischer Staatsbürgerschaft. 2000 Menschen hätten sich beim Ministerium für eine Ausreise registriert.

Französische Bürger aus dem Sudan treffen in Dschibuti einBild: Laure-Anne MAUCORPS/Armee de l'air et de l'Espace/Etat-major des armees/REUTERS

Der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis sagte, dass man die Möglichkeiten zur Ausreise der verbliebenen rund 100 Schweizer prüfe. Die meisten davon seien allerdings Doppelstaatler und hätten deswegen nicht die Erlaubnis, das Land zu verlassen. Die Schweiz hat ihre Botschaft bereits geschlossen, die Mitarbeiter und ihre Familien trafen am frühen Dienstagmorgen in Bern ein. Der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida sagte, alle Japaner, die den Sudan verlassen wollten, seien evakuiert worden.

kle/ehl/gri (afp, rtr, dpa, epd)

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