Erstmals bekommt eine Bundeswehr-Kaserne den Namen eines Angehörigen der Widerstandsgruppe "Weiße Rose". Von nun an heißt die Liegenschaft "Hochbrück" im Münchner Norden Christoph-Probst-Kaserne.
Christoph Probst (r.) und die Geschwister Scholl gehörten zum inneren Kreis der "Weißen Rose"Bild: Getty Images/J. Simon
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Auf dem Münchner Kasernengelände sind das Zentrale Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und eine Außenstelle des Bundeswehrkrankenhauses Ulm untergebracht. Der Vorschlag der Umbenennung zu "Christoph-Probst-Kaserne" geht auf die dort stationierten Soldaten zurück. Das Verteidigungsministerium hatte einem entsprechenden Antrag im März zugestimmt.
Durch den neuen Namen finde "der aktive Widerstand gegen die Gewalt- und Willkürherrschaft der Nationalsozialisten eine besondere Würdigung und wirkt vorbildlich und sinnstiftend in die heutige Bundeswehr", hieß es. Es ist das erste Mal, dass eine Kaserne den Namen eines Angehörigen der "Weißen Rose" erhält.
Todesstrafe für Verbreiten von Flugblättern
Probst war Student der Medizinwissenschaften und gehörte während des Zweiten Weltkriegs als Sanitätsfeldwebel einer Studentensanitätskompanie der Luftwaffe an. Am 22. Februar 1943 wurde er vom nationalsozialistischen Regime hingerichtet, weil er sich der "Weißen Rose" um die Geschwister Hans und Sophie Scholl angeschlossen hatte.
Die Gruppe war in München tief verwurzelt und steht bis heute für den studentischen Widerstand gegen ein Unrechtsregime. Ab 1942 verteilten die Mitglieder der christlich motivierten "Weißen Rose" in München insgesamt sechs Flugblätter, mit welchen sie zum Widerstand aufriefen. Insgesamt wurden sieben Mitglieder durch das NS-Regime hingerichtet: Willi Graf, Professor Kurt Huber, Hans Leipelt, Christoph Probst, Alexander Schmorell sowie Hans und Sophie Scholl.
Zur Feier der neuen Namensgebung an diesem Mittwoch werden Nachfahren von Christoph Probst erwartet.
ie/kle (epd, Sanitätsdienst der Bundeswehr)
Die Weiße Rose: Kampf gegen Hitler
Sie lernten sich als Studenten in München kennen und hatten ein gemeinsames Ziel: das Nazi-Regime stürzen. Die Mitglieder der Weißen Rose um die Geschwister Scholl bezahlten für ihre Überzeugungen mit dem Leben.
Bild: picture-alliance/U. Baumgarten
Geschwister im Widerstand
Zum Zeitpunkt der Machtergreifung Hitlers 1933 sind Hans und Sophie Scholl noch Schüler. Beide begeistern sich zunächst für den Nationalsozialismus und engagieren sich in der Hitlerjugend beziehungsweise im Bund Deutscher Mädel. Doch mit den Jahren reift die Überzeugung, etwas gegen das Regime unternehmen zu müssen. 1942 gründet Hans Scholl die Widerstandsgruppe Weiße Rose.
Bild: picture-alliance/dpa/Ullstein
"Nieder mit Hitler"
Alexander Schmorell, Sohn einer russischen Mutter und Medizinstudent, ist Mitbegründer der Weißen Rose. Zusammen mit seinem Kommilitonen Hans Scholl verfasst er den Großteil der Flugblätter der Gruppe und schreibt Parolen wie "Nieder mit Hitler" an Münchner Hauswände. Für seinen Mut wird er 2012 von der Russisch-Orthodoxen Kirche heiliggesprochen.
Bild: picture alliance/dpa/Fam. Schmorell
Schrecken des Krieges
Medizinstudent Christoph Probst (rechts) und Sophie Scholl stoßen später zur Weißen Rose. Hans Scholl (links) verschickt die ersten Flugblätter im Juni 1942. Kurz danach wird er an die Ostfront einberufen. Seine Erlebnisse als Sanitätssoldat lassen seine Ansichten radikaler werden. Der Ton in den Flugblättern verschärft sich.
Bild: ullstein bild/AKG/George J. Wittenstein
Mit Flugblättern gegen die Diktatur
Auf dieser Schreibmaschine entstehen die Matrizen für die Flugblätter der Weißen Rose. Insgesamt verfasst die Gruppe sechs Schreiben, die sie an ausgewählte Akademiker verschickt und vor allem in München verteilt. "Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen" ist darin unter anderem zu lesen. Anfangs stellt sie wenige Hundert, zum Schluss bis zu 9.000 Exemplare her.
Bild: picture-alliance/dpa
"Der Tag der Abrechnung ist gekommen"
An der Ludwig-Maximilians-Universität München erinnern in das Pflaster eingelassene Flugblätter an die Weiße Rose. Das sechste Flugblatt mit dem Titel "Kommilitoninnen! Kommilitonen!", verfasst von Philosophieprofessor Kurt Huber, ruft die Jugend zum Widerstand gegen die Hitler-Diktatur auf. Das Verteilen der Zettel an der Universität wird der Gruppe 1943 zum Verhängnis.
Bild: Imago
Der verhängnisvolle Tag
Am 18. Februar 1943 legen Hans und Sophie Scholl in der Universität München das sechste Flugblatt der Weißen Rose aus. Als Sophie Scholl den letzten Stapel Papier von der Brüstung in den Lichthof regnen lässt, erwischt sie der Hausmeister und liefert die Geschwister der Geheimen Staatspolizei aus.
Bild: Imago
Mutig bis zum Schluss
Die Szene aus Michael Verhoevens Film "Die weiße Rose" (1982) zeigt den Moment, als Hans und Sophie Scholl (gespielt von Wulf Kessler und Lena Stolze) von der Gestapo verhaftet werden. Im Verhör leugnen beide zunächst ihre Taten, wegen der erdrückenden Beweise legen sie aber schließlich Geständnisse ab. Sie versuchen, sich als Hauptschuldige darzustellen, um ihre Freunde zu schützen.
Bild: picture-alliance/dpa/Filmverlag der Autoren
Das Todesurteil
Die Prozesse gegen die Weiße Rose finden vor dem Volksgerichtshof statt, unter Vorsitz von Roland Freisler. Am 22. Februar 1943 verurteilt er Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst zum Tode. Die Urteile werden nur vier Stunden später vollstreckt. Am 19. April 1943 sitzen u.a. Alexander Schmorell, Willi Graf und Professor Kurt Huber auf der Anklagebank. Auch sie erhalten die Todesstrafe.
Bild: Bundesarchiv
Vorbilder bis heute
Im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München erinnert eine Büste von Sophie Scholl an die Weiße Rose. Sie gilt bis heute als bekannteste Widerstandsgruppe im Dritten Reich. Ihre Mitglieder sind Vorbilder für beispielhafte Zivilcourage. Zahlreiche Schulen, Straßen und ein bedeutender deutscher Literaturpreis sind nach den Geschwistern Scholl benannt.