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Politik

Analyse: Deutschland schwach bei Drohnenabwehr

13. Juni 2021

Deutschland ist nach einer Analyse der Bundeswehr-Denkfabrik GIDS kaum gerüstet gegen Angriffe mit Kampfdrohnen. Das sei eine Gefahr für das Militär, im Fall von Terroranschlägen aber auch für die Bevölkerung.

Eine Drohne auf einem Rollfeld in einem Zelt
Die Bundeswehr unterstützte die MINUSMA-Mission in Mali mit Drohnen (Archivbild)Bild: Arne Immanuel Bänsch/dpa/picture alliance

Für ihre Analyse haben die Experten der Bundeswehr-Denkfabrik GIDS den internationalen Markt sowie den Verlauf der Kämpfe um Berg-Karabach untersucht, wo Aserbaidschan im vergangenen Jahr Armenien mit Drohnen besiegt hatte.

"Um es mal ganz drastisch auszudrücken: Wenn die Bundeswehr in diesem konkreten Konflikt gegen Aserbaidschan hätte kämpfen müssen, hätte sie kaum eine Chance gehabt", stellt Oberstleutnant Michael Karl fest, GIDS-Experte für moderne Kriegsführung und neue Technologien. "Bei Waffensystemen, die genutzt wurden wie Kampfdrohnen und Kamikazedrohnen, hätten wir uns nicht ausreichend wehren können. Allein schon die fehlende Heeresflugabwehr wäre uns zum Verhängnis geworden."

Mit einer Militärparade feierte Aserbaidschan das Ende der Kämpfe um Berg-Karabach - mit dabei KampfdrohnenBild: Valery Sharifulin/TASS/dpa/picture alliance

Das GIDS (German Institute for Defence and Strategic Studies) ist eine Kooperation der Führungsakademie der Bundeswehr und der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr in Hamburg. Das Institut untersucht sicherheitspolitische Probleme und berät Politik und die militärische Führung.

Nur unbewaffnete Drohnen

Um in einem modernen Konflikt bestehen zu können, benötige die Bundeswehr Technologien, über die Deutschland zwar grundsätzlich verfüge, die aber nicht im Militär eingesetzt seien. Die Bundeswehr setzt die unbemannten Flugkörper bislang nur zur Aufklärung und Beobachtung ein. Verbündete und mögliche Gegner haben bewaffnete Drohnen, mit denen Gebiete beobachtet werden und zusätzlich per Steuerbefehl Raketen auf Ziele gefeuert werden können.

Im Konflikt im Einsatz: Armenien sagt, es habe diese aserbaidschanische Drohne IM Juli 2020 abgeschossen Bild: Aram Nersesyan/Sputnik/picture alliance

Kamikazedrohnen oder sogenannte Einwegdrohnen sind Oberstleutnant Karl zufolge selbst Waffen, also mit Sprengstoff bestückt. "Anders aber als bei einer Rakete, bei der man Zielkoordinaten eingibt, verfolgen diese Art von Drohnen ihr Ziel", erklärt Karl. Ihm zufolge kann ein Schwarm solcher Drohnen so programmiert werden, dass sie eine Formation Kampfpanzer angreifen. Über künstliche Intelligenz könnten Drohnen auch lernen und letztlich ohne menschliche Kontrolle ihr Ziel finden.

Der Experte sieht die Gefahr auch darin, welche Möglichkeiten dies für Terrorismus eröffnet, da die Technik inzwischen breit verfügbar sei. So könne eine handelsübliche Drohne zu einer Kampfdrohne umstrukturiert und programmiert werden. "Es geht nicht nur um Schutz unserer Soldatinnen und Soldaten vor Drohnen, sondern auch um den Schutz der Zivilbevölkerung."

Deutlich wird, dass die zwischen Union und SPD heftig geführte Debatte um die Bewaffnung von Drohnen der Bundeswehr von der Realität überholt wurde. Die Bewaffnung allein könnte nicht mehr ausreichen. Die Grünen schließen den Einsatz bewaffneter Drohnen nicht mehr kategorisch aus. Mit nur vier Stimmen Vorsprung votierte beim Online-Parteitag eine Mehrheit dafür, die Bedingungen dafür zu prüfen.

ust/uh (dpa, gids-hamburg.de, rtr)

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