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PolitikEuropa

Bundeswehr: Schnelle Corona-Hilfe für Portugal

1. Februar 2021

In Deutschland sinken die Corona-Infektionszahlen, in Portugal schießen sie in die Höhe. Die Bundesregierung schickt jetzt Ärzte, Pfleger und Ausrüstung.

Krankenwagen warten in einer Schlange vor dem Santa Maria Krankenhaus in Lissabon
Corona bringt das portugiesische Gesundheitswesen an den Rand des Zusammenbruchs. Die Bundeswehr soll helfenBild: Hugo Amaral/ZUMAPRESS/picture alliance

Lange Zeit galt Portugal als ein Land, das wie Deutschland relativ gut durch die Pandemie gekommen war. Das hat sich seit Herbst dramatisch geändert. Fast alle der landesweit rund 900 Intensivbetten für COVID-19-Patienten sind schon belegt, das Land ist weitgehend abgeriegelt. Schon in der vergangenen Woche sandte die Regierung in Lissabon deshalb einen Hilferuf an Deutschland und bat Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) um Hilfe. Daraufhin hatte das Verteidigungsministerium zunächst ein Erkundungsteam geschickt, um zu prüfen, welche Hilfe genau benötigt werden. Dem Team soll dann von schrecklichen Zuständen vor allem in den Kliniken in Portugal berichtet worden sein. 

Ärzte und Pfleger für Portugal

Schon am Sonntag hatte ein Bundeswehr-Sprecher verkündet, dass es sowohl personelle als auch materielle Hilfe geben soll. Kurze Zeit später wurde diese Hilfe konkretisiert: Laut Angaben des Verteidigungsministeriums sollen am Mittwochvormittag acht Ärzte, weitere Pflegefachkräfte und ein Hygieneteam nach Lissabon fliegen.

Insgesamt sind es 26 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Zur Unterstützung ihrer Arbeit werden auch Medizingeräte und -produkte nach Portugal gebracht, darunter 40 mobile und zehn stationäre Beatmungsgeräte, 150 Infusionsgeräte sowie 150 Feld-Krankenhausbetten. 

Im März flog die Bundeswehr Corona-Patienten aus Italien zur Behandlung nach DeutschlandBild: Reuters/Luftwaffe/K. Schrief

Steiler Anstieg der Fälle - und der Todeszahlen

Bei den Neu-Infektionen zählt Portugal mittlerweile zu den am stärksten betroffenen Ländern weltweit. Während in Deutschland die Zahl der neuen Ansteckungen innerhalb von sieben Tagen bei 100.000 Einwohnern unter 100 sank - auch als Folge der harten Beschränkungen, kletterte der gleiche Wert in Portugal auf über 800. Besonders die neuen, offenbar weitaus ansteckenderen Virus-Mutationen treten dort immer häufiger auf. Die Folge: Allein im Januar ist in Portugal die Hälfte aller Menschen gestorben, die insgesamt seit dem Ausbruch der Pandemie durch das Virus ums Leben gekommen sind.

Am Freitag hatte die deutsche Bundesregierung deshalb für Bürger aus Portugal, aber auch aus den ebenfalls stark von den Corona-Mutationen betroffenen Ländern Irland, Großbritannien, Südafrika und Brasilien weitgehende Einreisestopps verhängt. Die sollen zunächst bis zum 17. Februar gelten.

Zehntausende Soldaten bereits im Einsatz 

Der Einsatz in Portugal ist bei weitem nicht der erste der Bundeswehr. Seit Beginn der Pandemie ist sie im In-und Ausland stark bei der Corona-Bekämpfung engagiert. Zuletzt halfen allein in Baden-Württemberg rund 900 Soldaten in den Gesundheitsämtern bei der Kontaktnachverfolgung von Infizierten.

Deshalb sagte die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), jetzt in einem Interview in der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Wenn irgendetwas gut läuft seit fast einem Jahr, dann ist das die Corona-Hilfe durch die Bundeswehr." Ende März vergangenen Jahres, auf dem Höhepunkt der Pandemie in Italien, hatte ein Rettungsflieger der deutschen Luftwaffe sechs schwerkranke Corona-Patienten aus Italien nach Deutschland gebracht.

An er Heimatfront im Anti-Corona-Kampf: Ein Soldat bei der KontaktnachverfolgungBild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance

Insgesamt unterstützen im Inland rund 10.000 Soldaten die Bekämpfung der Pandemie, zuletzt zum Beispiel beim Aufbau und Betrieb der rund 400 Impfzentren. In den Alten- und Pflegeheimen helfen bundesweit zurzeit rund 3100 Soldaten bei der Impfung vor allem alter Menschen, wie die Regierung am Montag mitteilte. Theoretisch könnten bis zu 20.000 Soldaten zur Pandemie-Bekämpfung abkommandiert werden  - ein Potenzial, das noch lange nicht ausgeschöpft ist.