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Teilzeit in deutschen Kasernen

12. Januar 2014

Für Soldaten und Soldatinnen ist es oft schwer, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Die neue Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen will das ändern. Für ihre Pläne gab es Beifall - aber auch Kritik.

Soldatenfamilie beim Abschied (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Mein Ziel ist es, die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland zu machen", so Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Besonders wichtig sei ihr dabei die "Vereinbarkeit von Dienst und Familie", sagte die christdemokratische Politikerin der Zeitung "Bild am Sonntag". Die Truppe müsse Dienst- und Familienzeiten besser aufeinander abstimmen.

"Unsere Soldatinnen und Soldaten lieben ihren Beruf, aber sie möchten auch, dass ihre Ehen halten und sie ein glückliches Familienleben führen." Künftig sollen Soldaten und Soldatinnen nach dem Willen der Ministerin ganz selbstverständlich Teilzeitmöglichkeiten nutzen können: "Wer etwa in der Familienphase die Option einer Drei- oder Viertagewoche nutzt, muss weiter Karriereperspektiven haben. Ich denke auch an Lebensarbeitszeitkonten, auf die Überstunden eingezahlt werden und von denen Freizeiten abgehoben werden können, sei es für die Betreuung von kleinen Kindern oder alter Eltern."

Ministerin von der Leyen verabschiedet Soldaten in den AuslandseinsatzBild: picture-alliance/dpa

Zu viele Versetzungen?

Häufige Versetzungen der Soldaten will von der Leyen auf das Notwendige begrenzen: "Karriere bei der Bundeswehr darf im Regelfall nicht bedeuten: immer im Dienst und alle paar Jahre ein Umzug." Da die Lebenspartner der Soldaten häufig selbst berufstätig seien, trügen Versetzungen große Spannungen in die Familien. "Ich werde mir das System der nahezu automatischen Versetzungen alle zwei bis drei Jahre genau ansehen. Wenn jemand eine steile Karriere macht, dann geht das auch in großen Wirtschaftskonzernen nicht ohne häufige Positions- und Ortswechsel. Aber die Frage ist, ob dies für die große Mehrheit der Soldatinnen und Soldaten immer sinnvoll ist."

Als eine der ersten Maßnahmen plant von der Leyen den Ausbau der Kinderbetreuung in den Kasernen. "Wir brauchen ein flexibles System der Kinderbetreuung rund um die Bundeswehr", betonte die Ministerin. "Wir sollten gerade für die Betreuung in Randzeiten sehr viel stärker mit Tagesmüttern arbeiten. Denn das ist eine besonders flexible Form der Kinderbetreuung und wir haben den großen Vorteil, dass es in vielen Kasernen den Platz dafür gibt."

Positive Resonanz aber auch Kritik

Der Wehrbeauftragte der Bundeswehr, Hellmut Königshaus, bezeichnete im "Handelsblatt" die Familienfreundlichkeit als einen entscheidenden Baustein für die Neuausrichtung der Bundeswehr - gerade weil der Dienst immer auch von persönlichen Härten geprägt sei. Die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie das beruflich notwendige Pendeln seien häufig genannte Kritikpunkte der Soldaten. Der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels begrüßte den Vorstoß der Ministerin im Berliner "Tagesspiegel" als "richtig und überfällig".

Skeptisch äußerte sich dagegen der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat. Er riet von der Leyen in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", sich mindestens so intensiv um die Fragen der sicheren und guten Ausrüstung und Bewaffnung der Truppe zu kümmern, wie um die Frage der Familienfreundlichkeit.

Zweifel an der Finanzierbarkeit der Pläne von der Leyens äußerte der Grünen-Verteidigungsexperte Tobias Lindner. "Die Umsetzung der Maßnahmen wird viel Geld kosten, das bislang nicht im Verteidigungshaushalt zur Verfügung steht", sagte er im "Handelsblatt". Grundsätzliche Skepsis kam von der Linkspartei.

qu/wa(dpa, afp)

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