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Gesellschaft

Bundesweite Demos für Seenotrettung

6. Juli 2019

Das Sterben im Mittelmeer müsse aufhören, fordert die Bewegung Seebrücke. In rund 100 Städten haben Tausende dieses Anliegen unterstützt. Sie zeigten sich auf der Straße solidarisch mit zivilen Seenotrettern.

Deutschland Protest für Seenotrettung in Köln
Auch in Köln kamen Menschen zu einem Demonstrationszug zusammenBild: picture-alliance/dpa/M. Becker

In Berlin, Hamburg, Rostock, München, Frankfurt und dutzenden weiteren Städten demonstrierten Menschen für die Rechte von Schiffbrüchigen und Geflüchteten. Aufgerufen zu den Aktionen hatte die Bewegung Seebrücke. Vorherrschend war die Farbe Orange - als Sinnbild für Rettungswesten.

Sören Moje, Maschinist vom Rettungsschiff "Sea-Watch 3", forderte auf einer Kundgebung im niedersächsischen Oldenburg ein stärkeres Engagement deutscher Städte zur Aufnahme geretteter Flüchtlinge aus Seenot. Moje war erst vor wenigen Tagen aus Italien zurückgekehrt, nachdem italienische Behörden das Schiff unter dem Kommando der deutschen Kapitänin Carola Rackete festgesetzt hatten.

In Berlin zogen die Demonstranten durch das RegierungsviertelBild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

"Das Mittelmeer ist inzwischen die tödlichste Grenze der Welt", sagte Moje. Besonders tragisch sei auch, dass viele Menschen schon mehrfach misslungene Fluchtversuche hinter sich hätten und anschließend in Folterlagern wie in Libyen misshandelt würden. "Man darf Menschen nicht wie Amazon-Retouren hin- und herschicken", sagte die Pastorin und Flüchtlingsbeauftrage der Nordkirche, Dietlind Jochims, in Hamburg. Die Autorin und Trägerin des Deutschen Buchpreises, Carolin Emcke, erklärte, es gehe darum, "ob die Regierungen das Asylrecht ernst nehmen, ob sie es nicht einfach outsourcen an Länder, die keinerlei Achtung vor Menschenrechten haben".

Die Veranstalter hatten in sechs Ländern zu Demonstrationen aufgerufen. Der Schwerpunkt habe in Deutschland gelegen. Die Bewegung Seebrücke sprach von rund 30.000 Teilnehmern bei Kundgebungen in etwa 100 Städten. Angaben von Polizei und Organisatoren gehen oft auseinander, so sollen es in Berlin laut Veranstalter bis zu 8000 Teilnehmer gewesen sein, die Polizei sprach dagegen nur von 3000.

Botschaft von Kapitänin Rackete

Unter anderem in Berlin wurde ein Appell der Kapitänin Rackete über Lautsprecher übertragen. "Man kann von der Bundesregierung erwarten, dass sie mutig vorangeht und sagt: Wir nehmen jetzt bis auf weiteres alle auf, die auf dem Mittelmeer gerettet werden. (...) Das sind ein paar Hunderte oder Tausende im Moment, die da übers Mittelmeer kommen." Die Verantwortungslosigkeit der europäischen Staaten habe sie gezwungen, so zu handeln, wie sie es getan habe.

Das Schiff "Sea-Watch 3" wurde in Italien festgesetzt, nachdem es ohne Erlaubnis in Lampedusa angelandet warBild: picture-alliance/dpa/D. Bockwoldt

Rackete war jüngst mit ihrem Schiff und 40 Migranten an Bord unerlaubt in den Hafen der italienischen Insel Lampedusa gefahren und daraufhin festgenommen worden. Inzwischen ist sie wieder frei. In Bonn ließen die Demo-Teilnehmer von einer Rheinbrücke aus Blumen ins Wasser fallen, um der Toten im Mittelmeer zu gedenken.

Die Bewegung Seebrücke hatte sich im Sommer 2018 gegründet und fordert die Entkriminalisierung der Seenotrettung, sichere Fluchtwege und sichere Häfen für Flüchtlinge. Die Mitstreiter setzten sich auch für die kommunale Aufnahme von aus Seenot geretteten Menschen ein.

ust/jj (dpa, epd, afp)

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