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KonflikteBurkina Faso

Burkina Faso: "Entschlossenes Vorgehen" gegen Terroristen

Silja Fröhlich | Saleh Mwanamilongo
28. August 2024

Am Wochenende wurden mehr als 200 Dorfbewohner bei einem islamistischen Anschlag getötet. Die Militärjunta steht nun unter Druck, für mehr Sicherheit zu sorgen. Lokale Bürger fürchten sich vor Racheakten.

Burkina Faso | Übergangspräsident Ibrahim Traore
Bild: Donat Sorokin/TASS/dpa/picture alliance

Nach dem Terroranschlag vom Wochenende gibt sich die Militärjunta in Burkina Faso unerbittlich: "Wir werden bei dieser Reaktion dafür sorgen, dass der Feind weiß, dass wir eine solche Barbarei auf unserem Territorium nie wieder hinnehmen werden", sagte Burkina Fasos Sicherheitsminister Mahamadou Sana in einer Sendung des staatlichen Fernsehens.

"Wir wollen dem burkinischen Volk auf jeden Fall versichern, dass wir uns für den Schutz der Burkinabe und ihres Eigentums einsetzen und standhaft bleiben werden", versprach Sana. Die Regierung habe allen Betroffenen medizinische und humanitäre Hilfe zukommen lassen und die Behörden seien entschlossen, Leben zu schützen.

Die Jama'at Nusrat al-Islam wal-Muslimin (JNIM), ein Ableger von al-Qaida in der Sahelzone, bekannte sich zu dem Terroranschlag auf ein Dorf im Zentrum Burkina Fasos am Wochenende, bei dem mindestens 200 Dorfbewohner und Soldaten getötet wurden.

Die Militärregierung von Burkina Faso unter Interimspräsident Ibrahim Traore, der im September 2022 durch einen Staatsstreich an die Macht kam, hat versprochen, dem Kampf gegen den Terrorismus höchste Priorität einzuräumen.

Burkina Faso von islamistischer Gewalt heimgesucht

"In einem Video, das im Umlauf ist und knapp eine Minute dauert, sind Dutzende von Leichen in einem Graben zu sehen", so Wassin Nasr, Sahel-Spezialist und Senior Research Fellow des Soufan Center, einer Denkfabrik für Sicherheit, gegenüber der DW. "Leichen von Männern in Zivil, ausgestattet mit Schaufeln und Stiefeln, aber ohne Waffen. Wir gehen davon aus, dass es sich um Menschen handelt, die zum Ausheben von Gräben für die Armee und die Freiwilligen für die Verteidigung des Vaterlandes (VDP) abkommandiert worden waren."

Laut Nasrs Darstellung drangen JNIM-Kämpfer in das Gebiet ein und eröffneten das Feuer. Berichten in sozialen Netzwerken zufolge soll der Angriff fast acht Stunden gedauert haben. Regionale Beobachter bezeichneten ihn als einen der tödlichsten Angriffe in dem westafrikanischen Land in diesem Jahr.

Hilfe für die Verwundeten

Nach Angaben eines Krankenhauses in Kaya werden nach dem Angriff mehr als 100 Verletzte im größten Krankenhaus der Stadt behandelt. "In Barsalogho haben wir ein System eingerichtet, das die Versorgung, Evakuierung und Triage der Verletzten sicherstellt", sagte Mohamed Poda, Regionaldirektor für Gesundheit im Norden und Zentrum Burkina Fasos, gegenüber der DW.

"Wir haben auch eine Einheit am Universitätskrankenhaus in Kaya eingerichtet, um sicherzustellen, dass alle Patienten kostenlos behandelt werden, dass zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden und dass die dringend Verletzten nach Ouagadougou evakuiert werden."

Ein Regierungsteam, bestehend aus dem Minister für Sicherheit, dem Minister für humanitäre Hilfe und dem Regierungssprecher, reiste an den Ort des Geschehens, um den trauernden Familien und den Verletzten ihre Solidarität zu bekunden.

Der dschihadistische Angriff zwingt die Bevölkerung zur Flucht aus Barsalogho nach KayaBild: Olympia de Maismont/AFP

Wut und Angst unter Burkinabe

Bislang hat die Regierung weder offizielle Zahlen zu den Toten und Verletzten noch Angaben zu den Tätern veröffentlicht. Das Collectif Justice pour Barsalogho, eine von der Zivilbevölkerung geführte Interessengruppe, wirft der Junta Nachlässigkeit vor: "Wir sind schockiert über die Haltung der Regierung", heißt es in einer Erklärung der neu gegründeten Gruppe, die der DW vorliegt. "Sie zeigt kein wirkliches Mitgefühl oder moralische Unterstützung, die dem Schock der gemarterten Familien von Barsalogho angemessen wäre."

Die Gruppe ruft die Regierung und Präsident Traore dazu auf, die Getöteten zu Märtyrern der Nation zu erklären. Außerdem fordert sie die Öffentlichkeit auf, eine Woche lang zu trauern.

In ganz Burkina Faso haben sich regierungsnahe Milizen gebildet, um gegen Dschihadisten zu kämpfen und ihre Dörfer zu schützenBild: Arte France

Viele Einwohner sind verängstigt und halten sich zurück, weil sie befürchten, bei möglichen Vergeltungsschlägen des Militärs selbst ins Visier zu geraten. Jonas (Name geändert) beschreibt ein Klima des Misstrauens - und gibt an, seine Bekannten in Barsalogho möglichst nicht mehr anzurufen. "Wenn das Militär die Anrufe untersucht und überprüft und sich herausstellt, dass man jemanden erreichen musste, wird man systematisch als dessen Komplize betrachtet", sagte er gegenüber DW und fügte hinzu, dass die Situation schwierig sei. Laut Jonas ist es unmöglich geworden, Barsalogho ohne Begleitung in Richtung der Provinzhauptstadt Kaya zu verlassen.

Ein Leben mit täglichen Angriffen

Das burkinische Militär hatte Anfang 2022 den regulär gewählten Präsidenten Roch Kaboré entmachtet, weil es nach eigener Darstellung unzufrieden war mit dessen Bilanz im Bereich innere Sicherheit und Terrorbekämpfung. Doch auch mit Hilfe Russlands und der benachbarten pro-russischen Militärregierungen im Sahel konnte die Junta bislang keine Verbesserung erzielen: Fast die Hälfte von Burkina Faso befindet sich außerhalb ihrer Kontrolle. Seit 2015 wird Burkina Faso regelmäßig von Anschlägen dschihadistischer Gruppen heimgesucht, bei denen laut der NGO Armed Conflict Location and Event Data Project (Acled) mehr als 20.000 Zivilisten und Soldaten getötet wurden.

Tausende fliehen vor Terror aus Burkina Faso

02:38

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"In Burkina Faso kommt es derzeit in mehreren Regionen des Landes immer wieder zu Anschlägen. Es vergeht kein Tag ohne einen Sprengstoffanschlag, einen Angriff auf einen Armeestützpunkt, einen Angriff auf die VDP, und all das gehört dazu", sagt Sicherheitsexperte Nasr.

Burkina Fasos Junta-Chef Traore hat auch Zivilisten aufgefordert, das Militär bei den Sicherheitsmaßnahmen zu unterstützen. Eine zivile Einsatztruppe, die Freiwilligen zur Verteidigung des Vaterlandes (VDP), arbeitet bereits eng mit dem Militär zusammen.

Nasr zufolge nimmt die dschihadistische Gewalt im Land zu, weil es den Sicherheitskräften an effizientem Luftschutz und Aufklärung mangelt. Die unzureichende Kontrolle der Grenzgebiete zu Mali und Niger, zwei Ländern, die ebenfalls mit gewalttätigen Angriffen zu kämpfen haben, macht den Kampf gegen den Terrorismus noch schwieriger. Laut Nasr haben auch Menschenrechtsverletzungen durch die Sicherheitskräfte des Landes und den VDP dazu geführt, dass sich immer mehr Menschen den Dschihadisten anschließen.

Silja Fröhlich Redakteurin, Reporterin und Moderatorin
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