Burkina Faso: Streit um die Gen-Baumwolle
26. März 2018Bei Baumwolle gilt: Je länger die Fasern, desto besser die Qualität. Doch genau die ist nach Meinung vieler burkinischer Bauern zurückgegangen, seit sie im großen Stil gentechnisch verändertes Saatgut eingesetzt haben. 2003 hatte die Regierung einen Vertrag mit Monsanto und anderen Firmen geschlossen. Knapp sechs Jahre später wurde das entsprechende Saatgut an die Landwirte verteilt. 70 Prozent der Anbauflächen waren bald damit bepflanzt. Damit sollten sie die Pflanzen in erster Linie vor den seit den 1990er Jahren auftretenden Baumwollkapselwürmern schützen, die ganze Ernten bedrohten.
Gegen die Schädlinge half die Gentechnik: Die Landwirte konnten mehr Baumwolle ernten, doch die Fasern waren nun deutlich kürzer: Bei der Ernte 2014 -2015 waren die gentechnisch veränderten Baumwollfasern mehr als zwei Millimeter kürzer als die der traditionellen Baumwolle. Monsanto, das gerade von Bayer übernommen worden ist, und Burkina Faso stritten sich um die Qualität, aber auch um Lizenzzahlungen für das Saatgut. Im Dezember 2016 einigten sich beide Seiten außergerichtlich und beendeten die Zusammenarbeit. Burkina Faso wollte beim Saatgut nicht länger auf gentechnisch verändertes Material setzen. Stattdessen sollte jetzt wieder eigenes Saatgut zum Einsatz kommen.
Pestizide statt Genbaumwolle
Man müsse die Risiken abwägen, sagt Fritz Grobien von der Bremer Baumwollbörse: "Wenn Sie auf konventionelle Saat zurückgehen, dann werden Sie mehr Chemie einsetzen müssen, um den Schädlingsbefall im Griff zu halten." Genau diesen Chemieeinsatz kritisiert Casimir Gnomou, Baumwollproduzent in der Provinz Balé: Die Insektizide hätten die Bienen, die Insekten und sogar die gefährdeten Heuschrecken getötet.
Bassolma Bazié vom Allgemeinen Gewerkschaftsbund in Burkina Faso sieht das anders. Seit ihrer Einführung war die genmanipulierte Baumwolle in Gewerkschaftskreisen umstritten. "Man vergisst, dass diese Baumwolle ohne Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität genutzt wurde." Bazié kritisiert die Verwendung nichtreproduzierbarer Sorten, die verhindern, dass die Landwirte sie im nächsten Jahr wieder anpflanzen. Er warnt aber auch vor Gesundheitsschäden durch genverändertes Saatgut: "Die Menschen verwenden das Öl und die Baumwollkörner für ihre Ernährung. Niemand weiß, welche Langzeitfolgen das haben wird."
Mehr als vier Millionen Menschen in Burkina Faso leben von der Baumwollproduktion. Baumwolle ist nach Gold die zweitwichtigste Devisenquelle des Landes. Bambou Bihoun ist der größte Baumwollproduzent des Landes. Zudem ist er der Vorsitzende der Genossenschaften der Baumwollproduzenten UNPCB. In den vergangenen drei Jahren hat er im Durchschnitt etwas mehr als 170.000 Kilo Baumwolle produziert. Der Gen-Baumwolle hat er längst den Rücken gekehrt. Stolz zeigt er seine traditionellen Baumwollpflanzen: "Die Baumwollkapseln sind groß. Das liegt am Dünger. Manchmal gibt es Würmer, die die Kapseln zerstören, wenn das Feld nicht gut gepflegt ist. Aber ich sehe jeden Tag nach den Pflanzen."
Trockenheit als Grund für geringe Ernte
Doch nicht jeder Bauer in Burkina Faso hat den Glauben an die gentechnisch veränderte Baumwolle verloren. Das zeigte sich auch auf der Pressekonferenz der UNPCB in Burkinas Wirtschaftszentrum Bobo-Dioulasso vor wenigen Wochen. Auf der Tagesordnung steht der Ertrag im Erntejahr 2017-2018. Nach Angaben von Sofitex, einer der größten Baumwollfirmen im Land, hätte die Produktion 800.000 Tonnen übersteigen sollen.
Doch im Gegensatz zu dieser Prognose deutet nun alles darauf hin, dass die Erträge dürftig werden, obwohl die Baumwollernte noch läuft. "Mais hat die gleichen Ertragsprobleme wie Baumwolle und wir arbeiten an Lösungen", sagt Bambou Bihoun. Bauern wie Casimir Gnoumou sehen angesichts dieser Probleme die Rettung in Gen-Saatgut. Er ist wütend auf die Produzentengenossenschaft, weil sie die Partnerschaft mit Monsanto abgebrochen hat. "Ein Produzent von genetisch veränderter Baumwolle konnte 2,5 Tonnen pro Hektar bekommen. Heute muss er das Feld bis zu 11 Mal behandeln, um dann mit 333 Kilo pro Hektar rauszukommen. Das ist makaber", sagt er.
Verluste mit kurzen Fasern
Das Produkt müsse sich verkaufen lassen, widerspricht Wilfried Yameogo, Generaldirektor von Sofitex. "Im Fall von Monsanto haben wir nur Verluste gemacht, weil die Fasern sehr kurz waren. Mit der herkömmlichen Baumwolle haben wir in Burkina eine Rekordleistung erzielt." Aber trotzdem sei das Land nicht grundsätzlich gegen genveränderte Baumwolle: "Der Sektor ist nach wie vor an Biotechnologie interessiert. Wir suchen nach einem Partner, mit dem wir lokale Sorten gentechnisch verändern können, um qualitativ hochwertige Baumwolle zu erhalten."
Mitarbeit:Friederike Müller-Jung