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Burundis Wirtschaft im Koma

António Cascais19. August 2015

Seit Monaten herrscht in Burundi politisches Chaos. Nun droht auch die Wirtschaft zu kollabieren. Der Handel ist praktisch zum Erliegen gekommen.

Gemüse wird auf LKW verladen (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der ökonomische Einbruch ist fast an jeder Ecke der burundischen Hauptstadt sichtbar: "Die meisten Läden bleiben inzwischen geschlossen", erzählt ein burundischer Geschäftsmann im Interview mit der DW. "Die Leute können sich nichts mehr leisten. Also sinkt die Nachfrage nach sämtlichen Produkten im Land."

Die Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern, wie Medikamenten oder selbst Grundnahrungsmitteln droht zusammenzubrechen. Die Inflation galoppiert und viele burundische Arbeitnehmer bekommen ihre Gehälter nicht mehr ausgezahlt. "Nach dem Kollaps unseres politischen Systems liegt jetzt die Wirtschaft im Koma. Die Akteure sind so gut wie tot", sagt der burundische Geschäftsmann, der aus Angst vor politischer Verfolgung anonym bleiben möchte. "Es gibt nichts, was man dagegen tun kann. Die Strukturen sind einfach zu schwach."

Keine internationale Entwicklungshilfe für Burundi

Doch nicht nur der Binnenmarkt ist zusammengebrochen - es fehlen auch die internationalen Hilfen. Und auf die ist Burundi angewiesen. In den letzten Jahren wurde die Hälfte des Etats des Landes von ausländischen Partnern finanziert. Die Europäische Union und mehrere andere Geldgeber haben im Zuge der politischen Krise ihre finanzielle Hilfe für Burundi zurückgezogen. Auch Deutschland hat die Entwicklungshilfen für das ostafrikanische Land eingefroren. Diese Politik der internationalen Geldgeber zeigt jetzt Wirkung. Doch darunter leide in erster Linie nicht Präsident Nkurunziza, sondern vor allem die normale Bevölkerung Burundis, sagt der Geschäftsmann aus Bujumbura.

Zu wenig zu tun: Der Tee-Export ist eingebrochenBild: Reuters/T. Mukoya

Die Landwirtschaft ist nicht im Stande, die Bevölkerung mit den notwendigsten Lebensmitteln zu versorgen, obwohl fast 90 Prozent der Burunder in der Landwirtschaft tätig sind. Auch die Erträge durch Exportprodukte wie Kaffee und Tee sind zuletzt eingebrochen. Den Produzenten fehlt das Kapital für Investitionen in Saatgut und Erntemaschinen.

Bodenschätze bleiben ungenutzt

Dabei ist Burundi ein reiches Land - zumindest reich an Rohstoffen wie Kobalt, Nickel, Uran und Gold. In den Schubladen der Regierung Nkurunziza liegen auch schon konkrete Pläne für die Ausbeutung dieser Rohstoffe: "Die Chinesen und Russen waren da und haben mit der Regierung langfristige Abbauverträge abgeschlossen", erzählt der Ökonom. "Aber die Investitionen liegen auf Eis."

Eine regelrechte "monetäre Erosion" sei in Burundi zu verzeichnen, fasst der Wirtschaftsfachmann zusammen. Das Finanzsystem in Burundi sei nahezu ausgetrocknet. "Keiner weiß, wie es weitergehen soll.".

Die Landwirtschaft kann die bevölkerung nicht ausreichend versorgenBild: Frank May/picture alliance

Davon unbeirrt setzt Präsident Pierre Nkurunziza seinen politischen Kurs weiterhin fort. In der kommenden Woche - spätestens am 26. August - will Nkurunziza seinen Amtseid vor dem Parlament ablegen, einem Parlament, in dem nur noch Mitglieder seiner eigenen Partei oder Günstlinge sitzen, sagen Angehörige der Opposition und Vertreter der Zivilgesellschaft. Die drohen inzwischen offen damit, eine Gegenregierung auszurufen.

Der sogenannte "Rat für die Einhaltung der Verfassung, der Menschenrechte und des Friedensvertrags von Arusha" (CNARED), eine Art außerparlamentarische Opposition in Burundi, erinnerte am Dienstag in einer öffentlichen Stellungnahme daran, dass Nkurunzizas dritte Amtszeit illegal sei. Mehr als 200.000 Menschen sind bisher aus dem Land geflüchtet, darunter Vermögende, Handelsleute und Intellektuelle - ein schmerzhafter Exodus für das ohnehin arme Land. 2014 wurde Burundi im Human Development Index auf Platz 180 von 187 Ländern gelistet. Nun droht es, ganz abzustürzen.

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