Borussia Dortmund schlägt gegen Wolfsburg in letzter Sekunde zu und entscheidet die Partie für sich. Das gelingt dem BVB nicht zum ersten Mal. Das Glück steht dem neuen Spitzenreiter in dieser Saison häufig zur Seite.
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Das Spiel war schon einige Minuten beendet, da konnten die Dortmunder ihr Glück immer noch nicht fassen. Von den Rängen hallte aus über 80.000 Kehlen geradezu euphorisch der uralte Klassiker: "Zieht den Bayern die Lederhosen aus." Weiter unten auf dem Rasen herzten sich die Spieler und schauten sich immer wieder ungläubig an.
Auf der Anzeigetafel leuchtete tatsächlich ein 2:0 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg auf. Wer fünf Minuten vor dem Schlusspfiff auf dieses Ergebnis Geld gewettet hätte, der wäre wohl an diesem Samstagnachmittag ein reicher Mann worden.
Paco Alcacer war der Mann, der alle, die es gut mit der Borussia meinen, mit seinen zwei Treffern in der Nachspielzeit in einen erlösenden Freudentaumel versetzte. Alcacers Saisontreffer Nummer 15 per verwandeltem Freistoß (91. Minute) und Nummer 16 nach einem Konter (94.) fielen allerdings aus heiterem Himmel.
Späte Erlösung
"Wir haben immer dran geglaubt, dass wir noch zu Hause ein Tor schießen. Am Ende ist so etwas natürlich ein bisschen glücklich, aber auch eine gute Qualität", sagte BVB-Mittelfeldspieler Mario Götze, dem die Erleichterung und Freude über diesen Last-Minute-Sieg deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Auch zuletzt bei der Partie bei Hertha BSC hatte Marco Reus, der gegen die Wolfsburger aufgrund der Geburt seiner Tochter fehlte, einen sehr späten Treffer in der Nachspielzeit (90.+2.) zum 3:2-Sieg erzielt.
"Wir haben in diesem Jahr wirklich diesen Glauben in der Mannschaft, dass wir immer noch ein Tor machen können. Wir dürfen uns nur nicht zu sehr darauf verlassen", sagte Sportdirektor Michael Zorc. Was in den 90 Minuten vor den erlösenden Momenten auf dem Platz passierte, hatte indes wenig mit dem Kampf um die Meisterschaft zu tun.
Wolfsburg hadert
Die Dortmunder wirkten verkrampft, ihnen fehlte jegliche Leichtigkeit und auch eine große Portion der sonst so ausgeprägten Spielfreude. Es lief nichts zusammen gegen die diszipliniert agierenden Niedersachsen, die ihrerseits die Partie für sich hätten entscheiden können.
"Aber es haben Kleinigkeiten entschieden", sagte VfL-Mittelfeldspieler Joshua Guilavogui. "Ich finde, dass wir dem Sieg eigentlich näher waren. Das war eine sehr bittere Niederlage für uns", befand Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia.
"Es war wirklich ein zähes Spiel. Wir sind nicht in den Rhythmus bekommen, haben nicht so viele Torchancen wie sonst herausgespielt. Am Ende war es ein etwas glücklicher Sieg", räumte BVB-Sportchef Zorc ein und ordnete den Sieg in der Kategorie "Erfolg des Tüchtigen" ein.
Mit diesem Sieg sind die Dortmunder wieder an die Tabellenspitze gerückt, weil der FC Bayern im Parallelspiel in Freiburg patzte (1:1) - wohl genau im richtigen Moment in dieser Spielzeit. Denn am kommenden Samstag (Anpfiff 18.30 Uhr MESZ, ab 18.15 Uhr im DW-Liveticker) kommt es in München zum Aufeinandertreffen der beiden deutschen Spitzenteams.
Nur keine Emotionen zeigen
"Na klar gibt uns das Ergebnis ein bisschen mehr Selbstvertrauen, aber wir müssen das Spiel trotzdem erst spielen", sagte BVB-Verteidiger Manuel Akanji. Dem BVB würde beim Rekordmeister schon ein Remis reichen, um die Position an der Spitze zu verteidigen. Die Ausgangsposition des Teams von Lucien Favre ("Es war kein Topspiel, das Spiel war blockiert. Es war sehr schwer gegen Wolfsburg.") ist daher deutlich komfortabler als die der Bayern.
Favre hielt sich auch nach diesem glücklichen Erfolg emotional zurück. "Wir genießen diesen Sieg. Wir haben noch sieben Meisterschaftsspiele. Aber das nächste Spiel ist München, das wissen wir", sagte der Schweizer. Nur keinen Einblick in das Gefühlsleben erlauben, nur keine Regung zeigen, scheint das Motto des Fußballlehrers zu sein. Aber auch Favre dürfte insgeheim darauf hoffen, dass ein Team, das in der entscheidenden Phase der Saison so oft das glückliche Ende für sich hat, zum Schluss auch mit der Meisterschale in der Hand feiern kann.
Frankfurt schießt sich auf Rang vier
Eintracht Frankfurt lässt dem VfB Stuttgart keine Chance. Schalke 04 verschafft sich Luft im Abstiegskampf. Dortmund verdrängt mit einem glücklichen Sieg gegen Wolfsburg den FC Bayern von Platz eins.
Bild: picture-alliance/dpa/Pressefoto Rudel
Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg 2:0 (0:0)
Er gilt als Edeljoker der Bundesliga. Diesmal spielt Alcacer von Beginn an, entscheidet die Partie jedoch erst spät. Der Spanier erlöst behäbig spielende Dortmunder in der 90. Minute mit seinem 1:0 (Bild) per Freistoß und legt nach einem Konter sogar noch einen zweiten Treffer nach (90.+4). Der BVB übernimmt damit wieder die Tabellenführung.
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SC Freiburg - FC Bayern 1:1 (1:1)
Der bisherige Spitzenreiter Bayern verpatzt die Generalprobe für das Gipfeltreffen in der kommenden Woche gegen den BVB. Die Freiburger gehen durch Höler (3.) in Führung. Lewandowski (22.) gelingt mit seinem 199. Bundesliga-Tor der Ausgleich, mehr Zählbares bringen die vor allem in Halbzeit zwei drückend überlegenen Münchener aber nicht zustande. Freiburg verdient sich den Punkt durch Kampfgeist.
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RB Leipzig - Hertha BSC 5:0 (2:0)
Poulsen (l.) ist der überragende Spieler einer sehr starken Leipziger Mannschaft, die Hertha nicht den Hauch einer Chance lässt. Der dänische Stürmer erzielt beim Kantersieg gegen überforderte Berliner gleich drei Tore (27, 56., 62.). Forsberg (17.) und Haidara (64.) steuern die weiteren Treffer bei. Nach dieser Gala kann der Tabellendritte Leipzig bereits für die Champions League planen.
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Fortuna Düsseldorf - Bor. Mönchengladbach 3:1 (3:0)
Lange Gesichter bei Strobl (r.) und den anderen Gladbachern nach dem Rückschlag im Kampf um die Champions-League-Plätze. In der Anfangsphase spielt sich Aufsteiger Fortuna in einen Rausch und geht im Niederrhein-Derby durch Hennings (6.), Stöger (15.) und wieder Hennings (16.) mit 3:0 in Führung. Der Borussia gelingt in der zweiten Hälfte nur noch der Anschlusstreffer durch Zakaria (83.).
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Werder Bremen - FSV Mainz 05 3:1 (2:0)
Werder bleibt in der Rückrunde ungeschlagen und klettert durch den Sieg auf Tabellenplatz sechs. Rashica (r.) erzielt die frühe Führung der Bremer (3.). Der überragende Kruse mit einem Doppelpack (36., 63.) macht den Deckel drauf. Quaison lässt die Mainzer mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:2 (52.) aus Sicht der Gäste nur kurz auf einen Punktgewinn hoffen.
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1. FC Nürnberg - FC Augsburg 3:0 (0:0)
Geht doch! Die abstiegsbedrohten Nürnberger geben ein Lebenszeichen von sich. Nach 182 Tagen ohne Sieg gewinnen sie wieder ein Bundesliga-Spiel. Ishak bricht gegen Augsburg den Torbann (52.), Pereira (2.v.l.) trifft zum 2:0 (88.), und Löwen legt gar noch das 3:0 (90.+1) nach. Damit gibt der "Club" die rote Laterne des Tabellenletzten zumindest bis Sonntag an Hannover 96 ab.
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1899 Hoffenheim - Bayer Leverkusen 4:1 (1:1)
Ein Doppelpack von Belfodil (10., 61.), ein Eigentor von Sven Bender (51.) und ein Treffer von Kramaric (79.) bescheren den Hoffenheimern den unerwartet hohen Sieg im Freitagsspiel. Volland (17.) trifft für die Werkself zum zwischenzeitlichen 1:1. Leverkusen verliert wichtige Punkte im Rennen um einen Europapokal-Startplatz. Hoffenheim liegt als Tabellenneunter nur noch einen Punkt hinter Bayer.
Bild: picture-alliance/Pressefoto Rudel
Hannover 96 - FC Schalke 04 0:1 (0:1)
Suat Serdar sichert mit seinem Treffer (39.) dem FC Schalke 04 den glücklichen Auswärtssieg bei Hannover 96. Die Mannschaft von Trainer Thomas Doll zeigt zwar gegen die Königsblauen eine der besten Saison-Leistungen, scheitert aber an der eigenen Chancenverwertung und am starken S04-Torhüter Alexander Nübel. Während die Schalker im Abstiegskampf durchatmen können, muss Hannover wohl in Liga zwei.
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Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart 3:0 (1:0)
Filip Kostic ist der Mann des Sonntagabends bei Eintracht Frankfurt. Der offensive Mittelfeldspieler trifft doppelt (46.+1; 64.) gegen den VfB Stuttgart. Luka Jovic erhöht kurz vor dem Ende noch (84.) und beschert den Hessen damit einen verdienten Sieg, der sie bis auf Platz vier der Tabelle hievt. Die Schwaben verpassen es, sich eine bessere Ausgangsposition im Abstiegskampf zu verschaffen.