BVB ohne Mittel gegen Christopher Nkunku
6. November 2021"Christopher spielt heute eine Art Stürmer", mit diesen Worten hatte Leipzigs Trainer Jesse Marsch vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund am 11. Bundesliga-Spieltag erklärt, welche Rolle der nominelle Mittelfeldspieler Christopher Nkunku übernehmen würde. Zwar konnte man hinterher streiten: War Nkunku gegen den BVB tatsächlich nur "eine Art Stürmer" gewesen ? Oder doch eher ein echter Stürmer? Oder irgendwas dazwischen? Auf jeden Fall war er der Mann, dem beim 2:1-Sieg gegen teilweise überforderte Dortmunder die entscheidenden Offensivaktionen auf dem Platz gelangen.
Damit fand die sportlich turbulente Woche des 1,75 Meter großen Franzosen einen positiven Abschluss. Unter der Woche hatte der 23-Jährige mit RB in der Champions League gegen Paris St. Germain gespielt, den Verein, bei dem Nkunku von 2010 bis 2019 ausgebildet worden war und den Sprung zum Profi geschafft hatte. Gegen PSG wäre auch fast schon der Mann des Spiels geworden. Er erzielte zunächst das 1:0 und holte wenig später auch noch einen Elfmeter heraus. Doch statt früh auf 2:0 zu stellen, vergab Kollege André Silva den Strafstoß und das Spiel nahm eine andere Wendung. Am Ende hieß es dank einer Torvorlage Nkunkus noch 2:2 - Leipzig schied dennoch aus der Königsklasse aus.
Ein Tor, eine Vorlage - wie gegen PSG
Drei Tage später spielte Nkunku gegen Dortmund als "eine Art Stürmer" von Anfang an so, als wollte er von vorneherein ausschließen, dass noch einmal etwas schief geht, beim Versuch das Spiel zu gewinnen. Nkunku hatte die meisten Offensivaktionen, arbeitete nach hinten, störte den BVB schon im Spielaufbau, gewann viele Bälle und suchte immer wieder den Abschluss. Folgerichtig war er auch an den beiden Toren RBs beteiligt.
Wie bereits gegen Paris erzielte Nkunku den ersten Leipziger Treffer selbst - bereits sein elfter Pflichtspieltreffer in dieser Saison. Da die BVB-Spieler Leipzigs Spielaufbau mit großem Sicherheitsabstand nur interessiert beobachteten, statt früh zu stören, konnte Josko Gvardiol Nkunku mit einem langen Ball in die Tiefe schicken. Der flinke Franzose umkurvte noch BVB-Torhüter Gregor Kobel und schob den Ball ein. "Dieser Junge ist ein Superspieler", lobte Jesse Marsch seine Nummer 18 nach dem Spiel und ließ durchblicken, dass ihn die gute Leistung Nkunkus nicht überraschte. "Ich habe schon nach drei Tagen unserer Vorbereitung gesagt, dass er am meisten von unsrem neuen Spielstil profitieren wird."
Den zweiten Treffer der Leipziger bereitete Nkunku vor. Yussuf Poulsen verwertete eine seiner scharf von links vor das Dortmunder Tor getretenen Flanken am langen Pfosten. "Er ist momentan unser Schlüsselspieler", sagte Emil Forsberg über seinen Teamkollegen. "Wir müssen ihn einfach spielen lassen. Er sit super drauf. Und ich finde, er gehört auch in die französische Nationalmannschaft."
Zirkusreifer Pfostentreffer
Bislang wartet Nkunku auf den Anruf von Frankreichs Nationalcoach Didier Deschamps aber vergeblich. Vielleicht lässt sich Deschamps ja von der neuerlichen Top-Leistung überzeugen. Diesmal reichten ein Tor und eine Vorlage Nkunkus zum Sieg. Auch, weil der BVB insgesamt keine gute Leistung zeigte und erst nach dem überraschenden Ausgleichstreffer durch Marco Reus ein wenig wacher wurde und konzentrierter zur Sache ging.
Daran, dass Christopher Nkunku bester Mann des Spiels war, konnte es keine Zweifel geben, auch wenn seine schönste Aktion nicht mit einem Tor belohnt wurde. Mitte der zweiten Halbzeit tanzte er mit zwei Zidane-Tricks hintereinander - zwei schnellen Drehungen um die eigene Achse, wobei der Ball mit den Fußsohlen mitgezogen wird - durch die Dortmunder Abwehr und kam zum Abschluss. Einziges Manko der zirkusreifen Nummer: Der Ball landete nicht im Tor, sondern klatschte an den Pfosten.