Spitzenreiter Borussia Dortmund und Verfolger FC Bayern kämpfen wieder einmal um den Meistertitel. Die Vereinsbosse Hans-Joachim Watzke und Karl-Heinz Rummenigge können sich kleine Spitzen nicht verkneifen.
Anzeige
Ein feines, fast diabolisches Lächeln konnte sich Karl-Heinz Rummenigge dann doch nicht verkneifen. "Ich weiß noch alles. Ich kann mich noch ganz genau an das Tor in der 90. Minute erinnern", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München. Weshalb ihm diese Anmerkung eine besondere Freude war, ließ sich leicht erklären. Denn ein paar Minuten zuvor hatte Rummenigge noch hinter der großen Bühne beim SpoBiS (Sports Business Summit) in Düsseldorf, Europas größtem Sportbusiness-Event, gestanden und den Worten von Hans-Joachim Watzke intensiv gelauscht.
Der BVB-Chef hatte berichtet, dass er sich nicht mehr erinnern könne, was im Champions-League-Finale 2013 im Londoner Wembley-Stadion passierte. Damals hatte Arjen Robben in letzter Sekunde den Siegtreffer zum 2:1 für den FC Bayern erzielt - woraufhin Watzke offenbar eine Amnesie erlitt. "Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich weiß nicht mehr, mit wem ich gesprochen habe, ich weiß nicht mehr, wer abends beim Bankett aufgetreten ist, und wann ich gegangen bin"", sagte Watzke. Der damalige Auftritt von Helene Fischer auf der Abendveranstaltung hatte bei Watzke offenbar nicht zu diesem traumatischen Ereignis beigetragen.
Freundlich, aber auch ehrlich?
Rummenigge genoss seine Erinnerungen jedenfalls sichtlich, "weil wir alle im Verein wussten, dass wir genau dieses Spiel nicht verlieren durften. Das hätte zu Problemen geführt", sagte der Bayern-Chef. Die damalige Rivalität zwischen beiden Klubs ist spätestens in dieser Saison wieder auf dem Höhepunkt angelangt. Doch anders als noch vor ein paar Jahren unterlassen es die Beteiligten, öffentlich Kritik am Gegenüber zu äußern. "Weil wir gemerkt haben, dass die Giftpfeile, die wir verschickt haben, beim jeweils anderen nicht so gut angekommen sind. Wir haben vielmehr erkannt, dass wir in vielen Fragen gleiche Interessen haben", sagte Rummenigge.
So hört es sich an, wenn aufrichtige Anerkennung im Spiel ist - und die erbitterten Kontrahenten sich vorgenommen haben, trotz des großen Konkurrenzkampfs freundlich über den großen Widersacher zu sprechen. Auch Watzke säuselte: "Die Bayern haben in den vergangenen Jahren nicht viel falsch gemacht." So höflich, aber auch so langweilig. Und ehrlich?
Kleine Spitzen konnten sich jedenfalls dann weder der BVB- noch der FCB-Boss verkneifen. "Die Bayern haben ja auch immer im obersten Spieler-Regal eingekauft, das ist auch leichter", sagte Watzke. "Wir bewegen uns dahin."
Beide Seiten versuchen, die Form zu wahren
Rummenigge merkte dann noch an: "Wir gehen ja nicht oft essen. Aber ab und zu dann doch und tauschen uns dann auch aus." Im Mai 2013, in der Bundesliga, war das obligatorische Mittagessen vor dem großen Duell noch wegen grundlegender Meinungsverschiedenheiten ausgefallen. Ein mehr als unterkühlter Handschlag auf der Ehrentribüne im Dortmunder Westfalenstadion zwischen den Beteiligten musste damals zwischen den Parteien ausreichen. Offenbar hat sich dieser Tag ebenfalls in Rummenigges Erinnerungen eingebrannt.
Die große Liebe wird es trotz aller öffentlich vorgetragener Zurückhaltung zwischen den BVB- und den FCB-Verantwortlichen dann wohl doch nicht mehr werden. Dafür sind die sportlichen Ziele zu identisch. Auch wenn beide Seiten versuchen, die Form zu wahren.
Rummenigge: "Interessanter Spieltag für beide"
Vielmehr ist bei den Münchnern nach der Hinrunde der Kampfgeist erwacht. Und alle Beteiligten wie Trainer Niko Kovac, Angreifer Thomas Müller oder auch Verteidiger Joshua Kimmich werden nicht müde zu betonen, dass sie die Meisterschaft noch nicht abgeschrieben haben. So auch Rummenigge, der etwas weniger offensiv formuliert aber in der Sache keineswegs widerspricht.
Nach zuletzt sechs Meisterschaften in Folge für die Münchner widerspricht der aktuelle Tabellenplatz zwei dem eigenen Anspruch. "Sechs Punkte Vorsprung für die Dortmunder ist nicht gerade wenig. Der BVB spielt sehr konstant. Mal sehen, ob wir das noch aufholen können und was am Ende dabei rauskommt", sagte Rummenigge. Deshalb misst der FCB-Vorstandschef dem kommenden Spieltag eine Schlüsselfunktion bei. "Beide Mannschaften spielen auswärts, wir in Leverkusen, Dortmund in Frankfurt. Ein Spieltag, der für beide sehr interessant ist", so der Bayern-Boss.
Am kommenden Samstag folgt ein weiteres Kapitel in der Rivalität der beiden Klubs, die - auch zur guten, bundesweiten Unterhaltung der Fußballfans - wohl noch ewig anhalten dürfte.
Bayern-Serie reißt bei Bayer
Mönchengladbach ist derzeit das Fleisch im BVB-FCB-Sandwich. Augsburg kann doch noch gewinnen. Und Mario Gomez fliegt erstmals in seiner Profikarriere vom Platz. Der 20. Spieltag für Sie in Bildern zusammengefasst.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini
VfB Stuttgart - SC Freiburg 2:2 (0:1)
Es ist der erster Platzverweis in seiner Profikarriere: Mario Gomez (89. Minute). Noch bitterer dürfte für den Ex-Nationalspieler allerdings sein, dass seine Stuttgarter fünf Minuten später noch durch Niederlechner den Ausgleich kassieren (90.+4). Zuvor hatten Insua (75.) und Didavi (84.) die frühe Führung durch Haberer (4.) ausgeglichen. Der VfB bleibt somit auf dem Relegationsplatz.
Bild: picture-alliance/Pressefoto Rudel
FC Augsburg - FSV Mainz 05 3:0 (2:0)
Mit einem Dreierpack beim 3:0 gegen Mainz sichert Alfred Finnbogason Augsburg im Abstiegskampf einen wichtigen Dreier. Mit seinen Saisontoren acht, neun und zehn beendet der 30-Jährige praktisch im Alleingang die schwarze Serie des FCA von zehn Spielen in Serie ohne Sieg. Zudem feiert Jens Lehmann als Co-Trainer auf der Bank der Augsburger ein erfolgreiches Debüt.
Bild: Getty Images/Bongarts/A. Pretty
Bayer 04 Leverkusen - FC Bayern 3:1 (0:1)
Rückschlag für die Bayern: Nach sieben Siegen in Serie verlieren die Münchener in Leverkusen. Dabei bringt Goretzka (41.) die Bayern zunächst per Kopf in Führung. Ein zweiter Treffer von Lewandowski (45.+2) wird nach Videobeweis aberkannt. Doch in Halbzeit zwei dreht Bayer das Spiel: Bailey per Freistoß (53.), Volland (l., 63.) und Alario nach Kontern (87.) sorgen für den Sieg der Werkself.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini
Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund 1:1 (1:1)
Durch den Patzer der Bayern baut der BVB den Vorsprung auf sieben Zähler aus - und das, obwohl die Schwarzgelben Punkte liegen lassen. In einem von beiden Teams offensiv und hochklassig geführten Spiel bringt Reus die Gäste nach vorn (22.), doch Jovic (3.v.l.) bugsiert den Ball artistisch zum 1:1 (36.) für die Eintracht ins Netz. Mit nun 14 Treffern führt der Serbe weiter die Torjägerliste an.
Bild: Reuters/K. Pfaffenbach
FC Schalke 04 - Bor. Mönchengladbach 0:2 (0:0)
Abgeklärte Gladbacher nutzen die Patzer der Konkurrenz und schieben sich auf den zweiten Tabellenrang vor. Schalkes Torwart Nübel sieht nach einer Notbremse die Rote Karte (59.). "Das war die spielentscheidende Szene", sagt Schalke-Trainer Tedesco hinterher. Kramer (l.) trifft per Traumtor zum 1:0 für die Gäste, Neuhaus (90.+1) macht nach einem Konter in der Nachspielzeit den Deckel drauf.
Bild: Getty Images/Bongarts/L. Baron
Hertha BSC - VfL Wolfsburg 0:1 (0:0)
Wout Weghorst beschert dem VfL den ersten Sieg im Jahr 2019. Der Stürmer aus den Niederlanden erzielt den einzigen Treffer des Tages (65.) und sorgt damit für den sechsten Saison-Auswärtserfolg der "Wölfe". In der Schlussphase sichert Torwart Casteels mit guten Paraden den Gästen die drei Punkte. Wolfsburg zieht in der Tabelle an Hertha vorbei und ist jetzt Sechster. Das riecht nach Europapokal.
Bild: Getty Images/AFP/T. Schwarz
1899 Hoffenheim - Fortuna Düsseldorf 1:1 (1.0)
Der Ball zappelt im Netz, Fortuna-Stürmer Hennings (r.) dreht ab. Der 31 Jahre alte Routinier erzielt das 1:1 (46.) für die Gäste, die mit einem verdienten Punkt nach Düsseldorf zurückkehren. Kramaric bringt die TSG mit einem verwandelten Foulelfmeter (16.) zunächst in Front, doch ansonsten fällt den Hoffenheimern in der Offensive kaum etwas ein. Zu wenig für ein Team, das in den Europapokal will.
Bild: Getty Images/Bongarts/C. Kaspar-Bartke
1. FC Nürnberg - Werder Bremen 1:1 (1:1)
Für Farbe sorgen in Nürnberg eigentlich nur die Gästefans. Auf dem Platz enttäuschen jedoch die favorisierten Bremer über weite Strecken. Dennoch gehen sie durch Eggestein in Führung (64.). Doch Nürnberg zeigt Moral und wird in der Schlussphase belohnt: mit dem verdienten 1:1 durch Ishak (86.) und dem kleinen Sprung vom letzten auf den vorletzten Tabellenplatz.
Bild: Getty Images/A. Pretty
Hannover 96 - RB Leipzig 0:3 (0:1)
Sein Comeback in der Bundesliga nach fast elf Jahren Abstinenz hat sich Hannovers neuer Trainer Doll sicherlich anders ausgemalt. Die 96er kassieren beim 0:3 im Freitagsspiel gegen RB Leipzig die fünfte Heimpleite in Serie - und sind damit noch gut bedient: Halstenberg per Foulelfmeter (45.+3) und Orban mit einem Doppelpack (64./85.) nutzen nur drei von zahlreichen Chancen der Gäste.