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CAF: Afrikas Fußball am Scheideweg

Reliou Koubakin
1. März 2021

Am 12. März will Afrikas Fußballverband CAF einen neuen Präsidenten wählen. Ex-Verbandschef Ahmad Ahmad wurde von der FIFA gesperrt, könnte aber dennoch zur Wahl stehen. Leidet das beschädigte Image der CAF weiter?

Afrika Fußball Ahmad Ahmad
Bekommt der gesperrte CAF-Präsident Ahmad Ahmad vor dem CAS Recht und darf zur Wiederwahl antreten?Bild: FADEL SENNA/AFP via Getty Images

Bleibt er gesperrt oder tritt der Ex-Präsident des afrikanischen Fußballverbands CAF, Ahmad Ahmad, am 12. März doch noch einmal zur Wahl an? Diese Frage beschäftigt nicht nur den afrikanischen Fußball, sondern auch den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne. Eigentlich war der Madagasse wegen einer vom Weltverband FIFA gegen ihn verhängten Sperre aus dem Rennen, doch Ende Januar stimmte der CAS einem beschleunigten Berufungsverfahren im Fall Ahmad zu. An diesem Dienstag beginnt in Lausanne die Anhörung. Der ehemalige CAF-Präsident war im vergangenen November von der FIFA-Ethikkommission für fünf Jahre von allen Ämtern im Fußball ausgeschlossen worden.

Unter anderem stolperte der 61-Jährige über eine Luxusreise, die er gemeinsam mit anderen Funktionären nach Mekka unternahm. Auf der Liste seiner Verfehlungen steht außerdem ein zu teurer Vertrag zugunsten eines Sportausrüsters, dessen Besitzer zu seinen Freunden zählt. Seit Jahren begleiten ihn zudem Vorwürfe, er habe Frauen sexuell belästigt.

Ahmad habe "seine Loyalitätspflicht verletzt, Geschenke und sonstige Vorteile angeboten, Gelder veruntreut und seine Stellung als CAF-Chef missbraucht", hieß es in der Begründung. Die Zustimmung zum Eilverfahren durch den CAS kam für viele überraschend. Ahmad kann nun wieder Wahlkampf machen, während er darauf wartet, ob der CAS seine Suspendierung aufhebt oder nicht.

Neuer Zyklus?

Bereits am 6. Februar hatte das Exekutivkomitee der CAF in Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns, festgelegt, dass die FIFA darüber entscheiden müsse, ob Ahmad zur Wahl zugelassen wird. Die CAF Governance Commission hatte keine Einwände dagegen, dass der Ex-Präsident am 12. März antritt. Beobachter gehen davon aus, dass die FIFA alles versuchen wird, Ahmads Kandidatur nicht zuzulassen, egal wie das CAS-Urteil ausfällt.

"Die CAF ist als Institution ernsthaft geschwächt", sagt Mansour Loum der DW. Der Sportjournalist, der im Senegal geboren wurde und jetzt in Frankreich lebt und arbeitet, sieht den Verband an einem Wendepunkt. "Die Wahlversammlung ist eine Gelegenheit, eine neue Ära einzuleiten", so Loum.

Vier Kandidaten, drei aus Westafrika

Unabhängig davon, ob Ahmad an der Wahl teilnehmen darf oder nicht, stehen vier weitere Präsidentschaftskandidaten bereits fest. Zum einen der südafrikanische Milliardär Patrice Motsepe. Der 59-Jährige ist der Schwager des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa und hat sein Vermögen im Bergbau gemacht. Sein Konzern "African Rainbow Minerals" umfasst Minen für Kohle, Eisen, Nickel, Kupfer, Gold und Platin. Motsepe steht als Vereinspräsident an der Spitze des südafrikanischen Erstligisten Mamelodi Sundowns aus Pretoria. Allerdings fehlt ihm den Vernehmen nach für seine Kandidatur um den CAF-Chefposten die Unterstützung des südafrikanischen Verbands. 

Der populäre Ex-Präsident des ivorischen Verbandes, Jacques Anouma, hat gut Chancen, die Wahl zu gewinnenBild: SIA KAMBOU/AFP via Getty Images

Das ist bei Jacques Anouma anders. Der 70-jährige Ex-Präsident des ivorischen Fußballverbands ist populär, auch weil er den Fußball an der Elfenbeinküste professionalisiert hat. Anouma war von 2002 bis 2011 Verbandspräsident, zudem von 2007 bis 2015 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees. "Die Unterstützung Anoumas in der Elfenbeinküste ist total", sagte der ivorische Journalist Augustin Kouyo im Gespräch mit der DW. Die ivorische Regierung schickte sogar Mitarbeiter in andere afrikanische Länder, um dort für Anoumas Kandidatur zu werben.

Die beiden anderen Kandidaten, Ahmed Yahya und Augustin Senghor, leiten die Fußballverbände ihrer Länder: Yahya in Mauretanien, Senghor im Senegal. Mit Anouma, Yahya und Senghor stammen drei Kandidaten aus Westafrika. Aus dieser Region des Kontinents kam bisher noch kein CAF-Präsident.

Richtungweisende Wahl

Allerdings ist fraglich, ob Yahya und Senghor tatsächlich im Rennen bleiben, wenn auch Ahmad Ahmad zugelassen wird. Beide hatten Ahmad vor dessen Suspendierung ihre Unterstützung bei der Wahl zugesagt. Ein Rückzug erscheint daher nicht ausgeschlossen, sollte Ahmad kandidieren dürfen.

"Es ist sehr wichtig, wer am 12. März gewinnen wird", sagte Mansour Loum der DW, auch weil es zum ersten Mal viele Kandidaten gebe, "die versuchen, das Image einer Institution wiederherzustellen, die aufgrund der vielen internen Kämpfe innerhalb der FIFA an Ansehen und Einfluss verloren hat." 

Ob mit oder ohne Ahmad Ahmad - die Wahl am 12. März wird sicher ihre Spuren hinterlassen.

Adaption: Andreas Sten-Ziemons

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