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Musik

Spannende Begegnung zweier Klangwelten

21. September 2018

Bei der Uraufführung des Campus-Konzerts traf indische Musik auf europäische Tonwelten. Eine spannende Mischung - und keine leichte Aufgabe für die Musiker.

Beethovenfest Campus Indien
Bild: Meike Böschemeyer

Die jungen deutschen und indischen Musiker verständigten sich mit Lächeln und Blicken, während sie leidenschaftlich Geige, Kontrabass, Tabla oder Bansuri-Flöte spielten: Dass die Chemie auf der Bühne stimmte, war bis ins Publikum zu spüren. Am Ende gab es Standing Ovations beim Beethoven Campus-Konzert am Donnerstag in Bonn. Das Experiment, indische Klänge und Rhythmen mit europäischen Tonwelten zu kombinieren, war rundum gelungen.

Uraufführung der DW-Komposition "Kismet"

Unter der Leitung des österreichischen Perkussionisten Bernhard Schimpelsberger präsentierten das Bundesjugendorchester und die Kombo "SPLASH - Perkussion NRW" zusammen mit indischen Musikern und Tänzerinnen neben Werken von Philipp Glass und Param Vir auch die DW-Auftragsproduktion "Kismet" (Schicksal) - passend zum diesjährigen Motto des Beethovenfestes. Das Stück, das am Tag darauf auch in Berlin aufgeführt wird, hatte Schimpelsberger zusammen mit dem jungen indischen Bansuri-Flötenspieler Rakesh Chaurasia eigens für die Deutsche Welle komponiert. Die musikalische Leitung des Abends lag bei Leslie Suganandarajah. 

Rakesh Chaurasia spielt auf der indischen Bansuri-QuerflöteBild: Meike Böschemeyer

Traditionsreiches Projekt der Begegnung

Das gemeinsame Projekt "Campus" wird von Deutscher Welle und Beethovenfest seit 2001 ausgerichtet. Es ist ein Begegnungsformat für Kulturen aus Europa und diversen Senderegionen der DW. Rahmenbedingungen und Umsetzung sind immer verschieden, aber stets geht es um eins: die Begegnung der Kulturen im Geiste gegenseitiger Offenheit. In vergangenen Jahren waren Länder von der Ukraine über Brasilien, bis zu China und dem Irak Gastländer des Projektes. 2018 steht ein ganzer Subkontinent mit einer großartigen, dem Westen weitgehend fremden musikalischen Kultur im Mittelpunkt des Campus-Konzerts: Indien.

"Mission impossible"?

Junge deutsche und indische Perkussionisten beim Workshop in MumbaiBild: DW/A. Boutsko

So fühlte sich anfangs die Aufgabe an, die sich das Campus-Projekt in diesem Jahr gestellt hatte - nämlich, die klassische indische und westeuropäische Musik miteinander in einen produktiven Dialog zu bringen. "Da kann man nur scheitern", warnten Experten. Denn beide Musiktraditionen sind ein Kosmos für sich.

Die klassische indische Kunstmusik ist eine der wenigen historisch gewachsenen, komplexen Musiktraditionen, die durch die Berührung mit der westlichen Welt nicht ersetzt oder marginalisiert wurde. Zwar ähnelt sie in ihrer Strenge, Traditions-Verbundenheit und Disziplin stark der Ästhetik westlicher Klassik; dennoch ist sie vollkommen anders, schon deshalb, weil die indische Klassik improvisiert wird.

Deutsch-indischer Dialog begeistert in Indien

Bereits im Januar 2018 war das Bundesjugendorchester nach Indien gereist. "Weil die klassische Musik dort keine lange Tradition hat, sind wir ohne besondere Erwartungen nach Indien gereist", gesteht Sönke Lentz, Projektleiter des Bundesjugendorchesters. Vor Ort wurden sämtliche Erwartungen übertroffen: Die meisten Konzerte waren so überfüllt, dass spontane Videoübertragungen ins Foyer nötig waren.

Volle Säle beim Konzert des Bundesjugendorchesters in MumbaiBild: Goethe Institut/F. Hörter

Außerdem konnten die Mitglieder des Bundesjugendorchesters viel vom Land sehen, Kulturschätze bewundern und sind mit jungen Inderinnen und Indern in Kontakt gekommen, erzählt Lentz. "Das sind Erfahrungen, die bei der gemeinsamen Erarbeitung des neuen Programms unverzichtbar sind."

Der Rhythmus ist das Bindeglied

So reifte auch die zentrale Idee des Indien-Campus: den Rhythmus als Bindeglied zwischen der indischen und europäischen Kultur in den Mittelpunkt zu stellen. Die zweite Phase folgte im April: Junge deutsche Perkussionisten des SPLASH-Ensemble NRW reisten im Auftrag der DW und des Beethovenfestes nach Mumbai. Hier trafen sie auf ihre indischen Kollegen, die Tablaspieler vom Taal Yogi Ashram aus Pune. Auch zwei Kathak-Tänzerinnen waren dabei; der rhythmische Tanz ist ein unverzichtbares Element der indischen Perkussion. Was folgte, war eine Woche des intensiven Austauschs. Die Chemie stimmte sofort, obwohl die indischen Musiker zum ersten Mal westliche Instrumente wie Marimba oder Xylophone sahen, und die jungen Deutschen am Anfang nur schwer bei den indischen Rhythmen mitkamen.

Bernhard Schimpelsberger (l.) und Rakesh Chaurasia (r.)Bild: DW/A. Boutsko

Erst wenige Tage vor der Uraufführung waren dann Mitte September auf der Beethovenfest-Bühne im World Conference Center Bonn (WCCB) alle Campus-Teilnehmer zum ersten Mal zusammen gekommen, um gemeinsam an ihrem Campus-Programm zu arbeiten. Hier übten sie neben der DW-Auftragskomposition auch die anderen Programmpunkte des Abends ein, wie das Kompositionsexperiment "Meeting Along the Edge" von Ravi Shankar und Philip Glass, bei dem die rhythmischen Besonderheiten der indischen Musik auf ein Sinfonieorchester übertragen wurden, oder ein von Indien inspiriertes Werk des amerikanischen Minimalisten Steve Reich.

 

Die DW-Campus-Konzerte finden am 20. September im Bonner WCCB statt und einen Tag später, am Freitag, den 21.9.2018, in der Universität der Künste (UDK) Berlin.

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