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Musik

Campus-Jubiläum: 20 Konzerte und eine Hochzeit

27. August 2021

Seit 20 Jahren bringt das Campus-Projekt der DW und des Beethovenfestes junge Musiker zusammen - im Leben wie auf der Bühne.

Ein Mann steht hinter einer Frau und legt ihre eine Kette um. Beide lächeln und tragen traditionell indische Kleidung.
Von Teilnehmern zum Ehepaar: Shivani Karmakar aus Indien und Tillmann Schürfeld aus DeutschlandBild: NIRANJAN PATWARDHAN

Gute Nachricht vorab: Sie habe es getan! Shivani Karmakar, Kathak-Tänzerin aus Indien, und der deutsche Schlagzeuger Tillmann Schürfeld haben sich das Ja-Wort gegeben! Kennengelernt haben sie sich als Teilnehmer des Campus-Projektes der DW und des Beethovenfestes. "Es ist eines unserer aufregendsten und besten Projekte", so Nike Wagner, Intendantin des Beethovenfestes, die die Entwicklung von Campus seit sieben Jahren begleitet.

Aufregend vor allem auch, weil hier viele talentierte Nachwuchsmusiker ihre ersten Schritte auf internationalem Parkett machen, wie etwa die mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra, heute Kulturbotschafterin ihrer Heimat. Ihre ukrainische Kollegin Oksana Lyniv ist gerade als erste Frau, die bei den Bayreuther Festspielen am Pult stand, in aller Munde. Der deutsche Violinist Tobias Feldmann ist einer der bedeutendsten Geiger seiner Generation und mit gerade einmal 26 Jahren Musikprofessor in Würzburg. Und der Russe Kuzma Bodrov hat sich zu einem der führenden Komponisten Russlands anvanciert, gefragt in Film und Theater. Am kommenden Wochenende feiert das Campus-Projekt nun mit einem Konzert sein 20. Jubiläum.

Oksana Lyniv und das neu gegründete Jugendorchester der Ukraine beim Campus-Projekt in Bonn, 2017Bild: DW/F. Görner

2001: Wie das Campus-Projekt anfing

Man schrieb das Jahr 2001. Die "Beziehung" der DW und des Beethovenfestes Bonn war noch ganz frisch. Erst 1998 war die Wiederbelebung eines Beethovenfestes in Bonn mit Beteiligung der DW beschlossen worden. Was konnten Deutschlands Auslandssender und ein Musikfestival, das den berühmten Sohn der Stadt feiert, zusammen entwickeln? Schon bald war die Idee geboren: Die internationale Kompetenz der DW soll auf Beethovens Geist treffen.

"Campus war für meine Karriere prägend", sagt Kuzma Bodrov, einer der erfolgreichsten Komponisten RusslandsBild: Alexander Tjagni-Rjadno

In den ersten Jahren "beschränkte" sich das Projekt darauf, junge Solisten und Orchester aus aller Welt nach Bonn einzuladen. Hier, in der Beethovenstadt, wurde wochenlang gearbeitet und experimentiert. Zum Schluss wurde ein Programm aus Beethovens Werken und der Komponisten aus dem jeweiligen Gastland aufgeführt.

Mit dem Orchester des Kiewer Konservatoriums aus der damals gerade erst zehn Jahre jungen, unabhängigen Republik Ukraine ging es 2001 los. Es folgten Jugendorchester aus der Türkei und Georgien, China und Polen, Russland und Ägypten, Vietnam und Brasilien. Ein ganz besonderes Projekt mit politischer Dimension war die Einladung des Nationalen Jugendorchester aus dem Irak im Jahre 2011.

Von Anfang an ist dabei auch ein Kompositionsauftrag Teil des Projektes. So wird jeweils eine junge Komponistin oder ein junger Komponist des jeweiligen Gastlandes herausgefordert, die musikalische Tradition des Heimatlandes mit den westlichen Klängen eines Sinfonieorchesters zu verbinden.

Campus 2.0: Keine Einbahnstraße mehr

Für frischen Wind beim Beethovenfest sorgte 2014 das neue Team rund um die Intendantin Nike Wagner. Das betraf auch das Campus-Projekt, das fortan keine "Einbahnstraße" mehr war. Sprich: Nun wurde nicht nur jungen Künstlern aus fernen Ländern ein Podium in Bonn geboten, sondern auch gemeinsam mit Nachwuchsmusikern aus Deutschland musiziert.

Die Campus-Geografie ist beeindruckend. Aber es gibt noch reichlich "Neuland"Bild: DW

So wurden das Bundesjugendorchester und andere junge deutsche Ensembles und Solisten ins Boot geholt. In ausgeklügelter logistischer Choreografie reisten zuerst die Nachwuchsmusiker aus Deutschland ins jeweilige Gastland. Dort angekommen - sei es in Mexiko oder Indien - erforschten sie, wie dort musiziert und geprobt wird. 

"Wir wollten Verbindungen über geographische, stilistische und kulturelle Grenzen hinweg schaffen. Und der persönliche Austausch zwischen jungen Leuten gelingt mit einem Instrument in der Hand besonders gut", so Thomas Scheider, Leiter des Projektes beim Beethovenfest Bonn. Es ging darum, Horizonte zu erweitern, Spieltechniken, Hörgewohnheiten und Herangehensweisen zu überprüfen, jeweils andere, unbekannten Denk- und Erlebniswelten zu erforschen. So kann ein indischer Tabla-Spieler schon einmal auf einen europäisch-klassisch ausgebildeten Perkussionisten treffen, und eine mongolische Pferdekopfgeige auf eine Violine.

Ob China, Mexiko, Indien, Südafrika oder Ukraine - jedes Projekt erzählt eine ganz besondere Geschichte. Und im Zuge der Vorbereitung des Ukraine-Projektes kam es gar zur Gründung eines neuen Orchesters, das heute unter dem Namen Youth Symphony Orchestra of Ukraine (YSOU) zu den bedeutendsten des Landes gehört.

Campus 2021: Musik um uns herum

Wie feiert ein Projekt wie Campus einen runden Geburtstag? Natürlich mit einem ganz besonderen Konzert. Zum 20-jährigen Jubiläum wird nun erstmals ein multinationales Campus-Orchester entstehen. Nachwuchsmusiker aus 15 europäischen Ländern sind eingeladen, um gemeinsam mit den Mitgliedern des Bundesjugendorchesters ein anspruchsvolles Programm zu erarbeiten. Im Zentrum stehen Raumkompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts, bei denen die Musiker in Gruppen rund um das Publikum platziert werden. Etwa bei dem Werk des griechischen Komponisten Iannis Xenakis "Alax" für drei gleich besetzte Ensembles, das Zuhörer ins Zentrum des Klanggeschehens rückt.

Internationaler Star und DW-Moderatorin: Alondra de la Parra beim Campus-Konzert 2016Bild: Beethovenfest/B. Frommann

Die junge türkische Komponistin Zeynep Gedizlioğlu, die bereits 2012 "Campus-Komponistin" war und seitdem internationale Karriere macht, bereichert das Jubiläums-Projekt mit einer neuen Raumklang-Arbeit unter dem Titel "Entlang der Lieder" - entstanden im Auftrag der DW. Diese akustische Perspektive steht für den Kerngedanken des Projektes: Überall um uns herum ist Musik. Und es lohnt sich, sie zu entdecken.

Und wie geht es weiter?

Auch das neue Team des Beethovenfestes, in diesem Jahr bereits unter der Leitung des Intendanten Steven Walter, hat sich erste Gedanken dazu gemacht … So viel sei verraten: Es bleibt spannend, mutig und international.

Das Campus-Konzert wird am 28.08.2021 auf dem YouTube-Kanal DW Classical Music ab 20:30 live übertragen. 

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