Filmfest Cannes eröffnet mit Beziehungsdrama
17. Mai 2017Im siebzigsten Jahr setzt Cannes ein Zeichen: Waren die Festspiele an der Côte d'Azur in den vergangenen Jahren oft von großen internationalen Produktionen eröffnet worden, so steht 2017 klassische französische Kinokost auf dem Programm - besonders zur Eröffnung. Der Name des Regisseurs hat in der heimischen Szene einen guten Klang, Kritiker erinnern seine Filme schon einmal an Ingmar Bergman oder François Truffaut.
Ein Regisseur in der Krise
Arnaud Desplechin, geboren 1960 im nordfranzösischen Roubaix, hat seinen neuen, inzwischen zehnten Spielfilm, in seiner Heimatstadt und vor allem auf der französischen Atlantikinsel Île de Noirmoutier inszeniert. Auch in Paris, Prag und Marokko wurde gedreht. Desplechin erzählt in "Les Fantômes d'Ismaël" die Geschichte eines Filmregisseurs, der gerade ein neues Projekt vorbereitet und dabei durch eine ungeheure Begegnung gestört wird.
Carlotta, die er vor zwanzig Jahren geliebt hat und die doch eigentlich tot sein sollte, taucht plötzlich wieder auf. Dadurch gerät Ismaël in eine tiefe Lebenskrise, die natürlich auch die Beziehung zu seiner jetzigen Freundin Sylvia in Frage stellt. Der verstörte Regisseur reagiert mit Flucht und zieht sich in das Haus seiner Familie nach Roubaix zurück. Mit Mathieu Amalric (Ismaël), Marion Cotillard (Carlotta) und Charlotte Gainsbourg (Sylvia) glänzt der Film mit drei Stars des französischen und internationalen Kinos. Auch in den Nebenrollen ist der Auftaktfilm von Cannes prominent besetzt.
19 Filme im Rennen
"Les Fantômes d'Ismaël" läuft bei dem Filmfestival außer Konkurrenz, beteiligt sich also nicht am Rennen um die begehrte Goldene Palme. In den kommenden Tagen werden 19 Filme um die Auszeichnung konkurrieren. Das allabendliche Schaulaufen der Filmemacher und Stars aus aller Welt auf dem berühmten Roten Teppich am Fuße des Festivalpalais dürfte wieder zu Massenaufläufen und heftigen Blitzlichtgewittern führen.
Cannes kann - im Wettbewerb wie in den Nebensektionen - auch in diesem Jahr wieder mit zahlreichen berühmten Namen prunken. Den Vorsitz der Jury hat 2017 der spanische Regisseur Pedro Almodóvar inne, auch die Deutsche Maren Ade ist in diesem Jahr dabei. Im vergangenen Jahr gehörte übrigens Arnaud Desplechin zu den Mitgliedern der Wettbewerbsjury. Jetzt darf sich der Regisseur entspannt zurücklehnen und muss nicht auf das Urteil der Jury warten.