Der mexikanische Regisseur ist 2019 Chef der Jury in Cannes. Iñárritu urteilt gemeinsam mit sieben Kolleginnen und Kollegen über den wichtigsten Filmfestivalpreis. Im Jahr 2000 begann mit ihm das mexikanische Filmwunder.
Anzeige
Jurypräsident in Cannes 2019: Alejandro González Iñárritu
Er war der Geburtshelfer des mexikanischen Filmwunders vor fast 20 Jahren: der Regisseur Alejandro González Iñárritu. Jetzt ehrt ihn das wichtigste Filmfestival der Welt in Cannes (14. - 25. Mai) mit dem Jury-Vorsitz.
Bild: picture-alliance/dpa/J.Strauss
Meister der Regie: Alejandro González Iñárritu
Mit nunmehr sechs langen Spielfilmen hat sich der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu, geboren 1963 in Mexiko-City, nach ganz oben gearbeitet. Er gehört zweifellos zu den bedeutendsten Filmregisseuren der Gegenwart. Es gibt fast keinen internationalen Filmpreis, den er nicht schon gewonnen hat. Schon sein Debüt war eine filmische Sensation.
Bild: picture-alliance/AP Photo/NBC/P. Drinkwater
Debüt mit "Amores Perros"
Iñárritus erster großer Regie-Auftritt in der Welt des Films bescherte ihm gleich einen beachtlichen Triumph. "Amores Perros", sein komplex erzählter Spielfilm über die Härten des Lebens im Moloch Mexiko-City, räumte im Jahr 2000 beim Festival in Cannes zwei wichtige Preise ab und errang danach zahlreiche weitere internationale Auszeichnungen.
Bild: Imago/Entertainment Pictures
Das Gewicht der Seele: "21 Gramm"
Iñárritus zweiter Spielfilm "21 Gramm" bestätigte das künstlerische Potential dieses Regisseurs. In dem hochdramatischen Kinofilm spielt Sean Penn 2003 einen Patienten nach einer Herz-OP. Der in einzelne Erzähl-Splitter zerfallende Film spielt mit verschiedenen Handlungssträngen. Erst ganz am Ende löst der Regisseur seine Geschichte elegant auf.
Bild: picture alliance/dpa
Hollywoodstars und Experimente: "Babel"
Auch im folgenden Film "Babel" (2006) präsentiert Iñárritu keine lineare Handlung, sondern ein vielfach gebrochenes Erzählkonstrukt. Doch so kühn der Regisseur seine Filme erzählt, schafft er es doch, für seine Projekte große Hollywood-Stars zu verpflichten. In "Babel" sind es unter anderem Cate Blanchett und Brad Pitt.
Bild: picture alliance/kpa
Spanische Passionsgeschichte: "Biutiful"
In seinem nächsten Spielfilm "Biutiful" (2010) bringt der Mexikaner einen völlig anderen Tonfall auf die Leinwand. Diesmal erzählt er seine Geschichte relativ konventionell - und siedelt sie in Europa an. Javier Bardem spielt in "Biutiful" einen krebskranken Familienvater in Barcelona zwischen Kleinkriminalität und religiöser Hingabe.
Bild: picture-alliance/dpa
Triumph mit "Birdman"
2015 erobert Iñárritu dann mit seinem Kinofilm "Birdman" endgültig Hollywood. Die in einer Einstellung gedrehte Satire um einen abgehalfterten Filmstar (Michael Keaton) in New York gewinnt vier wichtige Oscars - und untermauert einmal mehr, dass dieser Regisseur künstlerisch etwas zu sagen hat und sein Publikum trotzdem prächtig unterhält.
Bild: Imago/ZUMA Press
Von New York in die Einsamkeit: "The Revenant"
Doch Iñárritu entpuppt sich in seinem nächsten Film auch als Meister der Naturinszenierung. "The Revenant" wird 2015 in den unwirtlichen, menschenleeren Wäldern Kanadas und Südamerikas gedreht. Für alle Beteiligten eine enorme Herausforderung, vor allem für Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio.
Bild: 2015 Twentieth Century Fox
Eintauchen in andere Welten: "Carne y Arena"
Sein bisher letzter fertiggestellter Film ist ein Virtually-Kunstwerk. In "Carne y Arena" (2017) wird der Zuschauer mittels einer Datenbrille in die Lage versetzt, das Schicksal von Flüchtlingen hautnah mitzuerleben. Visuell und akustisch soll ein möglichst realistischer Eindruck vermittelt werden. Das Publikum wird in die oft gefährliche Situation von flüchtenden Menschen hineinversetzt.
Bild: Ugo Dalla Porta
Wem überreicht Iñárritu die Goldene Palme?
Die Frage, die sich in den kommenden Tagen die Zuschauer der Wettbewerbsfilme in Cannes und die Regisseure der Konkurrenz stellen, ist: Wem überreicht der mexikanische Starregisseur am 25. Mai zum Abschluss des Festivals den Hauptpreis? Iñárritu, der selbst schon viele Preise bekam, u.a. 2016 den Oscar, wird eine gute Wahl zugetraut.
Bild: Reuters/M. Anzuoni
9 Bilder1 | 9
Eine Goldene Palme hat er bisher noch nicht in seiner Sammlung. Doch das kann ja noch kommen. Ansonsten hat Alejandro González Iñárritu schon so ungefähr alles an Filmpreisen gewonnen, was es zu gewinnen gibt in der Welt des Kinos.
Oscars, Golden Globes, diverse Auszeichnungen in Europa, zudem Preise in seinem Heimatland. Verdient hat er sie. Da ist sich die Filmwelt einig. Der 1963 in Mexiko-City geborene Iñárritu gilt heute als einer der künstlerisch einflussreichsten Regisseure der Welt, dessen innovative Werke zudem auch an den Kassen reüssieren.
Mexikanisches Filmwunder seit knapp 20 Jahren
Iñárritu steht damit an der Spitze eines bemerkenswerten Phänomens. Seit der Regisseur im Jahr 2000 mit seinem Spielfilmdebüt "Amores Perros" beim wichtigsten Filmfestival der Welt in Cannes in einer Nebenreihe auftauchte und zwei Preise mit nach Hause nehmen konnte, spricht die Welt des Kinos vom Filmwunder Mexikos.
Das mittelamerikanische Land hat seither einen Siegeszug bei Festivals, bei den Oscars und Golden Globes und auch an den Kinokassen vieler Länder hingelegt, der seinesgleichen sucht. Auch bei der Berlinale wurden in vergangenen Jahren einige mexikanischen Filmkünstler ausgezeichnet.
Regisseure wie Alejandro González Iñárritu, Alfonso Cuarón oder Guillermo del Toro sind heute in Hollywood überaus gefragt, schaffen es aber auch im kommerziell geprägten US-amerikanischen Kino, ihre spezifisch mexikanische Identität nicht zu verleugnen. Andere Filmemacher wie Carlos Reygadas oder Amat Escalante mögen noch nicht ganz so bekannt sein wie Iñárritu und Co., wurden aber auf den wichtigsten Festivals der Welt ebenfalls schon mit zahlreichen Preisen bedacht.
Auch vor der Kamera glänzen die Stars aus Mexiko
Nimmt man Schauspielerinnen und Schauspieler wie Salma Hayek und Gael García Bernal hinzu, kann man zurecht von einer nun schon länger anhaltenden Blüte des Films in dem mittelamerikanischen Land sprechen.
Nicht zuletzt dieser große Aufmerksamkeit, die den Filmschaffenden Mexikos in den USA und Europa entgegengebracht wird, hat es der Regisseur Alejandro González Iñárritu nun zu verdanken, dass ihm jetzt - als erstem Filmemacher seines Landes - die Ehre zuteil wurde, in Cannes der Internationalen Jury vorzusitzen.
Iñárritu sei nicht nur ein wagemutiger Filmemacher voller Überraschungen, sondern auch ein Mann mit Überzeugungen, ein Künstler seiner Zeit, schwärmte der Direktor des Festivals in Cannes, Thierry Fremaux, als er bekannt gab, wer 2019 über die Goldene und Silbernen Palmen der Konkurrenz an der Côte d'Azur zu entscheiden habe.
Unterstützt wird Iñárritu von sieben prominenten Kolleginnen und Kollegen. Von der Regieseite her unterstützen ihn der Grieche Yorgos Lanthimos, der Pole Pawel Pawlikowski, Robin Campillo aus Frankreich, die Italienerin Alice Rohrwacher und Kelly Reichhardt aus den USA.
Hinzu kommen die Schauspielrinnen Elle Fanning (USA) und Maimouna N'Diaye aus Burkina Faso sowie der französische Comiczeichner und Filmemacher Enki Bilal.
Ob der Wettbewerb der 72. Ausgabe des wichtigsten Filmfestivals der Welt in diesem Jahr erstklassige Filme zu verzeichnen hat, werden wir erst in ein paar Tagen wissen. Die Jury zumindest mit ihrem mexikanischen Präsidenten Alejandro González Iñárritu ist auf jeden Fall erstklassig besetzt.