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Caritas fordert mehr Hilfe für Flüchtlinge

Kay-Alexander Scholz, Berlin14. Juli 2016

Das Hilfswerk Caritas ist weltweit mit dutzenden Hilfsprojekten aktiv und dadurch ein Seismograf für Krisensituation. Ganz aktuell warnte Caritas in Berlin vor der Situation für Flüchtlinge auf dem Balkan und in Syrien.

Idomeni Grenze Polizei Flüchtlinge
Bild: Getty Images/AFP/L. Gouliamaki

Die Flüchtlingskrise sei - trotz des EU-Türkei-Deals - noch nicht überstanden, warnte das katholische Hilfswerk Caritas auf seiner Jahrespressekonferenz in Berlin. Noch immer harrten zehntausende Flüchtlinge unter katastrophalen Umständen in den Balkanländern aus, sagte Caritas-Präsident Peter Neher. Laut dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen UNHCR liege die Zahl der Flüchtlinge dort in diesen Tagen bei mehr als 50.000. Viele wohnten in Notunterkünften, offizielle Camps würden aus Angst vor Ausweisung gemieden. Die Menschen hofften, so Neher, dass sich irgendwann ein Schlupfloch nach Norden auftue. Die Europäische Union (EU) müsse die Länder auf dem Balkan wie auch Griechenland besser als bisher finanziell unterstützen, da sie mit der Versorgung überfordert seien.

Generell kritisch äußerte sich die 1897 gegründete Hilfsorganisation zu verschiedenen Flüchtlingsabkommen. Die EU dürfe ihre Verantwortung nicht einfach an Drittstaaten wie Libyen abschieben, indem sie ihnen Geld für die Grenzsicherung biete. "Wir dürfen es nicht autoritären Regierungen oder Repräsentanten politisch instabiler oder fast zerfallener Staaten überlassen, für uns die Kohlen aus dem Feuer zu holen", sagte Neher.

Peter Neher - Präsident des Deutschen CaritasverbandsBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Kritik äußerte Neher auch zu einer verstärkten Rückführungspolitik gegenüber afghanischen Flüchtlingen. Die Sicherheitslage in Afghanistan spitze sich im Zuge deutlicher Territorialgewinne der Taliban von Tag zu Tag zu.

Problem: Hilfsorganisationen dürfen nicht helfen

Der Leiter von Caritas International, Oliver Müller, warnte vor einer neuen humanitären Katastrophe in Syrien. Hilfsorganisationen wie Caritas hätten keinen Zugang zu rund 600.000 Flüchtlingen vor Ort, sagte Müller im Interview mit der Deutschen Welle. "Niemand kennt ihre Situation." Der Grund: Manche bewaffneten Gruppen würden die Neutralität von Hilfsorganisationen wie Caritas infrage stellen, so dass sie keinen Zugang zu den Flüchtlingen hätten.

Besonders desolat ist die aktuelle Lage allerdings im Süden Syriens an der Grenze zu Jordanien. Geschätzte 100.000 Menschen warten darauf, nach Jordanien gelassen zu werden. Doch die dortige Regierung weigere sich - aus Angst vor möglichen IS-Kämpfern unter den Flüchtlingen. Zwar dürfe die UN inzwischen Nahrungsmittelhilfe leisten. Doch in den nächsten Wochen werde sich die Lage noch verschlechtern. Es brauche dringend eine politische Lösung. Den Menschen sollte der Zugang nach Jordanien ermöglicht werden, fordert Caritas.

Oliver Müller - Leiter Caritas InternationalBild: picture-alliance/dpa

Mehr Spenden

Caritas unterstützt seit Beginn des Syrien-Krieges Hilfsprojekte im Land und in den Nachbarländern. Eigenen Angaben zufolge erreicht die Organisation durch ihre Arbeit dort mehr als eine Million Menschen. Seit Beginn der Krise flossen 55 Millionen Euro in die entsprechenden Länder.

Wie viele andere Hilfsorganisationen in Deutschland konnte auch Caritas im Zuge der Flüchtlingskrise im vergangenen Jahr von einer gestiegenen Spendenbereitschaft und mehr öffentliche Geldern profitieren. In 2015 stiegen die Einnahmen deshalb um 24 Prozent auf 85 Millionen Euro.

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