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Kunst

Cartoons for Future

7. Juni 2019

Das Kulturzentrum Dortmunder U zeigt wie internationale Cartoonisten die Klimakrise sehen. Der Titel der Ausstellung erinnert an die Schülerbewegung "Fridays for Future" - die Aktivistin Greta Thunberg lässt grüßen.

Ausstellung "Cartoons for Future"
Bild: BerndPohlenz

Streikende Schüler, Plastik im Meer, Müllberge, Verkehrschaos, Wasserverschmutzung, die Ausbeutung der Dritten Welt durch westliche Großkonzerne… In 100 Cartoons und Zeichnungen zeigt die Ausstellung "Cartoons for Future" die Sicht internationaler Zeichner auf den Klimawandel. Eine Reise rund um den Globus mit Visionen, Kritik, Satire - der Klimaschutz ist nicht nur ein europäisches oder "grünes" Thema: Er beschäftigt die Menschen weltweit - und alle sind sich bewusst, dass es so nicht weitergehen darf.

Wie in vielen anderen Städten finden auch in Dortmund seit vielen Wochen die "Fridays for Future"-Schülerdemonstrationen statt. Selbst Stadtdirektor und Oberbürgermeister zeigten sich beeindruckt und hatten angeregt, über die Demos hinaus etwas anzustoßen und zu zeigen, dass auch sie sich für die Sorgen der Schüler interessieren. Schnell kam es zur Zusammenarbeit zwischen ihnen und dem Kurator der Ausstellung, Bernd Pohlenz. Pohlenz ist selbst Zeichner, Vater von sechs Kindern und vierfacher Großvater.

Zeichner aus allen Kontinenten

Er hatte sich gedacht: "Wenn ein Kind jetzt vier Jahre alt ist, wird es wahrscheinlich den Wechsel ins nächste Jahrhundert erleben. Und dann macht man sich natürlich Gedanken um die Zukunft." Pohlenz betreut das Portal "toonpool" - es ist eine Sammlung von fast 300.000 Zeichnungen von 2.500 Künstlern aus 120 Ländern - genug Material also, um aus dem Vollen zu schöpfen.  Aus diesem riesigen Pool hat Pohlenz 100 Cartoons und Karikaturen für die Ausstellung ausgewählt.

Die Früchte aus dem eigenen Land nicht erreichbar...

Die Zeichner kommen aus allen Ecken der Welt: von den Niederlanden bis Australien, von China bis Burkina Faso. So unterschiedlich ihre Herkunftsländer sind, so verschieden bringen die Zeichner die Klimakrise aufs Papier. Nachdenklich, schrill, bunt, schwarz-weiß. ironisch, witzig und so, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Das Titelbild - die "Mona Greta" - hat Pohlenz selbst entworfen. Das Motiv kommt nicht von ungefähr: Mona Lisa, das weltberühmte Gemälde des Naturbeobachters und Allroundgenies Leonardo da Vinci, in Kombination mit der Schülerin Greta Thunberg, der Vorreiterein einer weltweiten Bewegung zur Rettung des Weltklimas, genau 500 Jahre nach dem Tod des Visionärs.Von Vielfliegerei bis zur Ausbeutung der Dritten Welt

Globale Erwärmung? Wo denn?

Die Bilder sind thematisch gegliedert: Es geht um die globale Fleischproduktion, um Billigflüge, um Politik, Menschenrechte und Ausbeutung. Manche Zeichner halten anderen Nationen den Spiegel vor: die Liebe der Deutschen zu ihren Autos, die ignorante Klimapolitik des US-Präsidenten Trump, die westlichen Industrienationen, die den Entwicklungsländern buchstäblich das Wasser abgraben. Auch eine satirische Abrechnung mit den sogenannten Umweltzonen in deutschen Städten fehlt nicht: Während ein wenige Meter langer Straßenzug autofrei ist, sind die Umleitungsstrecken mit stinkenden Autos verstopft. Auch die Aussage des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner, man solle den Klimaschutz Profis überlassen, wird thematisiert: Der Berliner Reichstag steht unter einer gleißenden Sonne in einer verdorrten Landschaft.

Über die 100 ausgestellten Bilder hinaus plant Pohlenz einen Screen, auf dem noch mehr Bilder zu sehen sein werden, denn die Zeichner finden die Idee der Ausstellung so gut, dass sie nahezu täglich weitere Cartoons einreichen.

Perfekter Zeitpunkt für die Ausstellung

Der Erfolg der Ausstellung ist jetzt schon spürbar. Kein Wunder, passt die Schau doch in diesen Tagen wie die Faust aufs Auge: Greta Thunberg und die Schülerdemos sind in aller Munde und haben wahrscheinlich auch dafür gesorgt, dass, zumindest in Deutschland, die Europawahl so ein gutes Ergebnis für die Umweltschutzpartei "Die Grünen" gebracht hat.Umweltschutz hat zum ersten Mal seit der Ökobwewegung in den 1980er Jahren wieder Hochkonjunktur. Heute zeigt sich - anders und deutlicher als vor 40 Jahren - wie die Umweltzerstörung unser Klima nachhaltig geschädigt hat. Oder anders formuliert: Wir sägen beständig an dem Ast, auf dem wir sitzen - und hören einfach nicht damit auf. Daher sei es "das besondere Vorrecht der Jugend, Veränderungen einzufordern", heißt es in der Broschüre zur Ausstellung.

Gipfelglück auf einem Berg aus Elektroschrott...
Die "Mona Greta" als AusstellungsplakatBild: BerndPohlenz

So bietet "Cartoons for Future" gerade für junge motivierte Klimaschützer über die Ausstellung hinaus noch einen internationalen Zeichenwettbewerb sowie Cartoon-Workshops an. Die Ausstellung ist bis zum 18. August im Pavillon am Kulturzentrum Dortmunder U zu sehen.

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
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