Cavendish zum Vierten
16. Juli 2016Kittel ärgerte sich, streckte die Faust in die Höhe und schimpfte auf seinen Konkurrenten. Doch der Wutausbruch in Richtung Mark Cavendish wenige Meter vor der Ziellinie nutzte nichts. Der Brite freute sich über seinen vierten Tageserfolg bei dieser Tour. Zwar schnitt Cavendish die Fahrlinie Kittels auf den letzten Metern, jedoch nicht auf so üble Weise, dass ein Einspruch aussichtsreich gewesen wäre. Der Deutsche konnte einen Sturz vermeiden, hatte aber mit der Entscheidung nichts mehr zu tun. Cavendish siegte schließlich vor dem Norweger Alexander Kristoff und Peter Sagan aus der Slowakei. Der Wahl-Frankfurter John Degenkolb fuhr ebenfalls einen starken Sprint, musste sich am Ende jedoch mit Platz vier zufriedengeben.
Hinter Degenkolb kam Kittel als Fünfter ins Ziel und ärgerte sich: "Wir waren beide nebeneinander, er hat mich berührt, ich musste bremsen. Jeder hat gesehen, was passiert ist." Cavendish konterte die Vorwürfe cool: "Das ist die Tour. Das war ein harter Sprint, aber ich war schneller."
Das Gesamtklassement blieb mit Chris Froome im Gelben Trikot unverändert. Mit seinem Erfolg im Vogelpark vor den Toren Lyons schraubte Cavendish die Gesamtzahl seiner Tour-Etappenerfolge auf 30. Damit rückt er weiter an den Rekordhalter Eddy Merckx (34) heran. Dagegen bringt diese Tour André Greipel kein Glück. Der dreimalige deutsche Meister wartete auch an seinem 34. Geburtstag vergeblich auf seinen ersten Etappensieg in diesem Jahr. Im Vorjahr war der Hüne aus Hürth mit vier Siegen der beste Sprinter.
Flucht endet erst 3 Kilometer vor dem Ziel
Das Rad-Team Bora-Argon 18 zeigte sich wie bisher an fast allen Tagen sehr aktiv. Der Zweitligist, zum dritten Mal in Serie mit einer Wildcard der Veranstalter im Rennen, sammelte in einer vierköpfigen Ausreißergruppe wieder Fleißpunkte. Das italienische Teammitglied Cesare Benedetti träumte mit drei Mitstreitern vom Etappensieg am Rande Lyons.
Der Ausreißversuch war nach mehr als 200 Kilometern an der Spitze erst 3300 Meter vor dem Ziel beendet. Die starken Sprinterteams hatte die Spitzengruppe - am Schluss ohne den Amerikaner Alex Howes und Benedetti nur noch zwei Fahrer stark - mit einem ungefährlichen Vorsprung lange "zappeln" lassen und dann eingeholt.
Mit Blick auf die nächsten Tage und den Gesamtsieg hat Nairo Quintana offenbar noch nicht aufgegeben. Der beim Zeitfahren zurückgeworfene Kletterspezialist, derzeit Vierter mit 2:59 Minuten Rückstand auf Spitzenreiter Froome, gibt sich kämpferisch: "Uns stehen noch viele Bergetappen bevor. Wenn meine Beine wollen, werde ich in den Alpen attackieren. Noch ist nichts verloren."