Champions League als Krönung für Guardiola und Gündogan
Tobias Oelmaier
11. Juni 2023
Der letzte Champions-League-Triumph von Trainer Pep Guardola lag zwölf Jahre zurück, Ilkay Gündogan hatte die Königsklasse noch nie gewonnen. Mit dem Finalsieg von Manchester City bestätigen beide ihre Extraklasse.
Kapitän Ilkay Gündogan reckt den "Henkelpott", den Pokal für den Gewinn der Champions League in die HöheBild: Robert Michael/dpa/picture alliance
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Pep Guardiola gilt schon lange als einer der besten Fußballtrainer der Welt. In einer Reihe mit Jose Mourinho, Carlo Ancelotti, vielleicht auch Jürgen Klopp. Allein: Sein letzter wirklich ganz großer Erfolg lag schon zwölf Jahre zurück - der Gewinn der Champions League mit dem damaligen Wunderteam des FC Barcelona. Und mit Messi, Xavi, Iniesta und Co. war das vielleicht gar nicht so schwierig.
Und seitdem? Allzu oft ist das Trainergenie an seinem eigenen Wahnsinn gescheitert. In seinen drei Jahren beim FC Bayern traf Guardiola in den entscheidenden Partien oft merkwürdig anmutende taktische und personelle Entscheidungen. Das Team schien überfordert und scheiterte dreimal im Halbfinale der europäischen Königsklasse. Das konnten auch die drei nationalen Meistertitel nicht wettmachen.
Erster Champions-League-Titel seit zwölf Jahren: Pep Guardiola zittert mit Manchester City im Finale von IstanbulBild: Francisco Seco/AP Photo/picture alliance
Auch bei Manchester City zunächst das selbe Spiel. Obwohl er finanziell aus dem vollen schöpfen konnte dank der Milliarden aus Abu Dhabi, obwohl er sich eine halbe Weltauswahl zusammenstellen konnte - sechs Jahre lief Guardiola dem ganz großen Erfolg hinterher. Eine bittere Final-Niederlage gegen den FC Chelsea, das war´s. Nun hat es Pep Guardiola endlich wieder geschafft. 1:0 im Finale der Champions League gegen Inter Mailand.
Keine Experimente
Der Favorit hat sich also durchgesetzt. "Dieser Wettbewerb ist ein Münzwurf, einer der letzten Schüsse hätte ins Tor gehen können und wir hätten verloren.", sagte Guardiola nach dem Spiel bei BT Sport. Der Katalane hat diesmal keine wilden Experimente unternommen, einfach sein Team machen lassen. Und durch den Treffer von Rodri sein zweites persönliches Triple nach 2009 mit Barcelona feiern dürfen. "Ich bin müde und ruhig", sagte Guardiola, "aber ich bin auch zufrieden, denn es ist verdammt schwer, diesen Wettbewerb zu gewinnen". Die nationale Meisterschaft und den Pokal hatten sich seine Citizens schon vorher gesichert.
Und auch Guardiolas verlängerter Arm auf dem Platz hat seine Karriere gekrönt. Kapitän Ilkay Gündogan durfte den Pokal um 23:17 Uhr in den Istanbuler Nachthimmel recken. Der sonst eher stille, introvertierte deutsche Nationalspieler wirkte außer sich vor Glück, hüpfte auf der Stelle und bekam den Mund gar nicht mehr zu, während aus den Lautsprechern Queens unvermeidliche Hymne "We are the Champions" erklang.
Guardiola verfolgte das Treiben kopfschüttelnd vor Freude mit ein paar Metern Abstand. Wenig später gab er dann gleich wieder Anweisungen Wild mit den Armen fuchtelnd, wie man ihn seit Jahren am Spielfeldrand kennt: Geht auf die Ehrenrunde, 'geht zu den Fans', sollte das bedeuten.
Der Druck des Favoriten
Die Fans hatte der Manchester-Trainer schon während der Partie angetrieben. Als er merkte, dass seinem Team das Spiel zu entgleiten drohte. Denn Inter war viel besser als es die meisten vermutet hatten. Nicht nur defensiv, auch in der Offensive waren die Kontrahenten an diesem Tag auf Augenhöhe. "Ich glaube nicht, dass wir gut ins Spiel gestartet sind", sagte Gündogan später. "Man hat gemerkt, dass der Druck groß war, wir haben eher den Schritt zurück als nach vorne gemacht."
Kämpfer, Leader, Kapitän und jetzt auch Gewinner der Champions League: Ilkay Gündogan krönt seine KarriereBild: Richard Sellers/Sportsphoto/IMAGO
Und das Publikum in Istanbul schien eher auf Seiten der Italiener. Ein Grund: Hakan Calhanoglu. Der gebürtige Mannheimer ist Kapitän der türkischen Nationalmannschaft. "Sie werden für mich beten", hatte Calhanoglu schon vor dem Finale geahnt.
"Besser geht´s nicht"
Auch Ilkay Gündogan hat türkische Wurzeln, ist in Gelsenkirchen geboren, spielt aber im Gegensatz zu Calhanogu für die deutsche Nationalmannschaft. Dort musste er in den vergangenen Jahren mit einigen Rückschlägen umgehen. Und auch auf Klubebene war seine Karriere nicht immer vom Glück geküsst. "Man kann sich vorstellen, wenn man das dritte Finale spielt, zwei verloren hat, das erste vor zehn Jahren (mit Borussia Dortmund, d. Red), dann jagt einen das auch mental", gewährte Gündogan nach dem Schlusspfiff dem ZDF-Reporter Einblick in sein Seelenleben. "Ich werde auch nicht jünger, so gibt es nicht so viele Möglichkeiten mehr, diesen Henkelpott zu gewinnen."
In dieser Saison hat der 32-jährige Gündogan alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Er gilt in Manchester als absoluter Führungsspieler, schoss City jüngst mit zwei spektakulären Toren zum Pokalsieg. Er holte die Meisterschaft und durfte sich jetzt als Champions-League-Sieger feiern lassen - für Manchester der erste Triumph auf diesem Niveau. "Und das im Heimatland meiner Eltern. Familie, Freunde, alle sind m Stadion. Besser geht´s nicht." Ilkay Gündogan und Pep Guardiola - zwei Stars setzten sich in Istanbul die Krone auf.
Champions-League-Finale in Istanbul
Manchester City - Inter Mailand 1:0 (0:0)
Torschütze: Rodri (68. Minute)
Zuschauer: 74.000
Die Top-Torjäger der Champions League
Nachdem mit Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Karim Benzema drei der Top-Torjäger der Champions League Europa verlassen haben, sind mit Thomas Müller und Robert Lewandowski zwei Stürmer der ewigen Top-Ten noch aktiv.
Bild: Ulrich Hufnagel/IMAGO
Zlatan Ibrahimovic - 48 Tore
Der schwedische Stürmer ist ein Wandervogel. Da überrascht es kaum, dass Zlatan Ibrahimovic seine insgesamt 48 Treffer in der Champions League für sechs verschiedene Vereine erzielt: Ajax Amsterdam (6), Juventus Turin (3), Inter Mailand (6), FC Barcelona (4), AC Mailand (9) und Paris St. Germain (20). Gewinnen kann er die Champions League aber nie.
Bild: Reuters
Andriy Shevchenko - 48 Tore
Der Ukrainer trifft - wie Ibrahimovic - in der Champions League 48-mal. Im Unterschied zum Schweden darf Shevchenko den "Henkelpott" aber einmal als Sieger in die Höhe stemmen: 2003 mit der AC Mailand. 29 Champions-League-Tore erzielt der Stürmer für Milan, 15 für Dynamo Kiew und vier für den FC Chelsea.
Bild: Sergey Dolzhenko/epa/dpa/picture-alliance
Alfredo di Stefano - 49 Tore
Elf Jahre lang spielt der argentinische Stürmer für Real Madrid. Die Champions League heißt damals noch Europapokal der Landesmeister. Fünfmal in Serie, von 1956 bis 1960, triumphieren die "Königlichen" in der Königsklasse - nicht zuletzt dank der 49 Tore Alfredo di Stefanos. Der Argentinier, der 2014 verstirbt, gehört damals zu den besten Spielern der Welt.
Bild: picture-alliance/dpa
Thierry Henry - 50 Tore
Ein halbes Hundert Treffer in der Champions League steuert der Stürmer aus Frankreich in seiner langen Karriere bei: für die AS Monaco (7), den FC Arsenal (35) und den FC Barcelona (8). Einmal - mit Barça - gewinnt der Weltmeister von 1998 auch die Trophäe. Am Stadion des FC Arsenal steht eine Bronzestatue Henrys. Der Franzose ist Rekordtorschütze der "Gunners".
Bild: augenklick/firo Sportphoto/picture alliance
Thomas Müller - 54 Tore*
Die Champions League und Thomas Müller, das scheint zu passen. Gleich bei seinem Debüt in der Königsklasse, beim 7:1 des FC Bayern gegen Sporting Lissabon im März 2009, erzielt der damals 19-Jährige den ersten seiner bislang 53 Champions-League-Treffer. Zweimal - 2013 und 2020 - gewinnt er mit den Münchenern die begehrte Trophäe. (*Stand 6. März 2024)
Bild: Andreas Gebert/REUTERS
Ruud van Nistelrooy - 56 Tore
Für drei Vereine trifft der niederländische Mittelstürmer Rutgerus Johannes Martinus van Nistelrooij, wie er eigentlich korrekt heißt, in der Champions League: erst für die PSV Eindhoven (8 Tore), dann für Manchester United (35) und schließlich auch für Real Madrid (13). Zu einem Champions-League-Titel reicht es für van Nistelrooy nicht, in drei Saisons wird er aber Torschützenkönig.
Bild: Martin Rickett/empics/picture alliance
Raúl Gonzalez Blanco - 71 Tore
Raúl ist bei Real Madrid eine Legende. Der langjährige Kapitän bestreitet für die "Königlichen" so viele Spiele wie kaum ein anderer Fußballer: allein 550 Partien in der spanischen Liga und 132 in der Champions League. Dreimal gewinnt er mit Real den Titel. Fünf seiner 71 Champions-League-Tore erzielt Raúl bei seinem zweijährigen Gastspiel für den FC Schalke 04.
Bild: Daniel Ochoa de Olza/AP/picture alliance
Karim Benzema - 90 Tore
Mit 18 Jahren gelingt dem Franzosen sein erstes Champions-League-Tor für Olympique Lyon. Von 2009 bis 2023 triumphiert Benzema mit den "Königlichen" aus Madrid fünfmal in der Königsklasse. Benzema spielt nach einem Fingerbruch im Januar 2019 stets mit Handbandage - ob aus Aberglaube oder medizinischer Notwendigkeit, bleibt Spekulation. 2023 verlässt er Europa in Richtung Saudi-Arabien.
Bild: Pierre-Philippe Marcou/AFP
Robert Lewandowski - 93 Tore*
Der Ex-Bayern-Torjäger ist Champions-League-Sieger (2020) und zweimaliger Weltfußballer (2020+2021). 2020 wird somit für ihn zu einem überragenden Jahr, zudem wird er auch noch Torschützenkönig der Champions League. In seiner Karriere trifft er für Borussia Dortmund, den FC Bayern und den FC Barcelona in der "Königsklasse". (*Stand 6. März 2024)
Bild: MATTHEW CHILDS/POOL/AFP
Lionel Messi - 129 Tore
Wenn der FC Barcelona sich zwischen 2004 und 2021 auf etwas verlassen kann, dann auf den Torinstinkt Lionel Messis. 120-mal trifft der Argentinier für die Katalanen in der Königsklasse, danach geht er zwei Saisons lang für PSG auf Torejagd. Sechsmal wird der achtfache Weltfußballer bester Torjäger der Champions League. Viermal holt er mit Barça den Henkelpott. Seit 2023 spielt er in den USA.
Bild: Sebastian Frej/imago images
Cristiano Ronaldo - 140 Tore
Sogar fünfmal gewinnt der Superstar aus Portugal die Champions League. Egal für wen er aufläuft, ob für Manchester United, Real Madrid oder Juventus Turin, Cristiano Ronaldo trifft zuverlässig. Souverän führt der fünfmalige Weltfußballer, der seine Karriere in Saudi-Arabien ausklingen lässt, die "ewige" Torjägerliste in Europas Königsklasse an.