1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Harmloser FC Bayern scheidet aus

19. April 2023

Im Viertelfinale der Champions League ist für den FC Bayern München gegen Manchester City Endstation. Das Rückspiel gegen Erling Haaland und Co. macht einmal mehr deutlich, dass den Münchenern ein echter Torjäger fehlt.

Fussball Champions League | FC Bayern München - Manchester City
Bayern-Angreifer Leroy Sané und seine Sturmkollegen können das Aus nicht verhindernBild: Andreas Schaad/AP/picture alliance

Das erste Ziel von Thomas Tuchel hat seine Mannschaft nicht umsetzen können: "Wir wollen die erste Halbzeit gewinnen", hatte der Trainer des FC Bayern vor dem Rückspiel im Viertelfinale der Champions League im DAZN-Interview gefordert. Nach der deutlichen 0:3-Pleite im Hinspiel vor einer Woche, wollte Tuchel gar nicht von einem "Wunder" sprechen, sondern die schier unmögliche Aufgabe stattdessen Schritt für Schritt angehen: mit einer Führung in die Halbzeit gehen, dann in den zweiten 45 Minuten nachlegen und den Drei-Tore-Rückstand nach und nach abknabbern. Beides misslang jedoch: Das Spiel endete 1:1, weil, wenn man es auf eine einfache Formel bringt, die Gäste einen Torjäger in ihren Reihen haben, der FC Bayern dagegen nicht.

Haaland macht vor, wie es geht

Dabei sah Tuchel einige gute Offensivaktionen seiner Mannschaft - allerdings nur bis zum gegnerischen Strafraum. Gefährliche Abschlüsse auf das Tor Manchester Citys gab es nur selten. "Ich glaube, wir hatten sie wieder am Haken, noch mehr, als wir sie schon in Manchester am Haken hatten", bewertete Tuchel die Leistung seiner Mannschaft nach dem Spiel am DAZN-Mikrofon positiv. "Aber wir haben in 180 Minuten wirklich gar nichts bekommen als Verstärkung und Mutmacher, um es dann wirklich umzudrehen. Wir haben überhaupt nichts an Spielglück gekriegt, in keiner Phase der beiden Matches."

Immer wieder fehlte beim letzten Pass die Präzision oder blieb der Torabschluss am Gegner, manchmal sogar am eigenen Mitspieler hängen. Auf der anderen Seite zeigte Erling Haaland, wie man es besser macht. Zwar hatte der Norweger nicht viele gute Aktionen, ein Tor gelang ihm trotzdem. Nachdem er in der ersten Halbzeit einen Handelfmeter noch über das von Yann Sommer gehütete Tor gedroschen hatte, nutzte er nach einer knappen Stunde seine zweite Möglichkeit eiskalt aus und schloss einen Konter ungehindert ab (57. Minute). Ungehindert, weil Bayern-Innenverteidiger Dayot Upamecano, der im Hinspiel total neben sich gestanden hatte, im entscheidenden Zweikampf ausrutschte und sich auf den Hosenboden setzte.

Manchesters Torjäger Erling Haaland (r.) brauchte nicht viele Chancen, um sein Tor zu machenBild: Matthias Schrader/AP/picture alliance

Dass den Bayern ein treffsicherer Mittelstürmer fehlt, war bereits vor dem Spiel ein Thema: Da gab sich Münchens Vorstandschef Oliver Kahn trotz der sportlichen Rückschläge "immer noch überzeugt von diesem Kader" und wollte den Vorwurf, in Sachen Mittelstürmer habe man die Kaderplanung verfehlt, nicht gelten lassen. "Ich glaube nicht, dass wir das verpasst haben", sagte er bei DAZN. Nach dem Abgang von Robert Lewandowski habe man sich natürlich umgeschaut. Allerdings: "Einen Top-Stürmer zu bekommen, da gibt es Einfacheres. Vor allem in welchem Preissegment es bei Top-Stürmern in Europa anfängt." Zugleich betonte Kahn, dass es Eric Maxim Choupo-Moting in der Mittelstürmer-Position bislang hervorragend gemacht habe. "Er hat in einer wichtigen Phase wichtige Tore erzielt", sagte Kahn. Nach dem Spiel wollte sich dann keiner der Bayern-Verantwortlichen mehr vor der Kamera äußern.

Choupo-Moting außer Form, Mané und Müller nur Ersatz

Erfüllen konnte Choupo-Moting die in ihn gesetzten Erwartungen zuvor nicht. Seine treffsichere Phase liegt auch schon ein wenig in der Vergangenheit. Nach längerer Verletzungspause wirkte der Kameruner gegen Manchester noch nicht wieder einhundertprozentig fit - herausragenden offensiven Esprit versprühte er bis zu seiner Auswechslung in der 71. Minute jedenfalls nicht. Auf einen Einsatz von Sadio Mané in der Startelf hatte Tuchel verzichtet. Der Senegalese, der im Grunde seit seinem Wechsel vom FC Liverpool nach München seine Form sucht, wurde erst in der 64. Minute eingewechselt. Thomas Müller, früher die offensive Allzweckwaffe der Bayern, blieb sogar noch länger draußen. Fast schon bezeichnend, fiel der einzige Bayern-Treffer in 180 Viertelfinal-Minuten gegen Manchester City durch einen schmeichelhaften Handelfmeter - geschossen von Joshua Kimmich, einem Defensivspieler.

Als "Königstransfer" im Sommer gekommen - mittlerweile meistens Bankdrücker: Sadio ManéBild: Sebastian El-Saqqa/firo Sportphoto/picture alliance

Mit dem Ausscheiden in der Champions League ist für den FC Bayern auch die zweite von drei Titelchancen dahin. Zuvor war man bereits im DFB-Pokal-Viertelfinale am SC Freiburg gescheitert. Es bleibt somit "nur noch" die Meisterschaft, deren Gewinn angesichts der vielen Baustellen der Münchener aber auch kein Selbstläufer wird. Zwar haben die Bayern es bei zwei Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund selbst in der Hand. Sie müssen einfach nur alle restlichen Spiele gewinnen, dann sind sie zum elften Mal in Folge deutscher Meister. Aber um Spiele zu gewinnen, muss man ab und zu auch mal ein Tor schießen. 

---------

FC Bayern München - Manchester City 1:1 (0:0) / Hinspiel: 0:3

Tore: 0:1 Haaland (57.), 1:1 Kimmich (83./Handelfmeter)

Besondere Vorkommnisse: Erling Haaland (Manchester) schießt Handelfmeter über das Tor (37.), Bayern-Trainer Thomas Tuchel sieht die gelb-rote Karte (86.), Bayern-Co-Trainer Zsolt Löw sieht die rote Karte (87.)

Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen